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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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günstig, eine niedrige Nummer zu ersteigern, nicht wahr?» Das Flüstern war jetzt noch eindringlicher, noch besorgter.
    «Kann schon sein», meinte der Zahlmeister. «Ich bezweifle, dass der Alte mit einer wirklich stürmischen Nacht gerechnet hat. Heute Nachmittag deutete ja noch nichts darauf hin.»
    Die anderen am Tisch waren verstummt und suchten dem Gespräch zu folgen. Sie sahen den Zahlmeister mit jenem starren, gleichsam angespannt lauschenden Blick an, den manche Leute auf der Rennbahn haben, wenn sich in ihrer Nähe ein Trainer über die Chancen seiner Pferde verbreitet: leichtgeöffnete Lippen, hochgezogene Augenbrauen, vorgestreckter, ein wenig zur Seite geneigter Kopf – der selbstvergessene, fast entrückte Blick eines Menschen, der etwas aus erster Quelle erfährt.
    «Angenommen, Sie dürften mitmachen – auf welche Zahl würden
Sie
heute setzen?», flüsterte Mr.   Botibol.
    «Ich kenne die Eckzahlen noch nicht», antwortete der Zahlmeister geduldig. «Die werden ja erst nach dem Dinner, unmittelbar vor Beginn der Versteigerung bekanntgegeben. Außerdem verstehe ich nicht viel davon. Ich bin nur der Zahlmeister, wissen Sie.»
    Mr.   Botibol erhob sich. «Entschuldigen Sie mich», murmelte er und ging vorsichtig über den schwankenden Fußboden. Auf seinem Weg zwischen den Tischen hindurch musste er sich zweimal an einer Stuhllehne festhalten,um bei dem Schlingern des Schiffes nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    «Zum Sonnendeck, bitte», sagte er zu dem Fahrstuhlführer.
    Der Wind schlug ihm hart ins Gesicht, als er auf das offene Deck hinaustrat. Mit unsicheren Schritten erreichte er die Reling, und dort blieb er, krampfhaft festgeklammert, eine Weile stehen, um das Meer zu betrachten, auf das die Nacht herniedersank. Hoch schwollen die großen Wogen an und warfen sich gischtsprühend, weißen Pferden gleich, gegen den Sturm.
    «Ziemlich bewegt draußen, nicht wahr, Sir?», sagte der Fahrstuhlführer, als sie hinunterfuhren.
    Mr.   Botibol glättete sein zerzaustes Haar mit einem kleinen roten Kamm. «Glauben Sie, dass wir wegen des Wetters die Geschwindigkeit herabgesetzt haben?», fragte er.
    «Aber ja, Sir, gewiss. Wir sind beträchtlich runtergegangen, als es anfing. Das muss sein, schon damit uns die Passagiere nicht durcheinanderpurzeln.»
    Im Rauchsalon versammelten sich die Leute bereits zur Versteigerung. Sie nahmen mit höflicher Zurückhaltung an den Tischen Platz, die Männer im Smoking, ein wenig steif, mit etwas zu scharf rasierten rosigen Wangen, und neben ihnen ihre kühlen, weißarmigen Frauen. Mr.   Botibol setzte sich auf einen Stuhl in unmittelbarer Nähe des Auktionators. Er schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme und lehnte sich zurück – alles mit der verbissenen Miene eines Mannes, der eine gewaltige Entscheidung getroffen hat und sich um keinen Preis einschüchtern lassen will.
    Der Gesamteinsatz, sagte er sich, wird rund siebentausend Dollar betragen. So hoch war er auch in den letzten beiden Tagen gewesen, und die einzelnen Nummern hattenzwischen drei- und vierhundert Dollar gekostet. Da es ein britisches Schiff war, rechnete man in Pfunden, aber bei seinen Überlegungen bevorzugte er die heimatliche Währung. Siebentausend Dollar – mein Gott, das war eine Menge Geld! Er würde es sich in Hundertdollarnoten auszahlen lassen und die Scheine in die Innentasche seines Jacketts stecken, wenn er an Land ging. Gar kein Problem. Und dann, ja dann würde er sofort ein Lincoln-Cabriolet kaufen. Gleich nach der Ankunft würde er den Wagen kaufen und in ihm nach Haus fahren – nur um des Vergnügens willen, Ethels Gesicht zu sehen, wenn sie aus der Haustür trat und ihn in dem neuen Wagen erblickte. Na, wäre das vielleicht nichts, Ethels Gesicht zu sehen, wenn er in einem funkelnagelneuen hellgrünen Lincoln-Cabriolet vorfuhr! Hallo, Ethel, Süße, würde er ganz lässig sagen, ich hab mir gedacht, ich bringe dir ein kleines Geschenk mit. Weißt du, er stand im Schaufenster, als ich vorbeikam, und da fiel mir auf einmal ein, dass du dir immer schon einen gewünscht hast. Gefällt er dir, Süße?, würde er fragen. Gefällt dir die Farbe? Und dabei würde er ihr Gesicht beobachten.
    Jetzt erhob sich der Auktionator. «Meine Damen und Herren!», rief er. «Der Kapitän hat die Strecke, die das Schiff bis morgen Mittag durchfahren wird, auf fünfhundertfünfzehn Meilen veranschlagt. Wie üblich werden wir die Eckzahlen um zehn höher beziehungsweise tiefer

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