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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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voreinander hatten. Auf einmal erscheint ihr das nur noch halb so schlimm – sie haben beide versucht, sich zu schützen. Und jetzt ist das nicht mehr nötig. Es wird nie mehr nötig sein. »Und wann genau hättest du mir das alles erzählt?«
    »Bald«, sagt Stella und kann schon wieder grinsen. »Sehr bald. Aber heute wollte ich eigentlich etwas anderes machen.«
    »Was denn?« Maja hat das Gefühl, dass sie jetzt gar nichts mehr überraschen kann.
    »Dir etwas schenken.« Behutsam legt Stella ihr den Jadering in die Handfläche. »Ich habe ihn letztes Jahr gemacht. Damals wusste ich noch nicht genau, was er bedeutet. Aber in den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass er für dich ist. Sein Name ist Abschied vom Winter .«
    Der Ring fühlt sich warm an in ihrer Hand. Es ist Stellas Wärme, die in ihm steckt.
    »Danke«, sagt Maja, und kaum jemals hat sie ein Wort so ehrlich gemeint.
    Auf der Bahnfahrt nach Hause starrt Lorenzo nur aus dem Fenster. So viel ist geschehen. Ein Mensch ist gestorben. Noch vor so kurzer Zeit hat er mit Robert Barsch telefoniert und jetzt ist er tot. Und er, Lorenzo, ist mit schuld daran – hätte er sich nicht mit Maja getroffen, wäre es wahrscheinlich nicht so weit gekommen! Lorenzo ertappt sich bei so etwas wie Mitleid. Im Grunde war Robert Barsch wahrscheinlich auch nur ein armes Schwein . Aber was dem Mann durch den Kopf gegangen ist bei der ganzen Sache, wird niemand mehr erfahren  ...
    Dann endlich daheim in Offenbach. Nicht mal hinsetzen darf Lorenzo sich, schon bricht der Sturm der Fragen los. Alle reden sie durcheinander, seine Eltern auf Deutsch und Nonna auf Italienisch. Lorenzo steht im Flur der Wohnung und bemüht sich, in beiden Sprachen alles zu beantworten. Doch dann klingelt sein Handy, und er verzieht sich in sein Zimmer, um ranzugehen. Es ist Cedric.
    »Hey«, begrüßt Lorenzo ihn.
    »Weißt du eigentlich, dass du bei den Abendnachrichten genau fünf Sekunden lang durchs Bild gelaufen bist?«, sagt Cedrics vertraute Stimme.
    Trotz allem muss Lorenzo grinsen. »Oh, echt? Du hast auf die Uhr geschaut?« Wie unwichtig ihm das alles ist. Stimmt, zum Schluss waren irgendwelche Kameraleute vor Ort, keine Ahnung, wo die herkamen. Ob die Polizei Maja und ihre Familie immer noch vor denen abschirmt?
    »Nein, ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Das hat mein Vater gemacht. Ich war zu beschäftigt damit, mir Sorgen um dich und Maja zu machen.«
    »Sorry! Ich hatte keine Zeit, dich anzurufen.« So vieles geht Lorenzo durch den Kopf, er ist so voller Bilder, Gesprächsfetzen und Eindrücke, dass es sich anfühlt, als würde er jeden Moment platzen. Doch Cedric bringt ihn nach und nach in seine alte Welt zurück. In eine Welt, in der es Basketball, Natascha, die Pizzeria gibt. Nein, gab.
    »Ich wollte dir noch was sagen ...«, beginnt Cedric plötzlich. Auf einmal hat seine Stimme einen eigenartigen Klang und Lorenzo ist ein bisschen verwirrt. »Was denn?«
    »Dass es mir leidtut.«
    »Was denn? Dass du dich so blöd angestellt hast, als wir mit Liliana und Natascha geredet haben?«
    »Nein.« Cedrics Atem klingt mühsam. »Es ist viel schlimmer. Irgendwie war das eine Kurzschlussreaktion von mir ...«
    »Was denn genau?« So langsam verliert Lorenzo die Geduld. Draußen warten seine Eltern, die noch ungefähr zehntausend Fragen haben.
    »Weißt du, es stimmt schon, was du mir neulich mal vorgeworfen hast. Ich war eifersüchtig auf Maja, dass du so viel Zeit mit ihr verbracht hast. Genauso unerfreulich fand ich, dass du so viele Abende mit diesen verdammten Pizzas verplempert hast, für lächerlich wenig Geld ...«
    So langsam dämmert Lorenzo etwas. Aber er will es noch nicht ganz wahrhaben.
    »Als du Liliana gesagt hast, dass du so wenig Zeit hast wegen deiner Arbeit dort ...«
    » Du warst das, der bei meinem Chef angerufen und mich verpetzt hast?«
    »Es tut mir wirklich wahnsinnig leid.«
    »Cedric! Scheiße! Wie konntest du ...« Lorenzo bricht ab und eine Erinnerung überfällt ihn. Eine frische, heiße Erinnerung daran, was er und Maja angerichtet haben dadurch, dass sie sich getroffen haben. Das war um so vieles schlimmer als Cedrics Verrat. Lichtjahre schlimmer. Wer ist er eigentlich, dass er hier mit Steinen wirft auf jemanden, der sich schon entschuldigt hat?
    »War es wirklich so schlimm? Dass ich so wenig Zeit für dich hatte?«
    Diesmal antwortet Cedric nicht mit einem Witz. Dieses eine Mal nicht. »Schon irgendwie«, sagt er.
    Dann schweigen sie beide eine

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