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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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immer Major Haddock als Partner.»
    «Major Haddock? Major Jack Haddock?»
    «Ja, Sir.»
    Ich bemerkte, dass Jelks leicht die Nase rümpfte, als er von diesem Mann sprach. Und noch weniger schien er von Lady Turton zu halten. Jedes Mal, wenn er ‹Ihre Ladyschaft› sagte, verzog er den Mund, als sauge er an einer Zitrone, und seine Stimme hatte einen leicht spöttischen Klang.
    «Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, Sir.
Ihre Ladyschaft
wird um sieben Uhr herunterkommen. Ebenso
Major Haddock
und die anderen.» Er schlüpfte aus derTür und ließ den schwachen Geruch irgendeines Einreibemittels zurück, der die Atmosphäre keineswegs verbesserte.
    Kurz nach sieben betrat ich den großen Salon. Lady Turton, schön wie immer, erhob sich, als sie mich sah.
    «Ich wusste nicht mehr genau, wann Sie kommen würden», sagte sie mit ihrer eigentümlich wiegenden Stimme. «Wie war doch gleich Ihr Name?»
    «Ich fürchte, ich habe Sie beim Wort genommen, Lady Turton. Hoffentlich ist es Ihnen recht.»
    «Warum nicht?», erwiderte sie. «Das Haus hat siebenundvierzig Schlafzimmer. Dies ist mein Mann.»
    Ein kleiner Mann tauchte hinter ihrem Rücken auf und begrüßte mich mit den Worten: «Wissen Sie, ich freue mich wirklich, dass Sie kommen konnten.» Er hatte ein sehr gewinnendes, warmes Lächeln, und als er mir die Hand gab, spürte ich in dem Druck seiner Finger sofort etwas Freundschaftliches.
    «Und Carmen La Rosa», sagte Lady Turton.
    Das war eine kräftig gebaute Frau, die aussah, als hätte sie etwas mit Pferden zu tun. Sie nickte mir zu, verzichtete aber darauf, meine bereits ausgestreckte Hand zu ergreifen, sodass ich gezwungen war, die Bewegung in ein Naseputzen umzuwandeln.
    «Sind Sie erkältet?», fragte sie. «Das tut mir leid.»
    Miss Carmen La Rosa missfiel mir.
    «Und dies ist Jack Haddock.»
    Ich kannte den Mann, wenn auch nur flüchtig. Er war Direktor in einigen Unternehmen (was immer das bedeuten mochte) und ein bekanntes Mitglied der Gesellschaft. Ich hatte ihn ein paarmal in meiner Spalte erwähnt, aber er war mir nie sympathisch gewesen. Wahrscheinlich lag das vor allem daran, dass mir Leute, die ihre militärischen Titel mit ins Privatleben hinübernehmen, immerverdächtig sind – besonders Majore und Obersten. Wie er dastand in seinem Smoking, mit dem vollblütigen, animalischen Gesicht, den schwarzen Augenbrauen und den blendend weißen Zähnen, sah er so gut aus, dass es fast indezent wirkte. Er hatte die Angewohnheit, beim Lächeln die Oberlippe zu heben und die Zähne zu entblößen, und er lächelte jetzt, als er mir seine behaarte braune Hand reichte.
    «Ich hoffe, Sie sagen etwas Nettes über uns in Ihrer Spalte.»
    «Das möchte ich ihm raten», meinte Lady Turton, «sonst sage ich nämlich etwas Unangenehmes über ihn auf meiner ersten Seite.»
    Ich lachte, aber alle drei, Lady Turton, Major Haddock und Carmen La Rosa, hatten sich bereits abgewandt und nahmen wieder auf dem Sofa Platz. Jelks brachte mir einen Drink, und Sir Basil zog mich zu einem ruhigen Gespräch in den Hintergrund des Salons. Lady Turton rief alle Augenblicke nach ihrem Mann, damit er irgendetwas für sie hole – noch einen Martini, eine Zigarette, einen Aschenbecher, ein Taschentuch   –, aber wenn er sich dann halb aus seinem Sessel erhoben hatte, war ihm Jelks schon zuvorgekommen und versorgte Lady Turton mit dem Gewünschten.
    Es war klar, dass Jelks seinen Herrn liebte, und ebenso klar, dass er die Frau hasste. Sooft er etwas für sie tat, stieß er verächtlich ein wenig Luft durch die Nase und presste die Lippen zusammen, sodass sie aussahen wie das Hinterteil eines Puters.
    Beim Dinner saß Lady Turton zwischen ihren beiden Freunden, Haddock und Miss La Rosa. Durch dieses unkonventionelle Arrangement hatten Sir Basil und ich Gelegenheit, unser interessantes Gespräch über Bilder und Skulpturen fortzusetzen. Natürlich hatte ich inzwischenbegriffen, dass der Major in Ihre Ladyschaft verliebt war. Und ich hatte das Gefühl – so ungern ich diesen Verdacht äußere   –, dass die La Rosa demselben Vogel nachjagte.
    Das alles schien der Gastgeberin sehr zu behagen. Aber ihrem Mann behagte es gar nicht. Ich stellte fest, dass er sich, während wir uns unterhielten, unablässig der Vorgänge am anderen Ende des Tisches bewusst war. Seine Gedanken schweiften des Öfteren von unserem Thema ab, er unterbrach sich mitten im Satz, und sein Blick ruhte sekundenlang mit einem geradezu rührenden Ausdruck auf der

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