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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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nicht.«
    »Aber so hat es ausgesehen.«
    »Die Rache hätte sich in diesem Fall ja gegen Einars Frau richten müssen.«
    »Wie Sie Mikael bestimmt auch erzählt haben, hat Solveig ihre Strafe bereits bekommen. Ich bitte Sie, helfen Sie uns, Mikael zu finden. Im besten Fall können wir ihn von der Liste der Verdächtigen streichen. Andernfalls geht es um Leben und Tod von Einar Eriksson.«
    Sjöberg machte sich keine Illusionen, dass diese Bitte bei Ingegärd Rydin auf fruchtbaren Boden fiel. Er beugte sich vor und zog die Schublade heraus, in der die nicht verbannten Fotografien aufbewahrt wurden, und nahm alle Bilder heraus. Es waren kaum mehr als eine Handvoll.
    »Ich weiß ohnehin nicht, wo er steckt«, bemerkte sie scharf. »Wenn er nicht zu Hause ist, dann ist er wohl auf der Arbeit.«
    »Am Freitag hat er frei«, sagte Sjöberg und legte zwei Fotografien auf den Tisch.
    »Da trainiert er bestimmt, und ich habe keine Ahnung, wo.«
    »Er sieht aus, als würde er eine ganze Menge trainieren«, stellte Sjöberg fest und verglich die Bilder miteinander, die er vor sich liegen hatte.
    Das eine zeigte einen schmächtigen Jüngling mit einer ungepflegten, jugendlichen Frisur, während derselbe Mann auf dem anderen Bild sich sämtliche Haare abrasiert hatte und einen Oberkörper ganz anderen Kalibers mit sich herumtrug. Unter dem Ärmel des eng anliegenden T-Shirts schaute ein tätowiertes Ungeheuer heraus.
    »Wie viele Jahre liegen zwischen diesen Bildern?«, fragte Sjöberg und hielt die Fotos hoch, damit sie nicht ihre Körperhaltung ändern musste.
    »Das hier ist von Weihnachten«, sagte sie und deutete auf den tätowierten Athleten. »Das andere ist von meinem fünfzigsten Geburtstag vor drei Jahren.«
    Sjöberg sah keinen Grund, Ingegärd Rydin mit Fragen nach den Nahrungsergänzungsmitteln ihres Sohnes zu behelligen, aber das Bild des ungewollten Sohns begann Konturen anzunehmen. Er steckte die beiden Fotografien zwischen die Seiten seines Notizblocks und erhob sich aus dem Sessel.
    »Sie bekommen sie zurück«, sagte er und verließ sie schweren Gemüts und voller böser Vorahnungen.

Freitagnachmittag
    U nd dann wurde ihm ein zweites Mal der Boden unter den Füßen weggezogen. Wieder einmal war sein Leben ein Scherbenhaufen, und dieses Mal hatte es jemand absichtlich getan. Er war noch nicht ganz aus dem Auto gestiegen, da war der Mann aus der Dunkelheit getreten und hatte einen Lappen in sein Gesicht gedrückt. Was danach passierte – zwischen dem Überfall auf dem Parkplatz vor seinem Haus und dem Augenblick, als er im Geräteschuppen wieder aufwachte –, daran konnte er sich nicht erinnern. Das Aufwachen an sich war vor allem mit einem Gefühl der Verwunderung verbunden. Mit den Schmerzen konnte er noch umgehen, und die Kälte war noch auszuhalten. Er war einsam in der Finsternis und wusste nicht, wo er sich befand und warum. Er erinnerte sich, dass er im Auto auf dem Heimweg von Solberga gegähnt hatte, dass er an einem Rastplatz angehalten und eine Tasse lauwarmen Kaffee aus der Thermoskanne getrunken hatte, um nicht am Steuer einzuschlafen. Aber er war doch nicht vom Weg abgekommen? Das hier war keine Waldlichtung am Rande der Straße und noch weniger ein Krankenhaus. Fest um Mund und Kopf war ein Stück Tuch gebunden, offensichtlich, um die Geräusche aus seiner Kehle zu dämpfen. Er war an Händen und Füßen gefesselt und befand sich in einem Gebäude, einem Schuppen vielleicht, denn die Temperatur war fast die gleiche wie draußen, und unter sich konnte er mit den Händen einen harten, splitternden Holzboden ertasten.
    Er lag eine Weile da und überlegte, versuchte zu verstehen, was passiert war. Ihm fehlten ein paar Zähne im Mund, der Körper schmerzte. Wer wollte ihm schaden? Hatte er Widerstand geleistet? Wenn es sich um eine regelrechte Entführung handelte, dann hatten sie die falsche Person erwischt. Er hatte kein Geld und kannte niemanden, der ihn auslösen konnte oder wollte. Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Er bewegte sich; die Körperhaltung begann unbequem zu werden. Er rollte sich auf die andere Seite hinüber und bemerkte, dass die Schlüssel nicht mehr da waren. Er hatte sowohl den Autoschlüssel als auch den Wohnungsschlüssel in der Hosentasche gehabt, aber jetzt war sie leer. Aus unerfindlichen Gründen hatte er auch keine Schuhe an den Füßen, die Jacke hatte er dagegen anbehalten dürfen.
    Dann kehrten die Erinnerungen an den Überfall zurück. Er hatte das

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