Und nie sollst du vergessen sein
leicht geöffnet, die Augen voller Panik und mit beiden Händen krallte sie sich am Tisch fest.
âFrau Kampmann, was haben Sie?â
âSie â¦, ich â¦â Erneut brach Luise Kampmann ab. SchweiÃperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und ihre Stimme klang noch krächziger als zuvor.
âIch â¦, also â¦, na ja, zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht.â Sie räusperte sich und nahm noch einen Schluck Wasser, ehe sie erneut tief Luft holte, bevor sie â jedes Wort abwägend â weitersprach: âIch dachte, es sei ein Familienvater, der sich schnell was für unterwegs im Lädele gekauft hat. Ich wunderte mich schon, warum er Handschuhe und Arbeitsbekleidung, Stiefel, eine Latzhose und einen schweren Parka trug. Und dann hat er nichts auÃer einer Bierflasche gekauft.â
âUnd was ist daran ungewöhnlich?â, fragte nun Strittmatter aufgebracht. Luise Kampmann fuhr zusammen. âIch weià es auch nicht, aber eine Bierflasche hat dann keine zwei Stunden später der tote Bauer in der Hand gehalten, unten am See.â
âEr war Alkoholikerâ, erwiderte Bannholzer.
âJa, aber als er da so vor der Kirche lag und dieses Liedlein sang, da hielt er ganz anderes Zeugs in der Hand. Also kein Bier, sondern billigen Fusel mit vielen Umdrehungen, wenn Sie verstehen. Und dass habe ich so auch schon Ihrer Kollegin erzählt und sie meinte, das könne ein wertvoller Hinweis sein.â âWelcher Kollegin? Wir haben nur Kollegen in der Waldshuter Mordkommission. Oder ist das Landeskriminalamt schon eingetroffen?â Bannholzer fühlte sich übergangen, falls sich das LKA ohne Rücksprache bereits in den Fall eingeschaltet haben sollte.
âSie wohnt hier nebenan.â Luise Kampmann lächelte â das erste Mal seit ihrem Eintreffen.
âSie meinen Emma, Emma Hansen. Sie ist zwar auch Kriminalbeamtin, aber aus der Pfalzâ, sagte Roswitha Villinger, die nicht bemerkte, wie glücklich sie Franz-Josef Bannholzer mit der Aufklärung des Missverständnisses gemacht hatte.
âEmma hat bei uns für viel Wirbel gesorgtâ, schaltete sich nun Georg Villinger in das Gespräch ein.
âWie meinen Sie das?â, fragte Bannholzer.
âNa, vor ein paar Tagen kam sie mit einem Schmuckstück, einem silbernen Anhänger mit einer Rose drauf, an und fragte, ob dieser nicht zufällig Charlotte gehört haben könnte.â
âCharlotte? Was hat die jetzt damit zu tun. Ich komme so langsam nicht mehr mit. Also noch mal und alles der Reihe nach.â Franz-Josef Bannholzer notierte sich alles stichwortartig, während Georg Villinger ausführlich erklärte, was es mit diesem Medaillon auf sich hatte. âDieses Schmuckstück hat Clara Leininger gehört, aber irgendwie schien sie mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein.â Zutiefst beleidigt verschränkte Georg Villinger die Arme auf seiner Brust und lieà sich nach hinten in seinen Stuhl fallen.
âMir will ja sowieso niemand glauben.â
âDu irrst dich ja auchâ, warf auf einmal Roswitha Villinger ein. âClara Leininger hat eine Nickelallergie. Sie war die Einzige, die kein Medaillon bekam, sondern ein Halsband mit dem eingestickten Bildnis der von ihr getauften Rose. Das war zwar teurer in der Herstellung, aber wir sind damals ihrem Wunsch nachgekommen, weil sie sehr gerne Trachten anzog und dieser Halsschmuck sehr gut zu ihrem Outfit passte. Leider lebt sie ja nicht mehr.â Roswitha Villinger seufzte schwer. âAlso kann der Anhänger nur Charlotte gehört haben.â
âAber sie heiÃt doch Nägele. Woher kommt dann das âLâ?â, fragte Bannholzer.
âSie war eben schon immer etwas Besonderes. Zwei Tage vor dem Rosenball hat sie bei uns angerufen und gesagt, sie wolle so schnell wie möglich ihren Freund René heiraten und aus Liebe zu ihm nicht nur seinen Namen annehmen, sondern eben auch schon das âLâ anstatt eines âNâ auf dem Schmuckstück eingraviert haben. Ich sagte ihr zwar, das ginge nicht mehr, aber sie hat darauf bestanden. Also habe ich beim Graveur angerufen, den bisherigen Auftrag gestoppt und ihm die neuen Initialen durchgegeben.â
Franz-Josef Bannholzer blickte von einem zum anderen. Er konnte nicht fassen, was er da gerade gehört hatte.
âKönnte ich jetzt bitte auch ein Glas Wasser haben?â
âDann kann
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