Und ploetzlich wieder Single
fühlen.
Merkmale der Selbstverurteilungshaltung
Gefühle:
Das Gefühl, nicht liebenswert zu sein oder versagt zu haben.
Gedanken:
Die Gedanken kreisen um Themen der eigenen Schuldhaftigkeit und Minderwertigkeit, wobei die Versäumnisse des Partners selten bedacht werden. Ge danken, die auftreten, sind zum Beispiel: »Ich bin un fähig, einen Mann / eine Frau zu halten«, »Ich war nicht attraktiv, intelligent, kompetent … genug, um so einen Mann / eine Frau zu verdienen« oder »Ich hätte rücksichtsvoller, zärtlicher, ordentlicher … sein sollen«.
Verhalten:
Der Selbstverurteiler neigt in seinem Kummer dazu, sich abzuwerten und sich im allerschlechtesten Licht darzustellen. Positive Rückmeldungen anderer Personen können nicht wahrgenommen und verinnerlicht werden .
FRAGEN ZUR SELBSTANALYSE
› Neigen Sie in Streit- und Konfliktsituationen dazu, über Ihre eigenen Fehler in verurteilender Art und Weise nachzudenken?
› Können Sie das Fehlverhalten Ihres Gegenübers überhaupt wahrnehmen und benennen?
› Neigen Sie dazu, die »Taten« Ihres Partners zu vertuschen, zu bagatellisieren oder zu entschuldigen?
› Beobachten Sie Ihren Wortschatz: Formulierungen wie »Hätte ich doch nicht …« oder »Wie konnte ich nur …« weisen darauf hin, dass Sie sich mit vermeintlichen Versäumnissen über das gesunde Maß hinaus beschäftigen.
WAHRHEIT
Bei einer Auseinandersetzung tragen alle Beteiligten für den positiven oder negativen Ablauf des Gesprächs die Verantwortung.
HEILENDER GEDANKE
Ich gebe jeden Moment mein Bestes.
NÜTZLICHE ANREGUNGEN
› Denken Sie an Fehlverhaltensweisen Ihres Partners, für die er Verantwortung übernehmen müsste.
› Entscheiden Sie sich täglich neu dafür, sich von Ihrem Inneren Selbstkritiker zu lösen. Sagen Sie sich täglich beim Aufstehen laut einen Satz vor, der liebevoll und bestätigend klingt, wie zum Beispiel: »Ich finde das Gute in mir« oder »Ich lasse mich so sein, wie ich bin«.
Die Opferhaltung
Weigere dich, ein Opfer zu sein.
Margaret Atwood
Als »Opfer« haben Sie Denk- und Verhaltensweisen verinnerlicht, die dazu führen, dass Sie die Verantwortung für Ihre persönliche Lebensgestaltung nicht angemessen übernehmen, sondern sich von der Hilfe anderer abhängig fühlen. Dies kann sich in der Praxis so äußern, dass Sie glauben, hilflos wie ein kleines Kind zu sein und ohne ihn/sie nicht leben zu können. Sie haben das Gefühl, die Aufgaben des Alltags allein nicht bewältigen zu können. Als Opfer benutzen Sie Sätze, wie zum Beispiel: »Ich kann ja nicht, weil …«, »Ich würde ja gerne, aber …« oder »Es geht ja sowieso nicht, weil …«.
Das Gefühl, hilflos zu sein, kann so übermächtig werden, dass sich Depressionen einstellen. Sie fühlen sich wehrlos den Machenschaften Ihres Partners ausgeliefert und es fehlt Ihnen an Durchsetzungskraft und Vertrauen, um den eigenen Standpunkt und die eigene Wahrheit so zu vertreten, dass Sie sich selbst und Ihre Wünsche dabei nicht aufgeben.
Annas ehemaliger Partner wohnt mit seiner neuen Freundin in der anderen Haushälfte des gemeinsamen Doppelhauses. Anna, die eigentlich ausziehen möchte, fühlt sich nicht dazu in der Lage, eine andere Wohnung zu suchen. Sie wird Opfer der Umstände. Täglich beobachtet sie, wie ihre Nachfolgerin schick gekleidet in die Arbeit fährt. Anna verbringt einen großen Teil ihrer Zeit damit, Freundinnen anzurufen, um diesen vorzujammern, wie schlecht es ihr gehe. Sie vergleicht sich in Gedanken mit der anderen Frau und schätzt sich als weniger attraktiv ein. Anstatt sich selbst nett herzurichten, lässt sie sich gehen und
pflegt sich nicht mehr. Ihre Gedanken kreisen ständig um die Thematik, wie »er« so grausam sein kann, sie mit dieser Neuen zu konfrontieren. Anstatt zu handeln (nämlich eine andere Wohnung zu suchen) und das Leben als Single neu zu gestalten, verhält Sie sich wie ein Tier, das in einer Gefahrensituation den Totstellreflex zeigt, und in einer für sie unbefriedigenden und leidvollen Situation verharrt.
Sollte Ihr Partner Sie wie in dem Beispiel wegen einer anderen Beziehung verlassen haben, werden sich vorübergehend Zweifel, Selbstmitleid und mangelndes Vertrauen gegenüber den eigenen Fähigkeiten einstellen. Aufgrund der leidvoll erlebten Gegenwart ist eine positive Zukunftssicht nur begrenzt möglich. Viele Dinge, die Sie sich früher zutrauten, erscheinen Ihnen jetzt unbewältigbar. In der Rolle des Opfers fühlen Sie sich wie ein
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