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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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tun, und hängte ein. Er aß sein Mittagessen und fühlte sich danach unangenehm aufgebläht, was vermutlich an dem Donut lag.
    Er warf einen Blick in den elektronischen Terminkalender und stellte fest, dass er eine Anfrage an Cellmark Forensic Services, das private Labor in Abingdon, schicken musste, das neuerdings die DNA-Untersuchungen der Kripo Sussex durchführte. Es ging um die halbjährliche Überprüfung der DNA-Profile seiner alten Fälle.
    Während die Täter bislang der Gerechtigkeit entgangen waren, bestand immer die Chance, dass ein Verwandter eine DNA-Probe abgeben musste, weil er von der Polizei festgenommen worden war. Dabei konnte es sich auch um vergleichsweise kleine Vergehen wie Alkohol am Steuer handeln. Eltern, Kinder und Geschwister boten genügend genetische Ähnlichkeit, und obwohl die Kosten für diese Routineüberprüfungen beträchtlich waren, wurden sie durch die gelegentlichen Erfolge gerechtfertigt. Er schickte seiner Managementassistentin eine E-Mail und erinnerte sie an die Anfrage.
    Er hatte schon oft darüber nachgedacht, dass seine Arbeit ein bisschen wie Angeln war. Endloses Auswerfen des Köders, unendliche Geduld. Er warf einen Blick auf die ausgestopfte Forelle, die in einer Vitrine an der Wand hing. Daneben der riesige ausgestopfte Karpfen, den Cleo ihm geschenkt hatte. Auf der Messingplakette darunter stand Carpe diem, ein grauenhaftes Wortspiel. Wenn er es mit jungen, unerfahrenen Ermittlern zu tun hatte, machte er manchmal einen müden Witz über Geduld, mit der man große Fische fängt.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf den unbekannten Toten und erledigte einige Anrufe, um sein vorläufiges Team zusammenzustellen. Währenddessen wanderten seine Blicke von einem blöden Fisch zum anderen. Wasser. Fische lebten im Wasser. In Meeren und Flüssen. Dann wurde ihm klar, weshalb er sie so anstarrte.
    Vor einigen Jahren hatte man in der Themse die Leiche eines unbekannten afrikanischen Jungen ohne Kopf und Gliedmaßen gefunden. Grace erinnerte sich ziemlich gut daran, dass auch bei diesem Jungen die Organe entfernt worden waren. Es hatte sich als okkulter Ritualmord entpuppt.
    Er spürte, wie das Adrenalin durch seinen Körper jagte, und startete eine Suche nach der Akte, die er irgendwo in seinem Computer gespeichert hatte.

31
    MANCHMAL FRAGTE SICH Roy Grace, ob Computer eine Seele hatten. Oder zumindest Sinn für Humor. Er hatte den Fall des unbekannten Toten noch nicht zum Kapitalverbrechen hochgestuft, doch da sie jetzt offiziell ermittelten, musste ihm ein Name zugewiesen werden. Der Zentralcomputer der Sussex Police wies der Ermittlung den geradezu absurd passenden Namen Operation Neptun zu.
    Grace saß Schulter an Schulter mit fünf Ermittlern, denen er als Team am meisten vertraute, um den kleinen, runden Besprechungstisch in seinem Büro.
    Detective Constable Nick Nicholas war Ende zwanzig und lang wie eine Bohnenstange. Er war ein begeisterter Ermittler und brauchbarer Mittelstürmer, den Grace unbedingt für die Rugbymannschaft rekrutieren wollte. Er wäre perfekt für das Team der Polizei, dessen Präsident er neuerdings war. Leider kam der Kollege ständig völlig übermüdet zur Arbeit, da er vor kurzem Vater geworden war.
    Detective Constable Emma-Jane Boutwood war noch neu im Beruf, ein schlankes Mädchen mit wachem Gesicht und langem blondem Haar. Sie wäre kürzlich bei einem Einsatz fast ums Leben gekommen, als sie von einem gestohlenen Lieferwagen gegen eine Wand gedrückt worden war. Eigentlich hätten ihr einige Monate Genesungsurlaub zugestanden, doch sie hatte darum gebeten, wieder arbeiten zu dürfen. Sie war fest entschlossen, ihre Laufbahn bei der Polizei fortzusetzen, und hatte sich vor einigen Wochen bei einer Ermittlung als sehr nützlich erwiesen.
    Der schäbig gekleidete, nach Tabak stinkende Detective Sergeant Norman Potting mit dem schütteren Haar, das er unzureichend über die Glatze gekämmt hatte, war ein Polizist von altem Schrot und Korn. Politisch inkorrekt, geradeheraus und ohne Interesse an einer Beförderung. Es wäre ihm zu viel Verantwortung gewesen, doch wollte er auch nicht mit fünfundfünfzig in den Ruhestand gehen, wie es ihm als Sergeant zugestanden hätte, und so hatte man seine Dienstzeit verlängert. Er machte am liebsten das, was er am besten konnte und gern als Graben und Bohren bezeichnete. Graben war für ihn die methodische Polizeiarbeit, und er bohrte so lange und so tief unter der Oberfläche eines Verbrechens,

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