Und Nachts die Angst
aufhören.
Sie blickt sich um. Die Küche ist an einer Seite offen und geht in einen anderen Raum über, der offenbar als Waschküche dient. Sie sieht Waschmaschine und Trockner. Fenster, aber keine Vorhänge. »Schön hier«, sagt sie in dem Versuch, höflich zu sein.
Er lächelt und nimmt den anderen Becher. »Kommen Sie, gehen wir in Abbys Zimmer. Die beiden werden froh sein, dass Sie da sind.«
Er wendet sich um und verlässt die Küche, und sie geht ihm hinterher. Der Mann sieht seiner Tochter nicht ähnlich. Er ist groß, Abby zierlich und klein. Er hat schwarze Haare und einen dunklen Teint, während Abby blond und sehr hellhäutig ist.
Der Flur ist so dämmrig, geradezu trübe, und sie wünscht sich, dass er mehr Licht macht. Seine Stiefel klingen laut auf dem Holzboden.
Jetzt merkt sie, dass sie müder ist, als sie geglaubt hat. Ob es wirklich eine schlaue Idee ist, durch dieses scheußliche Wetter bis nach San Francisco zu fahren? Wahrscheinlich nicht. Vermutlich sollte sie einfach noch eine Nacht in Jefferson bleiben.
Er bleibt vor einer Zimmertür am Ende des Flurs stehen und ruft, dass sie hier ist. Seine Stimme klingt tief und rauh und irgendwie vertraut.
Der Becher wiegt schwer in ihrer Hand.
Sie warten, doch aus dem Zimmer kommt kein Laut.
Sie lehnt sich gegen die Wand.
Er hält geduldig den roten Becher in der Hand und beobachtet sie.
Von innen noch immer keine Reaktion. Es ist sehr still.
Er blickt sie an, und sein Lächeln wird einen Hauch höhnisch. »Wie ist er so? Wie ist der Kakao, Reggie?«
Angst durchfährt sie. Erschrocken starrt sie in den Becher, schleudert ihn dem Mann entgegen, wirbelt herum und flieht durch den Flur, stößt jedoch immer wieder gegen die Wand.
Sie will rennen, fühlt sich aber schwerfällig und langsam, wie in einem Traum. Er kichert dicht hinter ihr, als sie auf bleiernen Beinen durch das Wohnzimmer stolpert. In der Küche dreht sie sich um sich selbst, entdeckt den Messerblock und schnappt sich ein großes Messer.
Dann wirbelt sie wankend zu ihm herum. Die Klinge schimmert zwischen ihnen.
Sein Blick ist wachsam, aber seine Brust ist eine breite, karierte Zielscheibe, die sich mit jedem Atemzug ausdehnt und zusammenzieht.
Sie wirft sich auf ihn und sticht zu. Er springt einen Schritt zurück, so dass sie ihn verfehlt, aber sie fängt sich schnell und weicht, das Messer vor sich haltend, in den Hauswirtschaftsraum zurück.
Er kommt ihr nach, und sie sticht wieder zu, und diesmal trifft die Spitze seine Jeans und schlitzt seinen Oberschenkel auf. Er stößt einen wütenden Schrei aus, schlägt ihr das Messer aus der Hand und schmettert ihr den Handrücken so hart ins Gesicht, dass sie zurücktaumelt und gegen die Waschmaschine kracht.
Sofort ist er über ihr. Er greift ihr ins Haar und stößt ihre Wange gegen etwas Hartes. Sie windet sich frei, schlägt mit den Armen, stößt Gegenstände zu Boden, packt eine Flasche Reiniger und fährt herum. Sie zielt auf sein Gesicht, verpasst knapp sein Kinn und kriecht weg. Sie greift gerade nach dem Türknauf, als sie spürt, wie die Kette sich um ihren Hals zuzieht. Wieder schlägt sie um sich, als die Kette sie würgt und sich in ihren Hals gräbt. Instinktiv stößt sie die Ellbogen zurück, aber plötzlich steht sie nicht mehr auf den Füßen. Die Kette reißt, als sie stürzt, die Perlen prasseln auf den Boden und springen weg, und ihr Schädel geht hart auf die Kacheln nieder.
Er packt sie am Hals und hievt sie auf die Füße. Sie versucht, seitlich auszubrechen, ringt um Luft, boxt ins Leere, tritt um sich und beschleunigt die Wirkung der Droge, die durch ihre Adern rast.
75. Kapitel
A ls sie den Raum im hinteren Teil des Hauses erreicht haben, wehrt sie sich kaum noch.
Sie wiegt weniger, als er gedacht hätte, sie ist leicht wie eine Feder.
Er legt sie auf die Liege ab, streckt sie aus und fängt an, sie auszuziehen. Er streift ihr den schwarzen Pulli und den schwarzen BH ab und wirft beides zu Boden.
Dann betrachtet er ihre Haut. Ihre Brustwarzen haben die Farbe von Tee mit Milch und krönen kleine, feste Brüste, die mit blassblauen Adern durchzogen sind. Ihr Körper ist übersät mit den rosa-weißen Erinnerungen an alte Verstümmelungen. Seine Finger betasten die runden, höckrigen Brandnarben, die ihre Unterarme verunzieren, und schweben über den beiden gleichförmigen Kreisen an den Schultern, wo Daryl Wayne Flint die Elektroden angesetzt hat.
Jungfrauen sind ohnehin überbewertet.
Sie
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