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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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noch Herrn Marder persönlich. Was natürlich nicht heißen will, dass ich ihnen nicht schon einmal begegnet bin.“
    â€žWie Reinhold Nägele ist Franz Marder mit einem harten Gegenstand wie einem Baseballschläger oder Golfschläger erschlagen worden. Spielen Sie eigentlich Golf?“
    â€žDas wissen Sie doch. Sie haben doch versucht, mich im Club zu erreichen, wie man mir gesagt hat.“
    Strittmatter grinste, während René krampfhaft überlegte, worauf der Kriminalhauptkommissar mit der kräftigen Statur und der rahmenlosen Brille eigentlich hinaus wollte.
    â€žUnd Maria Reisinger ist erdrosselt worden. Das kann nur ein starker Mann gewesen sein, da sie nur einen kurzen Todeskampf hatte. Sie machen doch auch Krafttraining, oder?“

fünfundfünfzig
    Wie ein abendlicher Raureif legte sich die Feuchtigkeit über den Ort. Die Grablichter auf dem Friedhof flackerten als einzig wahrnehmbares Lebenszeichen in dieser verwunschen anmutenden Welt. Es waren nicht nur diese unwirklichen Nebel-Lichtspiele und die in jede Ritze kriechende Feuchtigkeit, sondern auch eine gespenstische Ruhe – einem Dornröschenschlaf gleichkommend –, die das Rosendorf umgab. Die Ruhe vor dem Sturm, dachte er bei sich, als er den Weg über die Steinplatten hin zu seinem Heiligtum entlangging.
    Als er das Gewächshaus betrat, empfing ihn ein leicht modriger und doch wohlig-warmer Duft von Rosen, Düngemitteln, Erde und Torf. Er war wieder zu Hause. Bei ihr.
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sie endlich wieder in ihrer vollkommenen Schönheit strahlen sah. Zaghaft streckte sich ihm eine Blüte entgegen und er hätte am liebsten ausgelassen getanzt. Aber das Treibhaus war so vollgestellt mit all seinen Schätzen, dass er sich nicht zu tanzen traute, um nichts umzustoßen oder gar zu zerstören. Schon einmal war ihm in einem ungeschickten Moment ein Bilderrahmen heruntergefallen und in tausend Teile zersprungen. Unter Tränen hatte er jeden Splitter und jede Scherbe einzeln aufgehoben, durften doch keine entweihten und für niedere Arbeiten vorgesehenen Gegenstände – was Kehrblech und Handfeger für ihn waren – über die Schwelle seines Palasts gelangen. So hatte er damals mehrere kleine Schnitte an den Fingerkuppen liebend gern in Kauf genommen. Selbst, als ein Schnitt etwas tiefer war und sich bereits ein Blutstropfen an der offenen Stelle an der Fingerkuppe zeigte, hörte er nicht auf, sondern wischte das Blut an einer satten und in ihrer ganzen Schönheit ausgereiften Blüte ab. „Du für mich, ich für dich“ waren seine Worte, sein Gedanke, der längst zu seiner bis in die letzten Haarspitzen gelebten Prämisse geworden war.
    Eine tödliche Prämisse, wie er stolz und ehrfürchtig zugleich feststellte. „Und die weiterhin ihre Gültigkeit hat“, sagte er zu sich selbst und nahm dabei eine neue Kerze aus dem kleinen Beistelltisch. Nachdem er die Kerze an der Flamme der nahezu abgebrannten Kerze entzündet hatte, stellte er sie vorsichtig zwischen die blütenlosen Rosen.
    â€žMöge ihr ein Licht aufgehen. Nur, dann ist es zu spät“, hauchte er – fast so, als habe er Angst, jemand könne seine Worte mitbekommen.
    Während man in einer klaren Nacht die hohen Tannen, die angrenzende Wildrosenhecke und die beleuchteten Fenster des Hauses durch die Äste und Zweige der im Garten stehenden Obstbäume sehen konnte, ließ der Nebel in dieser Nacht keine Blicke auf die Außenwelt zu.
    Er schauderte. Doch nicht vor dem Gefühl der Verlassenheit, das ihn über die vergangenen 15 Jahre so oft heimgesucht hatte. Es war ein Gefühl von sich steigernder Freude, würde er doch bald sein Werk endlich vollenden.
    Ich bewundere intelligente Frauen, die sich vor nichts fürchten, selbst nicht vor der bitteren Wahrheit. Auch Emma ist so eine Frau. Stark, konsequent, unaufhaltsam. Und genau das wird ihr jetzt zum Verhängnis, dachte er. Es wird mein ewiges Geheimnis bleiben, und da wirst auch du nichts daran ändern können. Aber sei gewiss, für dich habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht, etwas, das bisher noch niemandem zuteil wurde, dachte er und wollte gerade die Tür öffnen, als er gegen etwas stieß. Er erschrak, als eine Katze jaulend aufschrie und mit einem kurzen Fauchen in der Nebelbank verschwand.
    Das Klingeln des kleinen Glöckchens, das die

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