Und nie sollst du vergessen sein
einen angeblichen Mordfall, der mehr als 15 Jahre zurücklag. Ãber die Mordopfer der vergangenen Tage und die hinterlistige Attacke auf Reinhold Nägele â immerhin René Lussers ehemaliger Schwiegervater in spe â hatte der Schweizer Millionärssohn kein einziges Wort verloren.
âNein, das habe ich nicht gesagt. Ich war sicher, dass Sie so die Suche nach Charlotte in eine andere, neue Richtung lenken würden. Bisher galt ich immer als der, der mit ihrem Verschwinden etwas zu tun gehabt haben soll. Aber da ich mit ihrem Verbleib nun wirklich nichts zu tun habe, ergeben sich ja jetzt ganz neue Zusammenhänge, die vielleicht auf ein Verbrechen schlieÃen lassen.â
âWer sagt Ihnen denn, dass wir überhaupt noch nach ihr suchen?â So langsam hatte Strittmatter keine Lust mehr auf eine Vernehmung, die nun aber auch wirklich keine neuen Informationen ans Licht brachte.
âIch habe es gehofft, zumal eine Kollegin von Ihnen, die gerade in Nöggenschwiel Urlaub macht, mir dazu geraten hat, Ihnen auch nach dieser langen Zeit die Wahrheit über den Abend des Rosenballs zu sagen.â
âDas heiÃt, Sie wissen noch gar nichts vom Mordversuch an Reinhold Nägele?â Stefan sah, wie René die kaum vorhandene Gesichtsfarbe entglitt und er sich noch tiefer in den Stuhl hineindrückte.
âMordversuch? Nein, das habe ich nicht gewusstâ, stammelte er und schaute dabei abwechselnd von Stefan Alt zu Karl Strittmatter und wieder zurück in der Hoffnung, den Gesichtern irgendeine Regung entnehmen zu können. âWas ... was ist passiert?â
Nachdem Stefan Alt in kurzen Worten skizziert hatte, wie Reinhold Nägele niedergeschlagen in der Kirche aufgefunden worden war und dass man davon ausging, dass jemand den Mörder bei seiner Tat gestört hatte, suchte René Lusser nach einem Taschentuch, um sich den SchweiÃfilm auf seiner Stirn wegzuwischen. Er genoss sichtlich den Moment der Ruhe und inneren Einkehr, der jäh durch das heftige Aufklatschen zweier Hände auf den Metalltisch unterbrochen wurde. Mit einem kräftigen Armdruck hievte sich Karl Strittmatter aus seinem Stuhl und baute sich â die Arme dabei auf den Tisch gestützt â vor René auf.
âHaben Sie uns dazu etwas zu sagen? Wann haben Sie Reinhold Nägele zuletzt gesehen?â
âDas muss lange her sein.â
âUnd was machen Sie dann in Nöggenschwiel? Etwa auch Urlaub?â René überhörte den sarkastischen Unterton bewusst. Wusste er doch, wenn er sich nur einmal ausfallend äuÃern oder in irgendeiner Art danebenbenehmen würde, dann hätte er verloren und käme heute nicht mehr als freier Mann aus diesem Gebäude.
âIch habe jemanden besucht.â
âUnd wen, wenn ich fragen darf?â Strittmatter war gereizt.
âCharlottes Oma. Ich bin jedes Jahr in Nöggenschwiel, um Maga â so haben wir sie immer genannt â zu ihrem Geburtstag einen groÃen Strauà rote Rosen aufs Grab zu stellen.â René lächelte zaghaft. âSie war wie meine eigene GroÃmutter für mich.â
âDas ist ja schön. Aber Sie haben nicht zufällig auch bei Reinhold Nägele vorbeigesehen, wo Sie doch schon mal den weiten Weg von Zürich auf sich genommen haben?â
âIch sagte Ihnen doch bereits, dass ich ihn nicht gesehen, geschweige denn besucht habe. AuÃerdem: Was sollte ich bei ihm, wo ich doch in seinen Augen eine persona non grata bin? Er würde mich doch erst gar nicht auf sein Grundstück lassen, wo er doch immer noch denkt, dass ich seine Tochter entführt habe und sie ihm vorenthalte.â
âKennen Sie eine Maria Reisinger?â, schaltete sich nun Stefan Alt in die Vernehmung ein.
âNein, den Namen habe ich bisher noch nie gehört.â
âUnd einen Franz Marder?â
âNein, wer sind diese Menschen?â
âLesen Sie keine Zeitung?â, blaffte Strittmatter und schüttelte irritiert den Kopf.
âDoch, aber ...â
âNichts aber. Marder und Reisinger waren die ersten Opfer unseres Täters, nur dass er bei beiden anscheinend mehr Zeit hatte, seine Tat zu Ende zu bringen. Denn sie sind beide tot.â Strittmatter starrte sein Gegenüber regelrecht an, doch wenn er auf eine verdächtige Reaktion gehofft hatte, so wurde er enttäuscht.
âDas tut mir leid, aber wie bereits erwähnt, ich kenne weder Frau Reisinger
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