Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
Vom Netzwerk:
zerstört wird und die es anschließend in den ungastlichen Vorort einer fremden Stadt verschlägt, wo sie mit drei schweren Bürden zu kämpfen hat: einem kleinen Sohn, den sie alleine großziehen muss, der Trauer um ihren tragisch verstorbenen Lebenspartner und dazu noch der großen Schuld, die die Schwiegereltern auf sie abgewälzt haben.
    Das Schweigen, die Geheimniskrämerei, all das war nur seinetwegen geschehen. Um ihn vor dem Unbeschreiblichen zu bewahren: der Trauer um den Vater und den Erinnerungen an das Feuer. Heutzutage geht man mit Katastrophen anders um, aber es war ihre Methode, ihren Sohn dabei zu unterstützen, zu einem selbstständigen und harmonischen Menschen heranzuwachsen. Und es war ihr gut gelungen. Wenn man von dem absah, was sich in letzter Zeit in seinem Kopf getan hatte; seine vorübergehende mentale Kernschmelze. Aber von so etwas war jeder Mensch einmal betroffen. Die Fünfziger-Krise vielleicht? Wenn es so etwas gab.
    Sjöberg seufzte und drehte den Zündschlüssel. Ein neues Kapitel der Geschichte seiner Mutter hatte sich vor ihm aufgetan, und es war ja auch seine Geschichte. Er würde tun, was er konnte, um aus seinen neuen Erkenntnissen etwas Positives in der Beziehung zu seiner Mutter zu machen. Aber das musste erst einmal warten. Jetzt wollte er in Einar Erikssons vergangene Wirklichkeit eintauchen.

*
    Zum zweiten Mal während seines Besuchs in Arboga betrat Sjöberg eine Empfangshalle und fragte nach den dienstältesten Beschäftigten. Der uniformierte Jüngling an der Rezeption beschrieb ihm den Weg zu einem Raum am Ende des Korridors in der dritten Etage.
    Dieses Zimmer teilten sich die beiden Polizeiinspektoren Möller und Edin, beide bereits in den Sechzigern. Möller war ein großer, sehniger Typ, der einen ausgeprägten südschwedischen Dialekt sprach, während Edin eher durchschnittlich groß war, breite Schultern hatte und kein Haar mehr auf dem Kopf. Sjöberg stellte sich vor und wurde aufgefordert, in einem der beiden Besucherstühle Platz zu nehmen, die an der Wand neben der Tür standen. Möller bot ihm etwas zu trinken an und verschwand aus dem Zimmer, während Edin auf seinem Bürostuhl zu Sjöberg hinüberrollte. Sie wechselten ein paar Worte über die lärmenden Renovierungsarbeiten ein paar Zimmer weiter und den Wasserschaden, der sie nötig gemacht hatte. Als Möller eine Obstschale und ein paar Flaschen Mineralwasser auf den kleinen Tisch zwischen den Stühlen gestellt und selber Platz genommen hatte, trug Sjöberg sein Anliegen vor.
    »Ich arbeite an einem Fall, bei dem eine Frau und ihre zwei Kinder mit durchgeschnittener Kehle in ihrer Wohnung aufgefunden worden sind. Ihr habt vielleicht davon gehört?«
    Das hatten die beiden Polizeiinspektoren.
    »In unseren Ermittlungen spielen zwei Männer eine Rolle, die ihre Wurzeln in Arboga haben, und ich bin hier, weil ich ihre Angehörigen befragt habe. Diese Befragungen haben aus verschiedenen Gründen nur wenig ergeben, aber einer der beiden Männer hat damals hier in der Stadt als Polizist gearbeitet, und da habe ich mir gedacht, dass ihr vielleicht etwas dazu sagen könnt. Ihr habt doch beide schon Anfang der Siebzigerjahre hier gearbeitet, oder?«
    »Das ist richtig«, sagte Edin, und Möller nickte zustimmend.
    »Steht er unter Mordverdacht?«, fragte Möller in seinem breiten Dialekt.
    »Nein«, antwortete Sjöberg, was nicht ganz der Wahrheit entsprach, »aber er spielt eine zentrale Rolle in diesem Fall, und jetzt ist er verschwunden.«
    »Und der andere Mann, hat er sich auch in Luft aufgelöst?«, fragte Edin.
    »Nein, aber er liegt im Krankenhaus und ist nicht in der Lage, uns zu helfen.«
    »Wie heißt er denn, der Polizist?«, wollte Möller wissen.
    »Er hat zwischen 1975 und 1980 hier gearbeitet und heißt Einar Eriksson.«
    Die beiden Polizisten wechselten einen Blick, den Sjöberg nicht deuten konnte.
    »Erinnert ihr euch an ihn?«
    Edin beugte sich vor, und mit den Ellenbogen auf den Knien legte er die Hände vor den Mund und nickte ernst. Möller lehnte sich in seinem Stuhl zurück und holte tief Luft, bevor er antwortete.
    »Wir kannten ihn sehr gut. Es war schrecklich, was damals passiert ist. Es hat Einar unglaublich mitgenommen.«
    »Armer Teufel«, ergänzte Edin und schüttelte traurig den Kopf.
    Sjöberg runzelte die Stirn. Gab es da etwas, das er eigentlich wissen sollte?
    »Jetzt stehe ich ein bisschen auf dem Schlauch. Was ist denn mit Einar passiert?«, fragte er.
    »Entschuldige,

Weitere Kostenlose Bücher