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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Hötorget zu gehen. Johan hatte das starke Gefühl, dass seine Eltern diese Unternehmung nicht gutheißen würden, aber auf der anderen Seite brauchten sie ja nichts davon zu erfahren. Jetzt waren sie nach dem Kino wieder auf dem Weg nach Hause, und bei Johan stellte sich eine gewisse Erleichterung ein, als sie sich den Teilen von Stockholm näherten, in denen er sich nicht mehr verbotenerweise aufhielt.
    »Du hast ein bisschen Schiss gehabt, das habe ich gesehen«, sagte Ivan.
    »Nicht direkt Schiss ... Aber der Film war spannend«, antwortete Johan. »Verdammt spannend. Danke für das Popcorn. Und das Kino.«
    »Keine Ursache. Es war übrigens gar nicht mein Geld.«
    »Nein?«
    »Nein, es war Mamas Geld.«
    Johan schaute beunruhigt zu seinem deutlich größeren Kumpel auf.
    »Also, ich darf Geld von Mama nehmen. Ich habe es nicht geklaut, falls du das denkst.«
    »Dachte ich schon«, sagte Johan erleichtert. »Ich bekomme nur mein Taschengeld.«
    »Eigentlich bekomme ich auch Taschengeld«, erklärte Ivan. »Oder zumindest habe ich früher welches bekommen. Aber Mama hat die ganze Zeit vergessen, es mir zu geben, und jetzt bekomme ich stattdessen Geld, wenn ich es brauche.«
    »Mhm.«
    Johan war nicht ganz zufrieden mit dieser Antwort, beschloss aber, das Thema auf sich beruhen zu lassen, und betrachtete geistesabwesend die Passagiere, die vor ihnen im Bus saßen. Plötzlich entdeckte er eine bekannte Rückenpartie ein paar Reihen vor ihnen.
    »Guck mal, Ivan, da sitzt der, der immer vor uns Gitarre hat!«
    »Jetzt schrei doch nicht so«, zischte Ivan und ließ sich tiefer in seinen Sitz sinken.
    »Ich schreie doch nicht«, verteidigte sich Johan, »ich flüstere nur. Hast du etwa Schiss vor ihm?«
    »Nein, du etwa?«
    Johan fand, dass Ivans Augen doch ein bisschen ängstlich aussahen, aber er beschloss, es nicht zu kommentieren.
    »Nein, aber er sieht unheimlich aus. Findest du nicht?«
    »Doch, hässlich wie die Nacht«, sagte Ivan mit der Hand vor dem Mund, damit niemand außer Johan ihn hören konnte.
    »Er ist doch nicht hässlich. Er ist eher ... groß, irgendwie. Und alt.«
    »Aber was will er dann beim Gitarrenunterricht?«, platzte Ivan heraus. »So ein verdammter alter Knacker.«
    »Er ist ja noch keine hundert. Vielleicht will er einfach nur lernen, wie man Gitarre spielt«, schlug Johan scherzhaft vor und erntete einen Blick, der deutlich zeigte, dass Ivan im Augenblick nicht zum Scherzen aufgelegt war.
    »Alle, die dorthin gehen, sind Kinder oder Jugendliche«, entgegnete Ivan. »Er ist erwachsen.«
    Offensichtlich sollten seine Kommentare dazu dienen, den Mann vor ihnen als einen Loser abzustempeln, aber Johan musste an seinen Onkel Danne denken und hatte keine Lust, klein beizugeben.
    »Mein Onkel nimmt auch Gitarrenstunden. Daran ist doch nichts Merkwürdiges. Wer sagt denn, dass man so etwas nur als Kind machen darf?«
    Ivan schaute gleichgültig aus dem Fenster. Johan versuchte, sein Interesse wieder zu wecken.
    »Aber er ist tatsächlich unheimlich. Er grüßt nicht. Er sieht uns nicht einmal, obwohl wir jeden Dienstag draußen auf dem Flur sitzen und warten. Krank.«
    In Ivans Augen blitzte etwas auf, und er wandte sich wieder Johan zu.
    »Und so verdammt groß. Er könnte uns beide gleichzeitig erwürgen. Jeden mit einer Hand.«
    Johan betrachtete den groß gewachsenen Mann und stellte sich vor, wie er und Ivan in seinen riesigen Fäusten hingen und mit den Beinen zappelten.
    Der Bus wurde langsamer, und sie mussten aussteigen. Der Gitarrenmann stand auch auf, und eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand schob sich zwischen sie und den Mann. Als sie an dem Platz vorbeikamen, auf dem er gesessen hatte, warf Johan einen Blick auf die Sitzfläche und entdeckte, dass er ein Paar Handschuhe vergessen hatte. Er griff im Vorübergehen nach ihnen und rief dem Mann spontan über das Kind hinweg zu:
    »Hallo, Sie haben Ihre Handschuhe vergessen!«
    Der Mann war bereits halb ausgestiegen und reagierte nicht, aber die Frau mit dem Kind drehte sich mit einem fragenden Blick zu ihm um. Ivan ebenfalls. Johan beantwortete den Blick der Frau mit einem Achselzucken. Zu Ivan sagte er:
    »Er hat seine Handschuhe vergessen. Ich wollte nur ...«
    »Cool«, sagte Ivan. »Dann haben wir ihn am Haken.«
    »Haken?«
    »Ja, wir werden ihm folgen.«
    »Warum denn?«
    »Um zu sehen, was für ein zwielichtiger Typ er ist. Als Detektive!«
    »Aber wenn er uns erwischt ...«
    » ... dann geben wir ihm die

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