Und tot bist du
gewesen, während Lillian ihre gesellschaftliche Gleichberechtigung betonte. Aber er würde für die kurze Zeit, die ihm noch in diesem Haus vergönnt war, Lillians besitzergreifende Art wohl noch ertragen können. Er entschied, das Beste daraus zu machen und das köstliche Essen und den korrekt dekantierten Wein zu genießen.
Da Shipman klargeworden war, daß er sich nicht völlig von der Außenwelt abkapseln konnte und für seinen Anwalt erreichbar sein mußte, hatte er den Anrufbeantworter wieder eingeschaltet. Allerdings ging er nur an den Apparat, nachdem er abgehört hatte, wer dran war. Als er nun Sundays Stimme vernahm, hob er erfreut ab.
»Tommy, ich war gerade in Yonkers und sitze jetzt im Auto, um zu dir zu fahren«, erklärte sie. »Ich wollte mit deiner Haushälterin sprechen. Ist sie heute da? Oder weißt du, wo ich sie erreichen kann?«
»Lillian ist hier.«
»Ausgezeichnet. Laß sie bloß nicht gehen, bevor ich sie gesehen habe. In etwa einer Stunde bin ich bei dir.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie dir etwas anderes erzählt als der Polizei.«
»Tommy, ich habe mich gerade mit Arabellas Freund unterhalten. Er wußte von dem Plan, dich zu erpressen.
Und angeblich hat Arabella so etwas auch früher schon in mindestens einem anderen Fall versucht. Wir müssen herausfinden, wer ihr letztes Opfer war. Es ist durchaus möglich, daß jemand Arabella zu deinem Haus gefolgt ist.
Und wir hoffen, daß Lillian auf dem Nachhauseweg etwas aufgefallen ist – ein Auto vielleicht –, das ihr damals unbedeutend vorkam, sich aber als wichtig erweisen könnte.
Die Polizei hat sich nie nach anderen möglichen Verdächtigen umgesehen. Da Henry und ich von deiner Unschuld überzeugt sind, werden wir eben die Detektivarbeit übernehmen. Also, Kopf hoch! Es ist noch nicht aller Tage Abend.«
Als Shipman auflegte und sich umdrehte, sah er Lillian West in der Tür zum Arbeitszimmer stehen. Offenbar hatte sie das Telefonat belauscht. Aber er lächelte ihr trotzdem freundlich zu. »Mrs. Britland wird in Kürze hier sein und möchte mit Ihnen sprechen«, sagte er.
»Sie und der Präsident sind der Ansicht, daß ich Arabella nicht ermordet habe, und deshalb Nachforschungen anstellen. Sie haben eine Theorie, die mir vielleicht weiterhelfen könnte, und darüber möchte Mrs. Britland mit Ihnen reden.«
»Das ist ja wundervoll«, entgegnete Lillian West kühl.
»Ich kann es kaum erwarten.«
Als nächstes rief Sunday Henry im Flugzeug an. Sie tauschten ihre Ergebnisse aus, und nachdem Sunday von Arabellas Gepflogenheit, ihre Liebhaber zu erpressen, berichtet hatte, fügte sie warnend hinzu: »Allerdings haben wir ein Problem: Ganz gleich, wer Arabella umbringen wollte, es wird schwierig werden zu beweisen, daß diese Person unbemerkt in Tommys Haus spazierte, die zufällig herumliegende Pistole lud und dann abdrückte.«
»Schwierig vielleicht, aber nicht unmöglich«, erwiderte Henry beruhigend. »Ich werde Marvin sofort damit beauftragen, bei Arabellas letztem Arbeitgeber Erkundigungen einzuziehen. Möglicherweise findet er heraus, ob sie mit einem Kollegen eine Affäre hatte.«
Nachdem Henry sich von Sunday verabschiedet hatte, lehnte er sich zurück und dachte über die Neuigkeiten aus Arabellas Vergangenheit nach. Er hatte ein unbehagliches Gefühl, das er sich jedoch nicht erklären konnte. Aber eine Vorahnung warnte ihn, daß etwas im argen lag.
Er machte es sich in dem Drehsessel bequem – abgesehen vom Pilotensitz war dies sein Lieblingsplatz an Bord.
Es mußte etwas gewesen sein, das Sunday gesagt hatte, überlegte er. Deshalb ließ er das Gespräch noch einmal Revue passieren. Natürlich! schoß es ihm durch den Kopf, als er bei Sundays Befürchtungen wegen der schwierigen Beweislage angelangt war: Wie sollte man belegen, daß ein Fremder in Tommys Haus eingedrungen war und die Pistole geladen und abgefeuert hatte?
Und genau da lag der springende Punkt. Es mußte gar kein Fremder gewesen sein. Denn es gab einen Menschen, der die Tat hätte verüben können und der wußte, daß Tommy sich nicht wohl fühlte und todmüde war. Außerdem hatte diese Person Arabella gesehen, ja, sie sogar selbst hereingelassen: die Haushälterin!
Sie arbeitete noch nicht lange für Tommy, und es war durchaus möglich, daß er sich nicht über sie informiert hatte. Wahrscheinlich wußte er so gut wie nichts über sie.
Rasch rief Henry die Gräfin Condazzi an. Bitte, laß sie zu Hause sein, schickte er ein
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