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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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musterte ihn eine Weile nachdenklich. Sie war in ihrem Stuhl zusammengesunken, die Luft war raus.
    »Und wie hast du herausgefunden, dass diese Person den Film hatte?«, fragte sie. »Und dass er von dir kam?«
    »Detektivarbeit«, sagte Hamad mit einem Lächeln. »Ich bin Polizist, wie du vielleicht weißt.«
    »War es Conny?«
    Er schüttelte verwundert den Kopf.
    »Hadar?«
    Noch größere Verwunderung. War er der Einzige, der von dieser Sache nichts gewusst hatte?
    Aber jetzt konnte er nicht länger widerstehen. Er hatte diesen Augenblick seit vielen Monaten herbeigesehnt, auch wenn er es nie so deutlich gespürt hatte wie jetzt. Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum, zog sie behutsam aus dem Stuhl hoch und legte seine Arme um sie.
    »Das wollte ich schon so lange tun«, flüsterte er in ihr Haar. »Jetzt musst du mir erzählen, was du durchgemacht hast.«
    Er spürte, wie ihre Muskeln nachgaben und ihr Kopf gegen seine Schulter sank.
    »Ich vertraue dir«, seufzte sie.
    Und erzählte.
    Als er sie eine gute Stunde später verließ, tat er es mit gemischten Gefühlen. Enormer Erleichterung, weil sie ihn wieder angenommen hatte. Großer Entschlossenheit, wenn es darum ging, den anderen Mann, wie Petra ihn nannte, dingfest zu machen. Und mit einem bitteren Nachgeschmack im Kielwasser dieser so lang vermissten Vertraulichkeit, denn Petra hatte ihm mit einem stolzen Lächeln erzählt, dass sie in der letzten Zeit sogar einmal an der Liebesfront erfolgreich gewesen war. Aber dass nichts daraus werden würde, nichts daraus werden konnte . Er wollte wissen, warum. Konnte könnte vergeben bedeuten, und dieser Gedanke gefiel ihm nicht. Oder gefiel es ihm ganz allgemein nicht, dass es da jemanden gab?
    Sie wischte seine Bedenken mit einem unbekümmerten Lachen fort. Er bereute, dass er überhaupt gefragt hatte.

*
    Am sechsten Tag begann er den Mut zu verlieren. Er fühlte sich jetzt so schwach, dass er aufhörte, sich an Zeiten zu halten, und sich nicht mehr darum kümmerte, wann er schlafen durfte und wann er wach sein sollte. Er konnte sich nicht einmal mehr sicher sein, dass der Schlaf wirklich noch Schlaf war, denn er glitt immer wieder in einen Dämmerzustand hinein und wieder hinaus, bei dem es sich möglicherweise um Bewusstlosigkeit handelte. Mittlerweile störte er sich auch nicht mehr an der Kälte, was er als den Anfang vom Ende deutete. Trotzdem gab er nicht die einzige kleine Möglichkeit auf, die er noch sah; hartnäckig zog er weiter mit kurzen Rucken an dem Seil, mit dem seine Handgelenke aneinandergefesselt waren, sobald er wieder genug Energie dafür gesammelt hatte.
    Der kleine Haufen aus Brotstücken war am Tag zuvor aufgefüllt worden, aber obwohl sein Magen vor Hunger schmerzte, konnte er sich nicht überwinden, davon zu essen. Der Mund war nicht hungrig. Außerdem wurde er von der umständlichen und schmerzhaften Prozedur abgeschreckt, zu dem Brot hinüberzukrabbeln und mit der Zunge nach den Krümeln zu angeln. Dagegen hatte er sich in die Nähe der Wasserschale gelegt, und hin und wieder zwang er sich, ein paar Tropfen in sich hineinzuschlabbern. Er lag regungslos da, mit schmerzenden, tauben Gliedern, und wechselte nur dann die Stellung, wenn es unbedingt notwendig war.
    Gedanken und Träume wechselten einander ab, flossen ineinander, und manchmal erwachte er in totaler Verwirrung, ohne zu wissen, wo er sich befand. Sowohl die Gedanken und die Erinnerungen als auch die beschwerliche Wirklichkeit quälten ihn mehr als die anhaltenden Schmerzen. Doch konnte er hin und wieder im Traum von dem Leiden befreit werden, aus dem sein Dasein nunmehr bestand. Aber während der wachen Momente gab es keine Träume. Nur die schmerzhafte und zähe Gewissheit, dass ihm das Leben nun wieder mit der ständig wiederkehrenden Erinnerung an die Schuld, die er trug, und die Schuld, die er auch in Zukunft tragen würde, ins Gesicht grinste. Und dann all die Erinnerungen, die ihn verfolgten, Erinnerungen an das Leben, das er gelebt hatte. Das kleine, armselige, sinnlose Leben, an das er sich verloren hatte an einem Maitag vor langer Zeit, als der Duft von frisch gemähtem Gras die Nasenlöcher füllte, der Duft der Erde, aus der neues Leben keimen würde, der Duft von den blühenden Traubenkirschen auf der anderen Seite der Straße. Ein Maitag, an dem die Sonne von einem hellblauen Himmel strahlte und der Wind einen fröhlich plätschernden Fluss kräuselte und im blonden Haar seiner Frau spielte, als sie in der

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