Und ploetzlich wieder Single

ihn zu stellen, die dieser nicht erfüllen kann oder möchte.
    Ihr Unbehagen wächst, wenn der Partner nicht dazu bereit ist, die Alleinschuld auf sich zu nehmen, und Ihre Rede auf Gegenrede trifft. Das kann dazu führen, dass Sie Ihre Anklagen verschärfen und sich Unterstützung gegen den Partner bei Anwälten, Verwandten und Freunden holen. Verbale Attacken und Schuldzuweisungen führen jedoch selten zu dem gewünschten Ergebnis einer Einsicht und erwirken keine versöhnliche Haltung. Sie sind als Klärungsmittel gänzlich ungeeignet.

    Gerade wenn der psychische Druck im Rahmen einer Trennungssituation ansteigt, wird dieses Reaktionsmuster häufig eingesetzt. Die Beschuldigung kann hier als ganz normale Verhaltensweise angesehen werden, um ein Ventil für die aufbrechenden Gefühle der Wut, der Trauer und der Verzweiflung zu finden.
    Schuldzuweisungen sind in Trennungssituationen normal und führen in der ersten Krise der aufbrechenden Gefühle zu einer vorläufigen psychischen Entlastung. Wenn Sie jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg an dieser Strategie festhalten, sollten Sie Ihre Reaktionen überdenken. Eine Beziehung ist ein interaktives Geschehen. Zwei Menschen, die unterschiedlich sind, bemühen sich in vielen Gesprächen darum, eine vertiefende und erfüllende Beziehung zueinander aufzubauen. Das Scheitern einer Beziehung weist daraufhin, dass beide Partner nicht dazu in der Lage waren, mit der jeweiligen Unterschiedlichkeit umzugehen und das Miteinander befriedigend zu gestalten.
    Die innere Haltung, anderen Menschen in Konfliktlagen die ausschließliche Schuld zuzuweisen, kann ein früh erlerntes Verhaltensmuster sein. Möglicherweise haben auch Ihre Eltern im Umgang mit Konflikten entsprechend reagiert und Sie haben diese Verhaltensweise unreflektiert übernommen und sich angeeignet. Auch Menschen, die sehr große Angst vor Angriffen oder Verletzungen haben, verhalten sich in der beschriebenen Art und Weise, um die persönlich erlebte Angst abzuwehren.
    Paolo »flippt« aus, weil seine Frau eine Ehetherapie machen und bis zu Beginn der Ehetherapie nicht mehr mit ihm schlafen möchte. Er beschimpft sie beim gemeinsamen Essen mit den Kindern als Dienstmagd, bezeichnet sie als schlechte Ehefrau und Mutter und bewirkt durch seine verbalen Attacken eine erneute Verschlechterung der Beziehung.

    Paolo verhält sich so, weil er Angst vor der möglichen Kritik hat, die seine Frau in einer Therapiesitzung äußern könnte.
    Merkmale der Beschuldigungshaltung
    Gefühle:
Sie sind »aus dem inneren Lot« geraten. Gefühle der Entrüstung und Enttäuschung begleiten Sie im Alltag. Wut stellt sich ein, wenn der Partner nicht dazu bereit ist, Ihren Wünschen entsprechend auf Ihre Vorschläge und Vorwürfe einzugehen.
Gedanken:
Ihre Gedanken kreisen um die Versäumnisse Ihres Partners und das, was er Ihnen »angetan« hat. Zum Beispiel: »Du bist schuld, dass mein Leben nun zerstört ist«, »Wie konntest du mir und den Kindern das nur antun«, »Du hättest dich ändern müssen« oder »Ich hätte es mir ja denken können, dass du egoistisch und undankbar bist«.
Verhalten:
Sie bedrängen den Partner, suchen ihn auf, um ihm im Gespräch immer wieder von Neuem die Schuld haftigkeit seines Verhaltens bewusst zu machen. Ebenso suchen Sie im Freundeskreis nach Verbündeten, um – wenn schon nicht von Ihrem Partner, dann wenigstens dort – eine Bestätigung für das Fehlver halten Ihres Partners zu bekommen .
    FRAGEN ZUR SELBSTANALYSE
› Suchen Sie in Konfliktsituationen prinzipiell den Fehler erst einmal bei Ihrem Gegenüber? Wozu führt diese Strategie? Wie verhalten sich Ihre
Gesprächspartner dabei? Sind Sie mit dem Ergebnis solcher Gespräche zufrieden?
› Wie fühlen Sie sich, wenn sich der andere Ihnen entzieht oder einen Gegenangriff startet?
› Neigen Sie in Ihrer sprachlichen Ausdrucksform zu Du-Aussagen, wie zum Beispiel »Du machst das immer so, nur um mich zu ärgern« oder »Du hast dich nie um mich gekümmert!«? Wie erleben Sie das auf Ihre Du-Aussagen folgende Verhalten Ihrer Gesprächspartner? Machen Sie sich dabei bewusst, dass anklagende Du-Aussagen wie zum Beispiel »Du bist ein krasser Egoist« eine Gegenposition aktivieren und im Allgemeinen dazu führen, dass Ihr Partner Ihnen Kontra gibt.
WAHRHEIT
    Beschuldigungen führen zu Gegenangriffen und emotionalem Rückzug.
HEILENDER GEDANKE
    In Krisenzeiten dürfen Schuldzuweisungen und Anklagen sein. Irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt