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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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auspackte und die Blumen in eine Vase stellte, die auf dem Grab aufgestellt worden war. Auf dem Grabstein stand ein Name, mit dem Emma nichts anfangen konnte.
    Magdalena Metzger. Emma kannte die Frau nicht, die vor genau 15 Jahren gestorben war. Fragend schaute sie René an, nachdem er die Rosen in der Vase etwas auseinandergezupft und das Papier zu einem Knäuel zusammengeknüllt hatte.
    â€žSie war Charlottes Oma. Sie hat das Drama um das Verschwinden ihrer Enkelin nie verkraftet. Es hat ihr, genau wie mir, das Herz gebrochen. Keine vier Monate hat sie den Schmerz ausgehalten, ehe sie gestorben ist.“ Die Gesichtszüge des Mannes versteinerten sich. Er atmete tief. Eine Böe spielte in seinem dichten, dunkelbraunen Haar.
    Die Sonne hatte sich verzogen und einem wabernden Wolkenmeer Platz gemacht. Als Emma gen Westen schaute, sah sie, dass sich der Himmel über den Höhen des Südschwarzwalds bereits in ein dunkles Grau verfärbt hatte. Es schien, als habe Väterchen Frost nun endgültig die Oberhand über den goldenen Herbst gewonnen.
    â€žUnd du scheinst Charlottes Oma sehr nahe gestanden zu haben?“ Emma stellte bewusst diese rhetorische Frage, wollte sie doch René aus seiner Trauer holen und ihm gleichzeitig zeigen, dass er ihr vertrauen konnte.
    â€žIch habe sie verehrt. Sie war für mich wie meine eigene Großmutter. Und sie hat mich immer in Schutz genommen, mich verteidigt, wenn ich wegen der Beziehung zu Charlotte angefeindet wurde. Sie war sich sicher, dass ich der richtige Mann für ihre kleine Lotti gewesen wäre. Nur …“ Seine Stimme wurde brüchig. „Es tut mir leid, ich will dich nicht damit belästigen.“
    â€žIch höre gerne zu.“
    â€žDanke.“ Er lächelte gequält. Und zum ersten Mal war seine natürliche Attraktivität einer Verbitterung gewichen.
    â€žUnd warum sind denn eigentlich alle Nöggenschwieler gegen dich?“
    â€žWeil Charlottes Vater alle gegen mich aufgebracht hat. Glauben will er es ja bis heute nicht, dass sie nicht mit mir durchgebrannt ist. Er geht von einem schlimmen Verbrechen aus, für das ich sogar noch verantwortlich sein soll. Er hat mich nie gemocht.“
    Der durchdringende Glockenschlag riss die beiden Friedhofsbesucher aus ihrem Gespräch. Eine Krähe setzte sich auf einen knorrigen Apfelbaum, der bei der letzten Sturmfront entwurzelt worden war und sich nur mithilfe eines alten Gartenzauns halbwegs aufrecht halten konnte. Einen Moment später schwang sich der schwarze Vogel in die Lüfte und gesellte sich zu einer kleinen Gruppe Artgenossen, die von Norden kommend über das Kirchendach und die freien Felder hinweg davonflog.
    â€žMein Leben hatte nach Charlottes Verschwinden für mich keinen Sinn mehr. Ich habe kaum mehr etwas gegessen, habe mich abgekapselt, getrauert – fast bis zur Selbstaufgabe. Ich war weder imstande, anderen Menschen zu vertrauen, noch eine Beziehung einzugehen. Keine Frau, die ich nach Charlotte kennengelernt habe, hatte die Klasse, die Schönheit, die Liebe wie sie. Ich war sicher, die Frau meines Lebens gefunden zu haben. Die Frau, die ich glücklich machen durfte.“ René lehnte sich gegen die Kirchenaußenmauer. Sein Blick war leer.
    â€žIch Idiot.“ René hämmerte seine Faust gegen die Mauer. Emma erschrak. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer derart heftigen Reaktion, die so gar nicht zu dem Bild passen wollte, das sie bisher von René hatte gewinnen können. Fragend schaute sie ihn an.
    â€žIch dummer, verblendeter Idiot. Alles habe ich für sie gemacht, habe hier oben extra für sie schon ein Grundstück gekauft, damit sie immer in der Nähe ihres Vaters sein konnte, falls dem mal etwas passieren würde, und vor allem, um ihn zu besänftigen. Ich wollte ihm zeigen, dass ich es ernst meine und trotzdem auch auf seine Wünsche eingehe. Und ich wollte ihr beweisen, wie sehr ich sie liebe. Und was macht sie? Sie betrügt mich, monatelang. Und wenn das nicht alles wäre – dann auch noch mit diesem Kerl, diesem feinen Herrn aus Cornwall.“
    â€žRichard Sutherfolk?“ Emma presste diesen Namen regelrecht heraus. Sie konnte, nein sie wollte einfach nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Charlotte und der Rosenzüchter? Das konnte, das durfte einfach nicht wahr sein. Der Mann war doch mehr als 25 Jahre älter als Charlotte. Wie hatte sie

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