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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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florierendes Geschäft und beste Kontakte zu den britischen Eliteuniversitäten, die auch aus deiner Sicht gut genug für Charlottes spätere akademische Ausbildung waren.“
    Richard wartete einen Augenblick, doch von seinem Gegenüber kam nichts, keine Regung. Er sah nur, dass Reinholds Gesichtszüge versteinert waren. Sein Blick war leer, wie tot, und jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    â€žDoch dann kam dieser René. Ein Jungspund, sportlich, aktiv, mit den gleichen Interessen, aus gutem Elternhaus und mit dem nötigen Kleingeld auf dem Konto. Ich habe um sie gekämpft, wollte sie von meinen Vorzügen überzeugen, habe sie angefleht, mich nicht zu verlassen und sie angebettelt, ich würde alles für sie tun, doch sie hatte sich schon längst für René entschieden.“ Er machte eine dramatische Pause. Verlegen schaute er sich im Ratshaussaal um, doch das Einzige, woran sein Blick haften blieb, war sein alter Freund.
    Reinhold Nägele saß auf seinem Stuhl, schüttelte in einem fort seinen Kopf und fiel Minute von Minute mehr in sich zusammen. „Das darf nicht wahr sein“, war das Einzige, was Reinhold Nägele in unregelmäßigen Abständen von sich gab. Kraftlos, teilnahmslos, würdelos.
    â€žJa“, fuhr Richard Sutherfolk fort, nachdem er sich erneut geräuspert hatte. „Ich habe alles für sie getan. Aber gedankt hat sie mir das nie, ganz im Gegenteil. Ausgelacht hat sie mich, als ich sie auf dem Rosenball um ein Gespräch bat. Ich solle mich doch mal anschauen, mich dicken, kleinen Engländer. Was ich mir einbilde, wer ich denn sei, zu glauben, dass ich ihrer würdig sei. Ich war gekränkt, war mit den Nerven am Ende. Alles, was ich bis dahingeliebt habe, war einfach so verloren. Am liebsten hätte ich ihr eine geknallt, aber dazu bin ich viel zu sehr Gentleman, als dass ich einer Frau eine Ohrfeige geben könnte. Und doch habe ich ihr gedroht: ‚Ich werde dafür sorgen, dass du nie mehr glücklich wirst!’. Das habe ich zu ihr gesagt. Sie lächelte mich nur provokant an. Später tat mir meine verbale Entgleisung leid und ich wollte mich bei ihr entschuldigen, doch da war sie nirgends mehr aufzufinden. Bis heute nicht.“
    Richard sank auf einen Stuhl zusammen. Und doch fühlte er sich erleichtert, sich endlich alles von der Seele geredet und nach 15 Jahren die ganze Wahrheit erzählt zu haben. Eine Wahrheit, die ihn die ganze Zeit so belastet hatte.
    Betroffen und doch froh schaute er zu seinem Freund Reinhold hinüber. Dieser hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt, sondern Richard nur apathisch, wie abwesend angestarrt. Richard erkannte seinen Freund nicht wieder und ihm wurde plötzlich ganz unheimlich. Er spürte, dass etwas in der Luft lag. Und sein Gefühl sollte ihn nicht trügen, denn auf einmal löste sich Reinhold aus seiner Starre. Seine Mimik kehrte zurück, er stand auf und hätte dabei fast den Stuhl umgeworfen, wäre dieser nicht vom Tisch mit den Unterlagen für die Gemeinderatssitzung aufgefangen worden.
    â€žReinhold ...“
    â€žDu perverses Schwein! Machst dich an kleine Mädchen ran, die nicht wissen, wie sie mit diesen widerlichen, geschmacklosen und pädophilen Annäherungsversuchen umgehen sollen.“
    Er spuckte auf den Boden und hätte fast Richards Schuh getroffen.
    â€žSie war doch schon fast erwachsen“, sagte Richard, ehe ihn absolut unvorbereitet Reinholds Faust ins Gesicht traf. Richard, der mit diesem Angriff überhaupt nicht gerechnet hatte, versuchte mit aller Kraft, seinen Freund zu bändigen. Er spürte, wie plötzlich ein metallisch-süßer Geschmack seinen Mundraum füllte. Anscheinend war durch die Wucht des Faustschlags die Unterlippe aufgeplatzt. Doch er spürte keinen Schmerz, sondern empfand nur tiefstes Mitleid für seinen besten Freund. Reinhold wollte noch zu einem zweiten Schlag ausholen, doch sein Körper versagte ihm den Dienst und er fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Er hockte wie ein Häufchen Knete auf der dem Boden des Rathaussaals und fing bitterlich an zu weinen. In seine Tränen mischten sich Wut, Hass und Trauer.
    â€žHau’ ab, du Schwein, ich will dich hier nie mehr sehen. Du elender Kinderschänder. Wenn du mir noch einmal vor die Nase kommst, dann bring ich dich um.“
    â€žEs tut mir ...“
    â€žUnd nicht nur hier brauchst du dich nicht

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