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Und morgen am Meer

Und morgen am Meer

Titel: Und morgen am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Genesung einen Brief geschrieben und ihr alles erklärt. Eine Antwort hatte ich aber nicht erhalten.
    »Kommt drauf an. Also gesehen hab ich sie, aber sie hat nicht mit mir geredet – war aber zu erwarten. Die Leute im Hausflur munkeln, dass sich ihre Eltern scheiden lassen wollen.«
    Ich riss erstaunt die Augen auf. »Was?«
    »Frau Mohr hat wohl Sympathie für die Flüchtlinge gezeigt, das hat ihr Herr Mohr übel genommen.« Lorenz presste die Luft spöttisch durch die Nase. »Der soll sich mal nicht so haben, ich bin sicher, dass bald ’ne Zeit kommt, in der es nicht mehr in ist, dem Kommunismus beim Siegen zu helfen. Ich wette mit dir, dass Fidel Castro seinen Bart eines Tages ganz um sich rumwickeln kann.«
    In Stabü hatte man uns erzählt, dass Fidel Castro den Eid abgelegt habe, sich erst wieder zu rasieren, wenn der Kommunismus in der Welt gesiegt hat.
    Hoffte denn noch irgendwer angesichts kaputter Häuser und Materialknappheit, dass der Kommunismus siegen würde?
    So witzig Lorenz’ Bemerkung auch war, lachen konnte ich nicht darüber. Arme Sabine. Das schlechte Gewissen überkam mich, denn ich war nicht da, um sie zu trösten. Ich wusste, dass sie beide Eltern sehr liebte. Dass sie sich jetzt trennen wollten, war sicher hart für sie. »Na sieh mal einer an, wen wir hier haben!«
    Claudius stand mit einem breiten Lächeln hinter mir. »Du hast es also auch hergeschafft.«
    »Klar, Mann!«
    »Und das ganz ohne U-Bahn-Schacht. Ist auch besser so. Da durchzuklettern ist der reinste Wahnsinn!«
    Lorenz’ freches Grinsen verschwand, während er wieder betreten zu mir sah. Ich schlug ihm auf die Schulter und grinste. Wir waren alle noch am Leben. Nichts anderes zählte.
    Am Abend schlich ich in Claudius’ Zimmer. Die anderen Männer waren noch draußen, lediglich Claudius hatte sich bereits hingelegt.
    »Du!«, flüsterte ich und rüttelte ihn am Arm, denn er tat so, als würde er mich nicht hören.
    Er schreckte hoch, sah mich ein wenig verwirrt an und als er mich erkannte, atmete er auf.
    »Entschuldige«, flüsterte er und strich mir träge eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Was gibt es denn?«
    »Irgendwas ist im Busch«, sagte ich, denn ich hatte es gerade von den Frauen in meinem Zimmer gehört.
    »Was?«, fragte er verwundert.
    »Sie meinen, dass der Genscher hierher unterwegs sei.«
    »Quatsch!«
    »Ich weiß auch nicht, wie sie drauf kommen. Außerdem wird gemunkelt, dass wegen der schlechten hygienischen Bedingungen den Flüchtlingen die Ausweisung droht.«
    Jetzt war Claudius hellwach. »Aber das können die doch nicht machen!«
    »Es ist nur ein Gerücht. Wir werden ja sehen, was in den nächsten Wochen passiert.«
    Claudius überlegte eine Weile, dann fragte er: »Und was machen wir, wenn die Leute aus der Botschaft ausgewiesen werden?
    »Türmen. Abhauen. Die Fliege machen. Verschwinden. Solange sie noch damit zu tun haben, sich um die anderen Flüchtlinge zu kümmern.«
    »Ich glaube nicht, dass das passieren wird.«
    »Aber für den Fall, dass doch, schnappen wir uns doch einfach die Jawa und dann geht es ans Meer.«
    Ich setzte mich auf seine Knie. Das Bett unter uns knarrte leise.
    Claudius sah mich an, als wollte er fragen, was das sollte. Doch er schwieg und legte nur seine Hände an meine Hüften. Ich versuchte, das Kribbeln, das seine Berührung über meine Haut jagte, zu ignorieren.
    »Okay, ans Meer. Aber dorthin kommen wir auch, wenn wir warten und alles seinen ordentlichen Gang gehen lassen. Wir könnten fliegen.«
    »Wo ist denn deine Abenteuerlust hin?«, fragte ich und boxte ihn leicht gegen die Brust.
    »Die ist noch da! Also gut, fahren wir mit dem Motorrad. Aber besser, wir nehmen meins, denn dein Bruder will seine Maschine sicher zurückhaben.«
    »Die du bis dahin erst mal wieder zusammenflicken musst.«
    »Stimmt, aber das schaffe ich. Und vieles andere mehr. Wahrscheinlich werde ich zu Hause ausziehen müssen, aber auch das kriege ich hin. Ich weiß ja jetzt, wofür ich es mache.« Er küsste mich und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Deine Mutter hat sich noch nicht gemeldet, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. Beinahe ein Monat war vergangen, seit wir uns voneinander verabschiedet hatten, und noch immer drohte mir, nach Berlin, zu meinem Vater geschickt zu werden.
    Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass er nicht versucht hatte, wegzukommen. Sogar Lorenz war das gelungen!
    Traurig machte es mich, dass Papa mir auf meinen Brief nicht

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