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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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um das Gewehr zu reinigen. Die Arbeit macht ihm Spaß. Die Oberflächen von Waschmaschine und Trockner haben eine komfortable Höhe, und er legt eine dicke Matte auf die Geräte, um eine ebene Fläche zu schaffen. Nun breitet er ein spezielles Polierleder darüber, anschließend legt er seine Utensilien zurecht. Putzstock, Lappen, Lösungsmittel und Waffenöl. Er nimmt die M24 hoch, zieht fachmännisch die Abzugsgruppe heraus und entfernt den Bolzen. Er ist sehr gründlich, setzt das Lösungsmittel sparsam ein, drückt den Stock sanft durch den Lauf und wiederholt den Vorgang so lange, bis der Filz sauber herauskommt. Als Nächstes streift er Latexhandschuhe über, gibt Öl auf einen Lappen und reibt alle Oberflächen ab, so dass keine Fingerabdrücke mehr zu finden sind.
    Als er fertig ist, stellt er die Flasche Lösungsmittel und die Dose mit Waffenöl neben das Kettenschmiermittel in das Regal, auf dem er auch Terpentin und ähnliche Flüssigkeiten aufbewahrt. Dann legt er das gereinigte Scharfschützengewehr zurück in den selbstgebauten Kasten und schiebt ihn in ein verstecktes Fach über dem Waffenschrank, den er ebenfalls selbst entworfen und gebaut hat. Weswegen der Gewehrkasten auch perfekt hineinpasst.
    Die nicht gebrauchten Patronen kommen zurück in die Schachtel auf dem Regal. Hier lagert der größte Teil seiner Munition. Er ist stolz darauf, jede einzelne Patrone selbst herzustellen, und er hat für jeden Zweck die perfekte Mischung – zum Beispiel eine zusätzliche Menge Pulver für größere Schusskraft oder leichtere Hülsen für größere Distanzen. Er kauft Pulver und Munition en gros.
    Neben dem Scharfschützengewehr besitzt er zwei Flinten und sechs gewöhnliche Jagdgewehre. Vier Pistolen – einen Colt 1911 und drei Glocks – sind an strategisch wichtigen Punkten im Haus deponiert, Ersatzmunition jeweils in der Nähe. Er besitzt außerdem zwei selbstgebaute Schalldämpfer plus eine .44 Magnum mit Zielfernrohr für die Freizeitjagd.
    All diese Waffen sind ständig geladen und schussbereit. Allerdings hat Duke es sich zur Regel gemacht, niemals auf seinem Grundstück zu üben. Selbst in diesen dünn besiedelten Außenbezirken der Stadt ist das Schießen verboten, und nie würde er riskieren, Aufmerksamkeit auf sein illegales Waffenarsenal zu ziehen. Zumal für den täglichen Gebrauch wie zur Entfernung von Katzen und anderem Ungeziefer das Luftgewehr, das neben der Tür steht, vollkommen ausreicht.
    Manchmal verstaut er seine Beute in der Tiefkühltruhe. »Man weiß nie, wann man Köder braucht«, hat sein Vater gerne gesagt.
    Duke macht sich daran, das Luftgewehr mit Patronen im Kaliber .22 nachzuladen. Dann wischt er zusammen, was danebengegangen ist, schmeißt die Handschuhe in den Müll und wäscht sich gründlich die Hände in der Spüle des Hauswirtschaftsraums. Er zieht sich aus, stopft seine Sachen in die Trommel der Waschmaschine, gibt Waschmittel hinzu, startet das Programm und geht nackt quer durchs Haus.
    Nach einer heißen Dusche zieht er sich seine Sportsachen an, schließt den Kontrollraum auf und setzt sich vor eine Reihe von vier Computern auf seinen Lieblingsstuhl. Er stellt sein Sniffer-Programm neu ein und markiert Wörter wie »Heckenschütze«, »Hinterhalt«, »Hinrichtung« und »Erschießung«.
    Den ganzen Tag über hat er sich gefragt, wie Tilly Cavanaugh auf den Tod ihres Gefängniswärters reagiert, doch er musste sich auf seine Rolle in der Arbeit konzentrieren: den minderbemittelten IT-Fritzen bei einer Computerpanne helfen, die Überwachung zweier Drogendealer organisieren, Berichte über die alltäglichen Aktivitäten Kleinkrimineller schreiben und allgemein all das erledigen, was anstand, bevor er in den Urlaub gehen konnte.
    Nun ist Zeit zum Auftanken.
    Schon vor vielen Jahren hat er sich geschworen, trotz der Schreibtischarbeit fit zu bleiben. Für sein Abendtraining wählt Duke die Aufnahmen von Mr. C.s Handy, drückt sich die Stöpsel in die Ohren, streift die Fitnesshandschuhe über und legt sich mit dem Rücken auf die Bank.
    Während er mit dem Bankdrücken beginnt, hört er die unangenehme Stimme der stellvertretenden Staatsanwältin Jackie Burke. Burke, das Biest.
    Er stemmt das Gewicht hoch und atmet aus. Senkt es ab und atmet ein. Seine Muskeln werden warm.
    Er hat gerade den zweiten Trainingssatz begonnen, als er hört, dass Gordon Cavanaughs Sohn der Ermordung Vanderholts verdächtigt wird. Er gluckst. Das sind ja mal lustige Nachrichten.

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