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Und nehmen was kommt

Und nehmen was kommt

Titel: Und nehmen was kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Laher
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wird dich abstechen, da kannst du Gift drauf nehmen. Er grinst ihr ins Gesicht, weil er weiß, das behaupten sie alle, wenn der Traum wieder einmal ausgeträumt ist. Insgeheim tut sie ihm leid.
    Am nächsten Tag legt ein italienischer Gast, zwischen Weihnachten und Neujahr ist Italienerzeit, seine Brieftasche achtlos neben sich und läßt sie versehentlich liegen, als er sich, erfolgreich animiert, für den Whirlpool bereit macht. Monika sieht das, prüft den Inhalt, achtzehnhundert Euro in Zweihunderterscheinen. Es erwischt keinen Armen, denkt sie, als sie einen davon abzweigt, ohne daß es irgendwem auffällt. Heute tanzt sie wirklich, hat sogar halbwegs Spaß daran, dank der unfreiwilligen italienischen Aufmunterung und Philipps Anruf geht es ihr wieder etwas besser. Und als sich auch noch ein gemütlicher österreichischer Stammkunde blicken läßt, der nie etwas anderes will als ihren nackten Brüsten von seinen Eheproblemen erzählen, geht sie sogar einmal aufs Zimmer, aber diesmal dreht sie den Spieß um und erzählt ihm, was ihr so zugestoßen ist in letzter Zeit und wie sehr sie alles verunsichert. Ihr tut es gut, ihm ist das anscheinend genauso recht, und er zahlt auch dafür.
    Philipp freut sich unbändig auf sie. Eigentlich ist er noch nicht wieder ganz hergestellt, aber den Jahreswechsel möchte er unter allen Umständen mit Monika verbringen. Sie wiederum besteht darauf, einen Teil des Abends mit ihrer Familie im Incognito zusammen zu sein, ihm ist das gar nicht recht, doch er fügt sich und begleitet sie. Bald schon fühlt er sich überanstrengt, Kreislaufbeschwerden stellen sich ein, er schwitzt und zittert ein wenig.
    Irgendwann fragt Vera ihn süffisant, wie lange er Monika noch anschaffen lassen werde oder ob er vielleicht gar selbst ins Milieu umsatteln wolle. Sie werde wohl gemerkt haben, gibt er ärgerlich zurück, daß sich bei Monika da schon jetzt nichts mehr abspiele. Vera lacht auf. Was soll das heißen? fragt Philipp.
    Monika bekennt sich trotzig dazu, gutes Geld verdient und nicht gleich für Speed ausgegeben zu haben. Zum Beweis hält sie ihm den Zweihunderter vors Gesicht. Sie kommt aber nicht mehr dazu, Erklärungen nachzuschieben, denn in Philipp verkrampft sich alles, und er versetzt ihr, ohne es sich vorzunehmen, vor allen Leuten eine Ohrfeige, die erste und letzte, ziemlich genau an jener Stelle mitten im Kontaktraum, wo sie ihn vor zwei Monaten geküßt hat. Wortlos geht er und verzieht sich in einen anderen Club.
    Ich habe hohes Fieber, jeder Knochen tut mir weh, tagelang liege ich allein daheim in der Wohnung, und sie hurt derweil lustig herum, als wäre nichts geschehen zwischen uns, ärgert er sich und kauft sich aus kindischer Rachsucht eine Frau, der er rein gar nichts abgewinnen kann, nicht nur, weil er an diesem Tag viel eher eine Krankenschwester benötigen würde. Er will Monika nie mehr sehen, glaubt er, sie hat ihn bitter enttäuscht, er hätte es wissen müssen, er hat es gewußt, und als er die Stätte seiner lustlosen Revanche verläßt, ruft er sie gleich vom Parkplatz davor an, erzählt ihr triumphierend, daß er es sich ordentlich gegeben hat, sie solle sich nur nicht einbilden, er würde sich alles gefallen lassen, das habe sie nun davon. Prosit Neujahr. Sie nennt ihn Arschloch, fick dich ins Knie, schreit sie ins Telefon, und Philipp fällt es schwerer als erwartet, zurück nach Wien zu fahren, statt hinüber zu Monika und sie in die Arme zu nehmen.
    Erst zwei Jahre später wird sie es ihm bei Gelegenheit unter die Nase reiben, daß sie sich auf Punkt und Beistrich an die Vereinbarung gehalten und keinen Kunden mehr an sich herangelassen hat, seit sie aus Thailand zurückgekehrt waren. Er hat sie geohrfeigt, ohne sich anzuhören, was sie zu sagen hatte. Sie hat ihren Stolz, sonst hat sie nichts. Und wenn es tatsächlich das Ende gewesen wäre, sie verbiegt sich nicht mehr. Auf einen neuen Joe kann sie verzichten.
    Die Aussprache nach drei für beide Seiten üblen, schier endlosen Tagen verläuft zunächst gereizt, und wer weiß, welchen Verlauf sie genommen hätte, wäre Philipp zur Begründung seines Verhaltens nicht auf die Grippe zu reden gekommen, wie hundeelend es ihm gegangen sei. Stell dir vor, unterbricht ihn Monika da mit großer Verve, und im ersten Moment ist er nahe am Explodieren, weil sie, was er zu sagen hat, offensichtlich nicht im geringsten interessiert, stell dir vor, Veras neuer Freund, der Trottel, hat sich einen kleinen Hund angeschafft,

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