Und Nachts die Angst
Benioff, die sich noch immer in einer Art Schockstarre befindet, weil sie über jemanden, den sie für einen Freund gehalten hat, derart furchtbare Dinge erfahren musste. Zu schade, dass der böse, böse Tomas Montoya sich selbst gerichtet hat.
Der ganze Plan hat derart zuckersüß funktioniert, dass er eigentlich Karies davon bekommen müsste.
Seine drei minderbemittelten Aufseher sind Geschichte. Seine drei verwöhnten Lieblinge sind in den Schoß ihrer weinerlichen Familien zurückgekehrt. Und Montoya, der grinsende Affe, hat sich problemlos eliminieren lassen.
Der Druck ist weg.
Montoya alles in die Schuhe zu schieben war leicht gewesen, sogar leichter noch, als er geplant hatte. Der große Volltrottel schien sich ernsthaft geschmeichelt zu fühlen, als Duke überraschend bei ihm hereingeschneit war, um ihm »etwas auf dem Computer zu zeigen«. Als seien sie mehr als nur Rauchkumpane, als seien sie echte Kumpels. Als ob Drew Eubank, das Computergenie der Abteilung, ernsthaft glaubte, Tomas Montoya hätte das intellektuelle Potenzial, etwas zu kapieren, was über einen stinknormalen Download hinausging.
Es hatte genau so geklappt, wie er es sich ausgemalt hatte: Montoya saß an seinem PC und tippte den Unsinn ein, den Duke ihm diktierte, während er hinter ihm stand, in aller Seelenruhe seine Handschuhe überstreifte und die Pistole aus dem Mantel holte.
Kurz bevor er ihm die Mündung an die Schläfe hielt, bat er Montoya, den Schirm ein bisschen zu ihm zu drehen, und als Montoya die rechte Hand aus dem zu erwartenden Spritzbereich hob, nahe genug ans Mündungsfeuer, drückte Duke ab.
Selbstmord. Sauber.
Dann war es einfach. Er ließ die Waffe auf den Boden fallen und legte die falsche Selbstmordbotschaft und die Karte an Ort und Stelle. Die Handys, mit denen er Orr und Pelt kontaktiert hatte, kamen in eine Schublade. Sobald er das M24-Scharfschützengewehr mit ein paar Schachteln Munition in Montoyas Schrank verstaut hatte, war die Sache erledigt.
Nun ist der einzige Beweisfetzen, der Duke mit dieser besonderen Verbrechensserie in Verbindung bringen könnte, diese verdammte Tätowierung.
Er krempelt den Ärmel auf und überlegt zum gut hundertsten Mal, ob er sie wegmachen oder ändern lassen soll. Er hasst sie. Aber es war ein Glücksfall gewesen, als Montoya von seinem Urlaub in Mexiko mit den Fotos zurückgekehrt war.
»Ein Tattoo, Mann?«, schnaubte Duke. »Ernsthaft?«
Montoya grinste verlegen. »Nur das eine. Hat echt weh getan, das kann ich dir sagen.«
Zu jener Zeit war Hannah Creighton noch das einzige Mädchen, das er besaß, und obwohl sie gerade erst zwei Wochen zuvor ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, biss Duke in den sauren Apfel und tat, was nötig war: Er verschwand kurzfristig aus der Stadt und ließ sich exakt dieselbe Tätowierung stechen wie Montoya. Denn Montoya war schon immer sein potenzieller Sündenbock gewesen. Richtige Größe, richtige Haar- und Hautfarbe, richtiger Körperbau. Richtiger IQ.
Duke hatte jeden Schachzug im Voraus geplant, bis hin zur falschen Identität, mit der er bei Yow in Reno die Papiere unterzeichnet hatte.
Leider ließ Montoyas Stimme sich nicht kopieren, so dass er zumindest seine Aufseher trotz mangelndem Hirnschmalz niemals hätte gänzlich täuschen können, aber letztlich hatte er auch dieses Problem gelöst.
Tot, tot, tot und noch mal tot.
Er wandert auf und ab, zündet sich eine Zigarette an, zieht und atmet tief ein. Nachdenklich betrachtet er den dünnen weißen Zylinder zwischen seinen Fingern. Nun, da Montoya aus dem Verkehr gezogen ist, kann er zu seiner Lieblingsmarke zurückkehren. Selbstverständlich hat er an den wichtigen Stellen Kippen mit Tom-Toms DNA plaziert, aber er hat die Marlboro Lights gründlich satt.
Dukes Hauptproblem ist nun, dass seine sexuellen Bedürfnisse schon viel zu lange haben zurückstehen müssen, doch zum Glück – er tritt ans Fenster und hält nach den Jeepscheinwerfern Ausschau – zeichnet sich am Horizont ein Lichtschimmer ab.
Dies ist seine Chance, doch noch einen Gewinn zu erzielen, eine Entschädigung für all das, was er geopfert hat. Seine Aufseher. Seine Mädchen. Und die ganze Mühe und Energie, die er investiert hat, damit jede noch so kleine Einzelheit auf Montoya als Täter hinwies.
Am schwersten ist ihm die Entscheidung gefallen, Abby leben zu lassen oder nicht, aber Duke hat keinen Zweifel, dass er die vernünftigere Wahl getroffen hat. Sie zu verschonen hat ein wenig Druck aus der
Weitere Kostenlose Bücher