Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Was machst du gerade?«
»Ich habe auf dem Handy ein Foto von einem Schild gefunden, auf dem dieser Text steht.«
»Lass mal sehen.«
Sandén gab ihm das Telefon.
»Es hängt an einer Gartenpforte«, dachte Hamad laut. »Es könnte tatsächlich ein Biergarten sein.«
Er blätterte weiter in den Fotos.
»Türen. Fenster. Diese Bilder könnte er als Gedächtnisstützen aufgenommen haben, als er die Entführung geplant hat. Um die Sicherheit zu verbessern. Das heißt, die Schlösser.«
Plötzlich stieg die Temperatur im Zimmer, sie spürten es beide. Ein Strohhalm. Aber vielleicht waren sie auf eine Spur gestoßen.
»Bist du mit dem Computer fertig?«, fragte Sandén.
»So gut wie.«
»Lass uns gehen. Sorg dafür, dass alles so aussieht wie vorher, dann machen wir uns auf die Socken. Wir müssen Petra anrufen.«
Hamad fuhr den Rechner herunter, Sandén legte das Telefon zurück auf den Fußboden, ging eine Runde durch die Wohnung, kontrollierte, dass alle Lichter ausgeschaltet waren und lauschte, ob aus dem Korridor Geräusche hereindrangen. Es war still. Vorsichtig öffneten sie die Tür und schlichen hinaus.
Sobald sie unten auf der Straße waren, rief Hamad Westman an und bat sie, im Internet nach dem hässlichen Entlein zu suchen. Eine Aufgabe, die, wie sie einsehen mussten, dadurch erschwert wurde, dass sie bei der ersten Suche, während sie noch am Telefon war, über vierzigtausend Treffer erhielt. Sie nannten ihr ihre Kindergarten- beziehungsweise Biergartenideen und gingen dann dazu über, ihr die Liste mit den Telefonnummern zuzusimsen. Einar Erikssons Abwesenheit war wieder mal greifbar, auf mehr als eine Weise.
»Man vermisst die Kuh erst, wenn der Stall leer ist«, fasste Sandén die Situation zusammen.
*
Als sie von ihrem Ausflug zurückgekehrt waren, hatten die Ganztagsbetreuer Saft und Popcorn in der gemütlichen Ecke serviert. Die Kinder, die am Freitagnachmittag noch in der Schule waren, durften einen Film gucken, bevor sie ins Wochenende geschickt wurden. Die beiden Sofas waren ebenso wie die Sessel von anderen Drittklässlern besetzt, sodass Johan und Max nebeneinander bäuchlings und mit einem Kissen unter den Ellenbogen auf dem Fußboden lagen und darauf warteten, dass der Film anfing. Zum Ausgleich hatten sie eine eigene Schale mit Popcorn vor sich stehen. Johan streckte den Arm aus, um sich eine Handvoll Freitagnachmittagsgemütlichkeit zu schnappen, als Ivan im Türrahmen auftauchte. Er hatte ihn heute schon länger nicht mehr gesehen und angenommen, dass er nach Hause gegangen war. Aber jetzt stand er dort und winkte ihn zu sich.
Ivan zog ihn mit nach draußen in den Flur und flüsterte aufgeregt von irgendetwas, das er aus dem Werkraum gestohlen hatte. Johan verstand zuerst gar nichts, und noch weniger, als Ivan ein Bündel aus seinem Turnbeutel zog, das zunächst wie ein zusammengerolltes Handtuch aussah. Aber als sich dann herausstellte, dass darin eine riesige Zange eingewickelt war, fiel bei ihm langsam der Groschen.
»Das ist ein Bolzenschneider«, sagte Ivan geheimnisvoll.
Johan hatte so seine Ahnungen, was Ivan damit vorhatte, und der Gedanke war ihm auf der einen Seite sympathisch, andererseits aber auch ganz und gar nicht. Das Schwein zu retten war eine Sache, aber wenn man dafür ein Schloss aufbrechen musste? Er war sich ganz sicher, dass so etwas ein Verbrechen war. Und zu allem Überfluss gehörte das Schloss auch noch diesem unheimlichen Gitarrenmann. Darüber hinaus hatte er den Verdacht, dass Ivan den eigentlichen Einbruch sehr viel interessanter fand, als das Schwein zu befreien.
»Ich bin jedenfalls zur Polizei gegangen«, sagte er in einem lahmen Versuch, Ivan von seinen Einbruchsplänen abzubringen.
»Aha. Und? Ist das Schwein jetzt befreit?«
Johan zuckte mit den Schultern.
»Gib zu, es hat sie gar nicht interessiert«, behauptete Ivan selbstsicher.
»Doch, schon ... Oder ... äh, zum Teil.«
Er wollte nicht offenbaren, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Dass gar keine richtige Anzeige daraus geworden war, weil er es nicht gewagt hatte, seinen Namen zu nennen. Dass er Angst davor gehabt hatte, was Mama und Papa sagen würden, wenn sie herausbekamen, was er getan hatte.
»Dann machen wir es eben selber. Komm schon, Johan, wo ist das Problem? Musst du Mama erst um Erlaubnis fragen?«
Ivan konnte offensichtlich Gedanken lesen.
»Wahrscheinlich«, antwortete Johan mit einem schiefen Lächeln.
Und schon war es wieder passiert. Ivan hatte ihn
Weitere Kostenlose Bücher