Und Nachts die Angst
Sache genommen und passt zu dem Profil, das er für Tom-Tom Montoya erstellt hat: Der korrupte Cop, der in die Enge getrieben wurde, jagt sich reuig eine Kugel in den Kopf und lässt dem letzten Mädchen das Leben.
Die Behörden haben allesamt so reagiert, wie er es vorhergesehen hat. Sie gaben sich kurz schockiert, stießen dann erleichtert den Atem aus und klopften sich gegenseitig auf die Schulter, dass der böse, böse Bulle tot war.
Und muss er etwa fürchten, dass dieses hübsche Päckchen poetischer Gerechtkeit zu makellos ist, um glaubhaft zu wirken? Aber nein! Kein Amtsträger hinterfragt das Glück, sich einen teuren Prozess ersparen zu können.
Er zieht noch einmal kräftig an der Zigarette, dann drückt er sie aus. Er hat genug von Kindern mit ihrem Gewimmer. Es gelüstet ihn nach jemandem mit mehr Erfahrung, mit mehr Reife, und daher hat er sich spontan für diesen kleinen Zeitvertreib mit Edgy Reggie entschieden.
Und danach? Dann wird der nächste Plan in Kraft treten. Seine Genialität entlockt ihm ein vergnügtes Glucksen.
Keine Kinder aus Jefferson County mehr, das wirbelt zu viel Staub auf. Stattdessen wird er ein paarmal nach Oregon fahren, sich umsehen, vielleicht eine Studentin oder eine Ausreißerin aufgabeln. Junge Mädchen, die per Gesetz volljährig sind, sorgen für weit weniger Probleme als minderjährige Opfer. Und Nutten verschwinden ohnehin jeden Tag.
Aber bis dahin wird Duke sein kleines Nebenprojekt in die Tat umsetzen. Ja, vielleicht hat er ein wenig impulsiv gehandelt, aber jetzt ist alles bereit. Er hat seine Ausrüstung gereinigt und geölt und sogar einen Topf mit Kakao auf dem Herd stehen.
Er stellt sich vor, wie es laufen wird. Klein-Reggie wird voller Eifer, der armen Abby zu helfen, hereinplatzen. Er wird besorgt wirken, sich bei ihr entschuldigen und – was? Ihr danken? Ja. Er wird unendlich dankbar sein, dass sie gekommen ist, um seine traumatisierte Tochter zu treffen. Er wird ihr sagen, dass seine Frau und Abby im Schlafzimmer sind – nur ein Stück den Flur entlang – und dass er ihnen gerade heiße Schokolade bringen wollte. Ob sie auch eine Tasse wolle?
Er wird sich fragen, ob der Kakao auch heiß genug ist, und sie bitten zu probieren. Und wenn sie geschluckt und ihm gesagt hat, dass alles bestens ist, wird er sie den Flur entlang begleiten.
An der Tür angekommen, wird er klopfen und rufen: »Reeve ist hier, mein Schätzchen«, ein wenig Zeit schinden, während die Droge sich in ihrem Körper ausbreitet, und er wird auf das erste Taumeln, auf ein verräterisches Stolpern warten.
Vielleicht wird sie sogar kichern und ihm sagen, dass ihr leicht schummerig ist.
Ach, es wird ein Kinderspiel werden. Dann wird er die Tür öffnen, sie auf den Arm nehmen und festketten. Die Handschellen warten schon.
Duke späht durch das streifige Fenster und sieht die Scheinwerfer durch den Regen blitzen. Die Strahlen wackeln und schwanken, als der Jeep langsam über den Weg holpert und auf ihn zukommt.
Da ist sie ja endlich.
Er ist hart vor Erwartung.
Er sieht zu, wie sie den Jeep im Carport neben seinen Chevy Tahoe parkt, genau wie er sie angewiesen hat. Er hört, wie die Autotür zufällt. Langsam rührt er im Topf und dreht das Gas herunter, damit die Milch nicht anbrennt.
74. Kapitel
M r. Hill?«
»Nennen Sie mich Earnest«, sagt der Mann, zieht die Tür weit auf und winkt sie hinein. Er dankt ihr fürs Kommen, nimmt ihre Jacke.
»Abby und ihre Mutter sind hinten«, sagt er und deutet vage hinter sich. »Ich wollte Abby gerade einen Kakao machen. Möchten Sie auch?«
»Ja, danke, das wäre nett.«
Er geht voran, und sie folgt ihm. Das Haus ist finster und still und wirkt wie eine Höhle. Das Wohnzimmer sieht sauber aus, aber wonach riecht es hier? Sie bleibt am Esstisch stehen und stellt ihre Tasche auf einen Stuhl, bevor sie die Küche betritt. Sie ist funktionell eingerichtet und verfügt über eine robuste Echtholzarbeitsfläche, auf der ein massiver Messerblock steht. Keine weibliche Note, soweit sie das erkennen kann.
Er nimmt den Topf vom Herd und teilt den Kakao gleichmäßig auf zwei Becher auf. Einen reicht er ihr. »Ich hoffe, er ist okay.«
Sie trinkt einen Schluck. »Wunderbar«, sagt sie. Sie nimmt noch einen Schluck, damit sie die Tasse besser tragen kann. Er schmeckt gut, aber irgendwie komisch.
Das liegt wahrscheinlich nur an dem Geruch nach Zigarettenqualm, denkt sie. Du und deine Vorurteile. Raucher sind süchtig, sie können nicht einfach
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