Und nie sollst du vergessen sein
gespannt, wie sie diese Informationen nun in ihrer Vernehmung mit einflieÃen lassen konnten.
âSie strahlen ja so? Gibt es einen Grund dafür?â, fragte Stefan Alt, halb vor Neugier, halb vor Neid ob des heiteren Gemütszustandes des Engländers.
âJaâ, sagte Richard Sutherfolk mit erhabener Gestik, ehe er fortfuhr: âIch habe gerade auf dem Weg hierher erfahren, dass eine meiner neuen Züchtungen den Garten von Versailles verschönern soll. Das ist ein riesengroÃer Auftrag für mein kleines Unternehmen. Ich könnte die ganze Welt umarmen, wenn es meinem Freund Reinhold nicht so schlecht ginge.â Sutherfolk wurde ruhiger, senkte seinen Blick und faltete seine Hände, die er andächtig in den Schoà legte.
âDas ist ja ein gutes Stichwort, Herr Sutherfolk. Wo waren Sie gestern Nachmittag in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr?â, fragte nun Strittmatter. Wie die ersten und nur vorläufigen Untersuchungen des Tathergangs und die ersten Zeugenbefragungen von Lädele-Kunden ergeben hatten, musste Reinhold Nägele zu diesem Zeitpunkt in die St. Stephan-Kirche gegangen und dort dann auch wenig später von hinten attackiert worden sein.
âLassen Sie mich kurz nachdenken.â Schweigen. Sutherfolk räusperte sich, legte seine rechte Hand an sein Kinn und tippte mit dem Zeigefinger bedächtig auf seine rechte Wange. âZu dem Zeitpunkt muss ich bereits wieder auf dem Weg nach Zürich gewesen sein. Und zuvor habe ich, wie Sie sicherlich schon wissen, Reinhold, äh, Herrn Nägele im Rathaussaal aufgesucht.â
âUnd was war der Anlass Ihres Besuchs?â
âIch musste ihm etwas erzählen.â
âUnd was?â, fragte Strittmatter ungehalten, der keine Lust hatte, Richard Sutherfolk jeden Wurm einzeln aus der Nase zu ziehen.
Betretenes Schweigen. Richard Sutherfolk starrte die beiden Kriminalbeamten an, als würde er in ihren Augen die Bestätigung herauslesen, nichts erzählen zu müssen. Aber dem war nicht so, als er Strittmatter auffällig laut räuspern hörte.
âIch ...â Er brach ab.
âJa?â
âIch habe ihm von meiner besonderen, innigen und liebevollen Beziehung zu Charlotte erzählt.â Nun war er es, der sich räusperte.
âUnd wie hat Reinhold Nägele auf Ihre Beichte reagiert?â Stefan Alt schaute ihn erwartungsvoll an. Richard Sutherfolk trug einen dunkelbraunen Anzug â maÃgeschneidert, wie er vermutete â dazu die passenden italienischen Schuhe. Sein Hemd war in einem zarten Blau und damit in exakt demselben Farbton wie das Einstecktuch gehalten. Seine Haare, die an den Schläfen bereits grau meliert waren, hatte er gegelt und nach hinten gekämmt. Für sein Alter hatte er eine gute Figur. Er war schlank und wies nur einen leichten Bauchansatz auf, was er durch das braune Sakko gut kaschierte. Ich kann mir gut vorstellen, das Charlotte ganz angetan von seiner weltmännischen Art gewesen war, dachte Stefan Alt und wartete auf die Antwort seines Gegenübers.
âEr hat mich rausgeschmissen. Er war die ganze Zeit sehr ruhig, aber er muss innerlich gekocht haben, denn er kündigte mir die Freundschaft, nannte mich âKinderschänderâ oder so und drohte mir, wenn ich mich noch einmal hier blicken lassen würde, dann ...â
âDann?â
âDann würde er mich umbringen.â
âHat er Ihnen nicht auch gedroht, dass er Ihre Karriere zerstören wolle? Dass Sie geliefert seien und mit Ihren edlen und auf der ganzen Welt geschätzten Rosenzüchtungen einpacken können?â Karl Strittmatter, der noch nie etwas von Sutherfolks Züchtungen gehört hatte, war nun ganz in seinem Element. âNein!â
âDa haben wir aber etwas Anderes gehört. Sie sollen gesagt haben: âDas wagst du nicht, das kannst und wirst du mir nicht antun, sonst ...â und dann sind Sie gegangen.â
âWer sagt das?â Richard Sutherfolk, der bisher eher lässig in seinem Stuhl gesessen hatte, richtete sich nun auf und ging in eine Angriffshaltung über.
âZeugen. Und zwar mehrere und unabhängig voneinander.â Verlegen schaute Sutherfolk zu Boden. Er wusste, es würde Aussage gegen Aussage stehen und da hatte er als augenscheinlich Verdächtiger keine gute Karten.
âIch war so aufgebracht, so wütend ...â
âDas können wir verstehen. Da verliert man schon mal
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