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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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ein anderes Klingelsignal und eine Uhr, die unter Umständen zu ähnlichen Geräuschen imstande war, trug sie nicht. Sie wollte schon fast aufgeben, da drehte sie sich noch einmal um. Wieder hörte sie das Geräusch. Es schien aus den Büschen zu kommen.
    Mit einem letzten Versuch, das Klingeln doch noch orten zu können, ging sie in die Knie und lugte durch ein kleines Loch in den dichten Pflanzen. Und da sah sie es: Es war die schwarze Katze mit dem Glöckchen, die ihr vor wenigen Tagen über den Weg gelaufen war. Das Tier hatte sich in zwei bodennahen Ästen verfangen und schaffte es aus eigener Kraft nicht, sich aus dieser Umklammerung zu befreien. Es war mittlerweile total verängstigt und entkräftet und schaute Emma mit großen Augen an, während es unentwegt weiter sein Köpfchen bewegte.
    â€žIch bin ja da. Alles wird gut“, beruhigte Emma das Tier. Sie versuchte, einen Arm durch das Loch zu strecken, doch sie musste erkennen, dass sie es von dieser Seite aus nicht schaffte, die Katze zu erreichen, geschweige denn sie zu befreien.
    So ging sie die hohe Hecke ab in der Hoffnung, eine Lücke zu finden, um auf das sich hinter der dichten Hecke befindliche Grundstück zu gelangen.
    Sie wollte schon fast aufgeben, als sie an der anderen Seite der Hecke eine lichte Stelle fand. Hier endete die Hecke und grenzte an ein anderes Grundstück, das von einem alten Jägerzaun und hohen Rhododendronbüschen umgeben war. Auch hier bildeten die Pflanzen als ein dichtes Gestrüpp und die edlen Heidekrautgewächse waren zu einer imposanten Hecke zusammengewachsen.
    Als sie auf der anderen Seite des Jägerzauns angelangt war, musste sie sich erneut durch Rhododendronbüsche kämpfen, ehe sie endlich – nachdem auch hier ein klappriger Zaun und eine gestutzte Wildrosenhecke ihre letzten Hindernisse darstellten – den Garten erreichte.
    Vorsichtig betrat sie das akkurat geschnittene Grün. Der Garten bestand aus einer riesigen Rasenfläche, die durch mehrere hohe Tannen und einen mit Steinplatten ausgelegten Gehweg unterbrochen wurde. Dahinter konnte sie ein Wohnhaus erkennen. Während der Gehweg vom Haus bis zu den Bäumen mit Holundersträuchern und Weiden gesäumt war, wurde er auf der freien Rasenfläche – ebenso wie das gesamte Grundstück – durch sehr gepflegte und äußerst dichte Wildrosensträucher eingerahmt.
    Im Gegensatz zur Friedhofsseite konnte Emma hier das kleine Glöckchen viel deutlicher hören. Sie musste nicht lange suchen, als sie die Katze im Dickicht der Hecke gefunden hatte. „Brav, meine Süße. Es wird dir nichts passieren“, sagte Emma, während sie vorsichtig das Tier befreite. Es dauerte länger, als sie gedacht hatte, aber nach wenigen Handgriffen hatte sie das Tier endlich aus der Hecke herausgeholt. Sie streichelte die Katze, die aus Dankbarkeit genussvoll schnurrte.
    Sie folgte mit ihrem Blick dem Gehweg, der vor einem Gewächshaus endete. Eigentlich wäre daran nichts Besonderes gewesen, wenn in dem Pavillon aus Glas nicht ein Windlicht gebrannt hätte. Sie streichelte noch einmal die Katze, ehe sie sie auf den Rasen absetzte und die Hecke entlang zum Gewächshaus ging. Schon von Weitem konnte sie sehen, dass im Treibhaus einige Rosen angepflanzt worden waren. Wow, da muss aber jemand seine Rosen besonders lieben oder ganz seltene Exemplare züchten, wenn er sich ein Gewächshaus für Rosen leistet, überlegte sie.
    Emma hielt inne. Erst jetzt erkannte sie, dass an einer Rose eine junge Blüte hing, die in ihrer vollkommenen Schönheit alles überstrahlte. Ich wusste gar nicht, dass Rosen sogar noch zu dieser tristen Jahreszeit blühen können, wunderte sie sich, während ihr Blick so langsam tiefer wanderte und in der Flamme des Windlichts, das nahezu bewegungslos vor sich hin brannte, haften blieb. Sie hatte das Gefühl, als wollte das Licht mir ihr sprechen, sie bitten, in diesen verwunschenen Palast aus Glas und Rosen einzutreten. Ihm ganz nahe zu sein. Sie versuchte noch angestrengter als zuvor durch ein Fenster zu spähen, aber außer einigen Gartengeräten und einer an einem Haken hängenden grünen Schürze konnte sie nicht viel erkennen.
    Da ihre Neugier groß war, ging sie um den Pavillon herum zur Tür. Verlegen drehte sie sich noch einmal zu allen Seiten um, bevor sie mit Schwung die Klinke herunterdrücken wollte, als sie

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