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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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der am längsten auf Solberga gearbeitet hat.«
    »Mal sehen, das müsste Ann-Britt sein. Ich werde sie anrufen. Wie war noch Ihr Name?«
    »Conny Sjöberg. Ich bin Kommissar bei der Mordkommission in Stockholm«, fügte er hinzu, und der Pfleger zog neugierig eine Augenbraue hoch, bevor er den Hörer abnahm.
    Nach ein paar Versuchen hatte er Glück. Er deutete auf die Sitzgruppe und schlug vor, dass Sjöberg dort auf Ann-Britt warten könne.
    »Es kann eine Weile dauern. Sie kümmert sich im Augenblick um einen unserer Bewohner, aber sie kommt sofort, wenn sie damit fertig ist.«
    Sjöberg nahm auf einem kleinen, irritierend harten Wartezimmersessel Platz und blätterte ironischerweise in einer Einrichtungszeitschrift, während er wartete. Nach zehn Minuten tauchte der Mann vom Empfang mit einem Glas Orangensaft auf, das er vor ihm auf den Tisch stellte.
    »Es dauert leider noch ein bisschen länger«, entschuldigte er sich. »Ann-Britt kommt so schnell wie möglich.«
    Sjöberg schenkte dem Pfleger, der einen Duft nach Seife im Wartezimmer hinterließ, ein dankbares Lächeln. Er musste an Margit denken. Ungefragte Fürsorge. Behaglich. Behaglichkeit. Weiches Klappern von fußgerechten Pantoffeln. Aber dann: lange Korridore, Bahren, Desinfektionsmittel und silberglänzende Schalen. Wie aus dem Nichts kam plötzlich das Gefühl, er würde sich auf einem OP-Tisch befinden. Mit Margits Gesicht über sich, forschenden Augen, Mundschutz. Er hilflos und abhängig, sie mit rostfreien Instrumenten und behandschuhten Händen. Steril. Bedrohlich.
    Das Bild kam so unerwartet, so überwältigend, dass er zitterte, als er nach dem Glas griff. Erschrocken stellte er fest, dass sein Unterbewusstsein mit dazu beitrug, dieser ... Affäre den Garaus zu machen. Dieser Frau.
    Nach weiteren zwanzig Minuten und zwei Einrichtungszeitschriften tauchte Ann-Britt endlich auf. Es stellte sich heraus, dass sie die Frau war, mit der er bei seiner Ankunft gesprochen hatte. Ihrem Aussehen nach konnte sie sechzig sein, sodass sie im besten Fall tatsächlich schon hier gearbeitet hatte, als Solveig hierherkam.
    »Ann-Britt Berg«, sagte sie und streckte die Hand aus. »Entschuldigen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat. Ich habe einem Kollegen geholfen, einen unserer Bewohner zu duschen, der ein wenig schwierig ist, sodass man die Aufgabe nicht allein bewältigen kann.«
    Sjöberg erwiderte ihren Gruß und stellte sich ebenfalls vor.
    »Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Sind Sie ein Verwandter von Solveig?«, fragte die Schwester.
    »Nein, ich bin dienstlich hier. Ich muss mit jemandem sprechen, der Solveig schon lange kennt, und soweit ich verstanden habe, sind Sie schon eine ganze Weile hier beschäftigt. Waren Sie schon hier, als sie eingeliefert wurde?«
    »So nennen wir das hier nicht«, sagte Ann-Britt mit einem Lächeln. »Wir betrachten es als besondere Form des Wohnens. Solveig ist ja auch nicht bettlägerig. Aber es stimmt. Ich arbeite seit 1972 hier, seit fast sechsunddreißig Jahren.«
    »Was fehlt ihr denn?«
    »Die Frage kann ich leider nicht beantworten. Diese Information unterliegt der Schweigepflicht.«
    »Sagen wir mal so«, versuchte Sjöberg es andersherum. »Ich habe sie besucht und mir dabei ein ungefähres Bild machen können, was bei ihr nicht stimmt. Sie ist ganz offensichtlich apathisch, sodass ich auf posttraumatische Belastung oder etwas Ähnliches tippen würde. War sie schon so, als sie hierherkam, oder hat es sich erst später so entwickelt?«
    »Ich muss Sie um Verständnis bitten«, sagte sie. »Außer mit den Angehörigen dürfen wir wirklich mit niemandem über unsere Bewohner sprechen. Ich kann mir eine Abmahnung einhandeln, wenn ich zu viel sage. Ich könnte sogar angezeigt werden.«
    Sjöberg setzte seine strengste Polizistenmiene auf und fuhr freundlich, aber bestimmt fort:
    »Nun ist es aber so, dass ihr einziger Angehöriger, ihr Mann Einar, seit fünf Tagen verschwunden ist. Ich leite in diesem Fall die Ermittlungen und kann mir vorstellen, dass es in Solveigs Interesse liegt, dass wir ihn wiederfinden. Deshalb brauche ich Antworten auf bestimmte Fragen.«
    »Aber Solveig kann keine Auskünfte geben. Sie spricht mit niemandem, nicht einmal mit Einar, obwohl er jeden Samstag bei ihr sitzt.«
    »Deswegen spreche ich ja auch mit Ihnen. Sie könnten doch einfach nicken oder den Kopf schütteln, dann kann Ihnen niemand vorwerfen, dass Sie zu viel gesagt hätten?«
    Sie antwortete nicht, betrachtete ihn

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