Und morgen bist Du tot
bis auf er eine Schicht stieß, die neue Erkenntnisse brachte. Er hatte drei gescheiterte Ehen hinter sich und war zurzeit mit einer jungen Thailänderin verheiratet, die er, wie er bei jeder Gelegenheit prahlerisch verkündete, im Internet aufgetrieben hatte.
Detective Sergeant Bella Moy, eine attraktive Frau Mitte dreißig mit hennarot gefärbter Mähne, war eine Art verlorene Seele. Sie war nicht verheiratet, höchstens mit der Polizei, wie viele Kollegen, und wohnte mit ihrer alten Mutter zusammen.
Der fünfte in der Runde war Glenn Branson.
Außerdem waren David Browne, der Leiter der Spurensicherung, und die HOLMES-Analystin Juliet Jones zugegen.
Das Telefon klingelte zur Melodie von »Greensleeves«. Alle schauten sich um. Verlegen holte Nick Nicholas das Gerät aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display und brachte es zum Schweigen.
Grace eröffnete die Sitzung.
»Donnerstag, 27. November, 16.30 Uhr. Dies ist die erste Besprechung der Operation Neptun, der Ermittlung bezüglich des Todes eines unbekannten Mannes, der gestern, am 26. November, vom Baggerschiff Arco Dee aus dem Ärmelkanal geborgen wurde. Fundstelle etwa zehn Seemeilen südlich des Hafens von Shoreham. Unsere nächste Besprechung findet morgen um 8.30 Uhr statt, danach bis auf weiteres täglich um 8.30 Uhr und 16.30 Uhr.«
Dann verlas er eine Zusammenfassung des Autopsieberichts von Nadiuska de Sancha. Wieder klingelte ein Handy. Diesmal griff David Browne in die Tasche, schaute aufs Display und schaltete auf lautlos.
Als Grace seinen Bericht beendet hatte, fuhr er fort: »Die Identität des Mannes zu ermitteln hat oberste Priorität. Bisher wissen wir nur, dass er im Teenageralter ist und ein Teil seiner Organe fachmännisch entnommen wurde. Ein Abgleich der Fingerabdrücke mit der nationalen Datenbank hat nichts ergeben. Eine DNA-Probe wurde ans Labor geschickt, wir rechnen in drei Tagen, also nicht vor Montag, mit dem Ergebnis. Außerdem bezweifle ich, dass die Untersuchung etwas ergibt.«
Er legte eine Pause ein und wandte sich an DS Moy.
»Bella, Sie müssen die Fotos der Zähne herumschicken. Es ist eine gewaltige Aufgabe, aber wir fangen vor Ort an und sehen, was dabei herauskommt.«
»Es gibt doch ein festgelegtes Gebiet für Seebestattungen, oder?«, erkundigte sich Norman Potting.
»Ja, fünfzehn Seemeilen östlich von Brighton and Hove, und es gilt für ganz Sussex.«
»Verlaufen die vorherrschenden Winde und Strömungen nicht von West nach Ost? Das weiß ich noch aus dem Erdkundeunterricht in der Schule.«
»War das damals, als die Arche Noah gebaut wurde?«, wandte Bella ein, die keine große Freundin von Norman Potting war.
Grace warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Norman hat recht«, sagte Nick Nicholas. »Ich bin selbst mal ein bisschen gesegelt.«
»Müsste schon ein richtiger Sturm gewesen sein, der eine mit Gewichten beschwerte Leiche innerhalb weniger Tage so weit davonträgt«, sagte Potting. »Ich habe eben mit der Küstenwache gesprochen. Sie müssen sich die Gewichte anschauen, um ihre Bewegung nachzuvollziehen.«
»Da ist Tania Whitlock schon dran«, sagte Grace. »Aber wir müssen mit sämtlichen britischen Transplantationskoordinatoren sprechen und nach einer Verbindung zu unserem Teenager suchen. Norman, diese Aufgabe würde ich Ihnen gern übertragen. Wir haben bereits eine negative Meldung vom Royal Sussex Hospital.«
Potting nickte und machte sich eine Notiz. »Überlassen Sie das mir, Chief.«
»Wir können nicht ausschließen, dass der Tote aus einer anderen Grafschaft stammt, oder?«, fragte Bella Moy.
»Nein«, erwiderte Grace, »oder auch aus einem anderen Land. Ich möchte, dass Sie mit unseren Kollegen in den französischen Kanalhäfen sprechen. Auch Spanien sollte überprüft werden.« Er legte seine Gründe dafür dar.
»Ich setze mich sofort dran.«
»Ist es richtig, dass wir die genaue Todesursache noch nicht kennen?«, erkundigte sich Nick Nicholas.
»So ist es. Ich möchte, dass Sie mit dem Crime Intelligence Bureau das ganze Land nach ähnlichen Fällen durchkämmen. Und Sie sollten die Liste vermisster Personen in Sussex, Kent und Hampshire überprüfen, ob eine Beschreibung auf unseren unbekannten Toten passt.«
Es war eine gewaltige Aufgabe, das war ihm klar. Jedes Jahr wurden allein in Sussex 5000 Menschen vermisst gemeldet, wenngleich die Mehrheit bald wieder auftauchte.
Dann reichte er Emma-Jane Boutwood eine Mappe. »Dies hier sind Informationen, die wir im
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