Und Nachts die Angst
ich herkam. Mausetot.«
»Heilige Scheiße.« Duke lässt sich schwer auf einen Stuhl sinken und verzieht sein Gesicht zu etwas, das einem schockierten Ausdruck gleichkommt.
»Jemand hat ihn abgeknallt – Pow! Kopfschuss.« Montoya ahmt mit den Händen eine Pistole nach.
»Das ist ja irre.«
»Und saubere Arbeit. Ohne einen Deputy zu streifen.«
»Verdammte Axt. Das hätte ich gerne gesehen.«
»Ja, ich auch.« Montoya federt auf den Fußballen. »So weit zum Thema Gerichtsverhandlung. Die Gerechtigkeit hat gesiegt.«
Kim Benioff taucht im Türrahmen auf. »Hast du’s schon gehört? Das mit Vanderholt?«
»Montoya hat’s mir gerade erzählt.«
»Wie geil ist das denn?«, sagt sie. »Nur eine Kugel, und er fällt um wie ein nasser Sack.«
Duke lächelt nur. Tatsächlich hat es zwei Schüsse gegeben, aber nur einer hat getroffen.
»Wirklich schön, oder?«, fragt Montoya.
»Der Schütze verdient ’ne Medaille«, stimmt sie zu.
»Und? Haben wir ihn denn gefasst? Den Schützen, meine ich?«
»Noch nicht«, sagen beide einstimmig.
»Verdächtige?«
»Ja, meine Mutter«, witzelt Montoya.
»Meine auch.« Benioff lacht. »Und meine Oma, meine Schwester und meine zwölfjährige Nichte.«
29. Kapitel
G ordon Cavanaugh sitzt in Jackie Burkes Büro und versucht, das Gefühlschaos in seinem Inneren zu entwirren. Aus seinem anfänglichen Schock ist eine erschreckende, boshafte Freude geworden.
Randy Vanderholt ist tot. Seine Tochter ist bei seiner Frau zu Hause in Sicherheit. Seiner Familie bleibt der lange zermürbende Prozess erspart.
Er ist gleichzeitig froh und entsetzt. Tränen stehen in seinen Augen. Er hat Mühe, scharf zu sehen.
Jackie Burke steht unschlüssig herum, packt unbeholfen seinen Ellbogen, dann ist sie fort. Männer und Frauen in Uniform rennen vorbei, rotten sich im Flur zusammen, platzen herein, stellen Fragen, verschwinden wieder.
Eine Frau, die er von irgendwoher kennt und deren Namen ihm auf der Zunge liegt, erscheint in der Tür. Sie lächelt ihm mitleidig zu. »Wir sind alle so froh, dass dieser schreckliche Mensch tot ist«, gurrt sie. »Das muss eine solche Erleichterung für Sie sein.«
Er nickt und will etwas sagen, aber seine Kehle ist wie zugeschnürt.
Jackie Burke kehrt mit einem stämmigen Deputy an der Seite zurück. Sie bauen sich vor ihm auf. »Wo ist Ihr Sohn, Mr. Cavanaugh?«, fragt der Deputy.
Er räuspert sich und blickt zur Uhr an der Wand. »In der Schule vermutlich.«
Ein bedauerndes Kopfschütteln. »Leider nein. Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
»Er ist im Abschlussjahr auf der Jefferson High. Er müsste in der Schule sein«, wiederholt er stur. Die rachedurstige Freude, die er noch vor einem Moment empfunden hat, wird von einem neuen Gefühl verdrängt. »Vielleicht ist er zu Hause.«
»Ganz offensichtlich nicht, Sir.« Der Deputy spricht tonlos, aber seine Haltung wirkt streitlustig.
Gordon Cavanaugh runzelt verwirrt die Stirn. Sein Handy klingelt, und er blickt automatisch aufs Display. »Meine Frau. Tut mir leid, aber kann ich eben drangehen?«
Jackie Burke wirft dem Deputy einen Blick zu. »Natürlich. Aber …«
Cavanaugh hat schon zweimal mit seiner Frau telefoniert, seit er von Vanderholts Tod erfahren hat, daher klingt seine Stimme leicht entnervt. »Liebling, ich bin immer noch bei der Staatsanwaltschaft.«
»Die Polizei ist hier, Gordon! Sie durchsuchen unser Haus!« Ihre Stimme klingt schrill. »Sie haben deine Waffen mitgenommen.«
Und ganz plötzlich verlässt auch der letzte Rest wohliger Wärme Gordon Cavanaughs Körper. An ihrer Stelle setzt sich eiskalte Furcht fest.
30. Kapitel
T illy Cavanaugh hat die Arme um die Knie geschlungen und wiegt sich auf dem Bett, während Reeve auf der Kante sitzt, sie beobachtet und überlegt, was sie sagen kann, um das Mädchen zu beruhigen. Oder irgendwie zu ihr durchzudringen.
Mrs. Cavanaugh macht die Tür auf, stellt leise eine Schüssel mit frischem Popcorn auf den Nachttisch und schenkt ihnen ein gezwungenes Lächeln. Dann kehrt sie zu dem Pulk von Leuten in der Küche zurück.
Das Popcorn verbreitet seinen Duft im Raum, bleibt aber unberührt.
Die Ermordung des Verdächtigen in einem publikumswirksamen Fall vermindert die Aufmerksamkeit der Medien nicht, wie Dr. Ezra Lerner beobachten kann, als Deputy Hudson den Wagen vom Haus zum Tor steuert, hinter dem der Mob wartet.
Eher sind es mehr Reporter denn je. Die Nachrichtenmaschinerie ist hochgefahren und warmgelaufen, und sie
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