Und Nachts die Angst
nun hinter Gittern sitzt und sich somit in einer Situation befindet, in der er noch mehr Schaden anrichten kann. Denn jeder Cop mit einem Minimum an Hirn sieht auf den ersten Blick, dass Randy Vanderholt den IQ eines Toasters hat. Es wird nicht lange dauern, bis man erkennt, dass die Dumpfbacke Hilfe gehabt haben muss.
Also hat es oberste Priorität, an den Deppen heranzukommen, bevor irgendein übereifriger Cop ihn zum Reden bringt. Das wird nicht einfach werden, aber Duke kennt jede Menge leicht zu manipulierende Leute im Knast und im unmittelbaren Umfeld. Wachen. Insassen. Er kann durchaus ein paar Fäden ziehen.
Er erinnert sich an ein Gespräch, das er neulich mit seinem Cousin – einem langjährigen Gefängniswärter – geführt hat, und seine Lippen zucken amüsiert. Pädophile haben im Knast nichts zu lachen. Niemanden wird es überraschen, wenn Randy Vanderholt blutet.
Das Mädchen dagegen stellt ein komplizierteres Problem dar.
5. Kapitel
J e näher Dr. Ezra Lerner Jefferson City kommt, umso schlechter wird das Wetter. Der Wind schubst seine Cessna Skyhawk herum wie ein Spielzeug. Er presst die Zähne zusammen und packt das Steuer fester, ohne die Instrumente aus den Augen zu lassen.
Er hat gewusst, dass es so werden würde, aber wenn möglich fliegt er am liebsten selbst, vor allem wenn er an Orte wie Jefferson City gerufen wird, die nur selten kommerziell angeflogen werden und die man andernfalls nur durch elend lange Fahrten auf dem Freeway erreichen kann. Dennoch könnte er jetzt eine Pause gebrauchen. Er wirft einen Blick auf die unberührte Thermoskanne und sehnt sich nach einer schnellen Dosis Koffein, aber das Flugzeug bockt, und er beschließt, es besser nicht zu wagen.
Außerdem ist er fast da. Er ist schon öfter nach Jefferson geflogen und hat die Platzrunde für den Anflug klar im Kopf. Er funkt den Tower an und kontrolliert die Höhe.
Der Wind flaut ab, und die Maschine sinkt hinab in eine dicke, feuchte Wolkenschicht. Er fliegt blind. Die Cessna lässt sich gut handhaben, aber er ist trotzdem froh, als er auf dreitausendzweihundert Fuß aus der Wolkendecke heraus ist. Jetzt hat er klare Sicht. Der Fluss windet sich durchs Tal wie eine fette grüne Schlange. Unter ihm taucht die Landebahn auf. Um sie herum gruppieren sich hufeisenförmig schneebedeckte Berge, deren Gipfel in den Wolken verschwinden.
Dr. Lerner neigt die Cessna zur Landebahn hinab. Geübt vollführt er die Wende, sinkt abwärts, korrigiert leicht den Kurs, als Böen das Flugzeug zur Seite drücken, richtet die Maschine zur Landebahn aus und beginnt den Endanflug.
Der Übergang von Luft zu Land, von Vogel zu Fahrzeug, verursacht ihm stets ein Kribbeln im Bauch. Er erhöht die Klappenstellung, drosselt das Tempo, richtet sich auf und wartet auf das dumpfe Rumsen der Reifen, die auf den Asphalt treffen. Doch eine starke Bö hebt und kippt die Maschine leicht. Er fängt sie auf, findet die Mittelachse wieder und bringt die Maschine abrupt hinunter. Das rechte Rad setzt auf der Bahn auf, das linke kracht herab, dann greift die Schwerkraft, und die Cessna läuft schaudernd aus.
Am Ende der Bahn kommt sie nahezu zum Stehen, und Dr. Lerner wendet und tuckert langsam auf eine Ansammlung von Gebäuden zu. Er steuert die Maschine auf das Vorfeld, manövriert sie auf den Parkplatz für Besucher und stellt den Motor ab.
Nachdem er die notwendigen Eintragungen in sein Logbuch gemacht hat, öffnet er das Cockpit und steigt aus. Er wandert um die Maschine herum, kontrolliert alles und sichert das Ruder, dann nimmt er seine Tasche und überquert die Rollbahn auf ein verwittertes Gebäude mit großer Fensterfront zu.
Eine stämmige, ernst dreinblickende Frau in Regenmantel und glänzenden Stiefeln tritt in die Kälte hinaus, um ihn zu begrüßen. Sie stellt sich als stellvertretende Bezirksstaatsanwältin von Jefferson County vor, ihr Name ist Jackie Burke. Dr. Lerner schüttelt ihr die Hand, und sie stecken die Köpfe zusammen, um sich kurz auszutauschen, bevor sie das Gebäude betreten.
Nur zwei Männer warten in der Lounge, aber Dr. Lerner hätte Gordon Cavanaugh auch in einem Zimmer voller weißer, mittelalter Väter ausgemacht. Er sitzt mit gebeugtem Rücken vor seiner Kaffeetasse, und seinen Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Schock, Erleichterung und tiefer Erschöpfung, hat Dr. Lerner schon oft gesehen.
Burke stellt Tillys Vater vor, und er schaut auf, sagt aber nichts. Der Mann neben ihm, ein uniformierter,
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