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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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Katze an einem Bändchen um den Hals trug, war das einzige Geräusch, das die ansonsten totenstille Nacht durchzog.

sechsundfünfzig
Mittwoch, 21. November 2012
    Ãœber Nacht war der Nebel von den Höhen des Südschwarzwaldes ins Tal der Rheinebene gezogen und hatte sich dort festgesetzt. Mehrere Auffahrunfälle hatten die Kollegen der Streife an diesem tristen Morgen in Atem gehalten, und der Eingangsbereich der Waldshuter Polizeidirektion glich einem Bienenstock, so viele Menschen – Beamte, Unfallbeteiligte und deren Angehörige, Sachverständige, Mitarbeiter eines Abschleppdienstes, eine Reinigungskraft und ein aufgebrachter Mopedfahrer – bevölkerten den hellgelb gestrichenen Empfang.
    Nachdem sich Stefan Alt endlich durch die Menschenansammlung gezwängt hatte, machte er in seinem Büro erst einmal die Tür hinter sich zu und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in seinen etwas zu stark federnden Sessel fallen. Geschafft. Für einen Moment schloss er die Augen und dachte an den schönen Morgen mit Tina, seiner Verlobten und wohl auch Bald-Ehefrau. Wenn da nicht das leidige Thema Kinder wäre, dachte er und ballte seine rechte Hand zu einer Faust. So auch heute. Dabei hatte der Morgen so romantisch begonnen, als sie ihn mit innigen Küssen aufweckte und sie gemeinsam in den Tag starteten. Sie duschten ausgiebig zusammen und gönnten sich ein extralanges Frühstück mit frischen Croissants, die Tina schnell beim Bäcker um die Ecke gekauft hatte, Mutters selbst gemachter Marmelade und zwei Tassen extra starken Kaffees.
    â€žDas mit uns beiden sollte immer so sein. Nur wir zwei“, hatte Tina gesagt und dabei herzhaft in ihr mit einem Klecks Konfitüre bestrichenes Croissant gebissen.
    â€žNur wir zwei? Willst du jetzt doch keine Kinder?“ Stefan verschluckte sich fast an seinem Kaffee, als er Tinas Worte hörte.
    â€žWas? Nein, wieso? Wie kommst du jetzt darauf? Das habe ich doch gar nicht gesagt“, verteidigte sich Tina.
    â€žDoch. Du hast gesagt: ‚Das mit uns beiden sollte immer so sein. Nur wir zwei.’ Und das bedeutet, du willst mich, aber keine Kinder.“ Mit diesen Worten war er aufgestanden und im Badezimmer verschwunden.
    â€žDas habe ich doch nur so daher gesagt, weil ich einfach diesem schönen und romantischen Morgen auch mit Worten huldigen wollte. Sei doch nicht immer gleich so eingeschnappt.“
    â€žDas bin ich gar nicht“, hatte er erwidert und sich dabei mit seinem Nassrasierer am Kinn geschnitten. Während er nach einem Stück Toilettenpapier griff um sich das Blut abzutupfen, hatte er sich seine nächsten Worte genau überlegt: „Ich wünsche mir, dass du meine Frau wirst und das wir Kinder haben, die wir gemeinsam großziehen. Ich habe ja auch nie ‚sofort’ gesagt, ich weiß doch, wie wichtig dir erst mal deine Karriere und die Bestätigung in diesem Beruf ist.“
    â€žJetzt komm bitte nicht wieder mit dieser Masche. Immer bist du dann der Verständnisvolle, wenn du einer Konfrontation aus dem Weg gehen willst.“ Wütend hatte Tina die Tür der Waschmaschine zugeknallt und auf den Startknopf gedrückt. „Ich habe nie gesagt, dass ich keine Kinder will. Aber ich möchte darüber mitentscheiden und das von mehreren Faktoren abhängig machen. Und jetzt bin ich einfach noch nicht so weit. Ich bin einfach noch nicht bereit für Kinder.“ Und mit diesem Statement war sie aus dem Badezimmer gestürmt. Das sagst du mir schon seit Jahren, hatte Stefan nur gedacht und sich wieder auf seine kleine offene Wunde konzentriert, denn inzwischen sickerte das Blut bereits durch das mehrfach übereinandergelegte dreilagige Toilettenpapier.
    Gedankenverloren strich er sich über die Stelle, die er vorsichtshalber mit einem Pflaster abgeklebt hatte, als Karl Strittmatter ins Büro kam.
    â€žDer Chef will uns sprechen. Wir haben gleich eine Vernehmung “, brummelte er. Anscheinend hat da noch jemand miese Laune, dachte Stefan Alt und folgte Strittmatter den Flur entlang in Bannholzers Dienstzimmer.
    Richard Sutherfolk saß gut gelaunt, fast schon fröhlich grinsend, im Vernehmungsraum auf dem Stuhl, auf dem keine zwölf Stunden zuvor René Lusser noch einen verlorenen und verunsicherten Eindruck gemacht hatte.
    Das Gespräch mit dem Kriminalrat hatte neue interessante Aspekte zutage gefördert, und die beiden Kommissare waren

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