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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ich habe mich für diese Plackerei entschieden, anstatt weitere dumme Gören zu unterrichten, weil ich hoffte, jemand würde endlich meine Qualitäten erkennen und für mich sorgen wollen. Aber so ist es nicht gekommen. Ich habe andere bedient, und sie haben mich behandelt wie ein Stück Dreck.« Wieder sah sie Tommy an. »Zuerst dachte ich, daß Sie anders wären, doch ich habe mich geirrt. Sie sind genauso.«
    Während dieses Wortwechsels war das Läuten an der Tür verstummt. Sunday wußte, daß die Leibwächter nun nach einem Weg suchen würden, ins Haus einzudringen, und sie zweifelte nicht daran, daß es ihnen gelingen würde. Doch plötzlich erstarrte sie. Als Lillian West sie hereingelassen hatte, hatte sie die Alarmanlage wieder eingeschaltet. »Damit sich keine Reporter hereinschleichen«, hatte sie erklärt.
    Wenn Art oder Clint versuchen, ein Fenster zu öffnen, geht die Alarmanlage los, überlegte Sunday. Dann ist es aus mit Tommy und mir. Sie spürte Tommys Hand auf ihrer. Er dachte dasselbe, wurde ihr klar. Mein Gott, was sollen wir jetzt bloß tun? ›Dem Tod ins Auge sehen‹ –
    diese Redewendung hatte Sunday schon oft gehört, aber bis jetzt war sie für sie nur eine Phrase gewesen. Henry, schoß es ihr durch den Kopf, Henry! Bitte laß nicht zu, daß diese Frau uns die Zukunft raubt.
    Tommy umfaßte fest ihre Hand. Mit dem Zeigefinger trommelte er auf ihren Handrücken. Offenbar waren es Morsezeichen. Was wollte er ihr damit sagen?
    Henry blieb am Apparat, um mit den Leibwächtern vor Tommy Shipmans Haus in Verbindung zu bleiben. Während Agent Dowling sich vorsichtig ums Haus pirschte, sprach er am Mobiltelefon mit dem ehemaligen Präsidenten. »Sir, alle Vorhänge sind zugezogen. Wir haben die Polizei alarmiert. Sie sollte jeden Moment hier sein. Clint klettert gerade hinter dem Haus auf einen Baum, dessen Äste nah an die Fenster heranreichen. Vielleicht können wir so unbemerkt eindringen. Das Problem ist allerdings, daß wir nicht wissen, ob sie sich überhaupt im Haus befinden.«
    Mein Gott, dachte Henry. Es würde mindestens eine Stunde dauern, die Ausrüstung herbeizuschaffen, mit deren Hilfe man Bewegungen innerhalb des Hauses überwachen konnte. Aber dazu haben wir keine Zeit mehr. Er sah Sundays Gesicht vor sich. Sunday! Sunday! Es durfte ihr einfach nichts geschehen! Am liebsten hätte er das Flugzeug angeschoben, damit es schneller flog, und das Haus von der Armee stürmen lassen.
    Warum war er nicht vor Ort? Jetzt! Er schüttelte den Kopf. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Dann hörte er Dowling lauthals fluchen.

    »Was ist los, Art?« rief er. »Was ist passiert?«
    »Sir, die Vorhänge im rechten Zimmer des Erdgeschosses wurden eben aufgezogen. Und ich bin sicher, daß drinnen geschossen wurde.«
    »Die dumme Kuh hat mir das perfekte Alibi verschafft«, sagte Lillian West. »Ich wußte, daß mir nicht mehr viel Zeit blieb und daß ich nicht mehr die Möglichkeit hatte, Sie ganz langsam umzubringen, wie es eigentlich mein Plan war. Aber die neue Entwicklung paßte mir ganz gut in den Kram. So konnte ich nicht nur Sie bestrafen, sondern auch dieses gräßliche Weibsstück.«
    »Dann haben Sie Arabella wirklich getötet!« rief Tommy aus.
    »Natürlich«, entgegnete Lillian ungeduldig. »Und es war ein Kinderspiel. Ich bin nämlich an diesem Abend nicht gegangen. Nachdem ich die Frau in die Bibliothek geführt, Sie aufgeweckt und mich verabschiedet hatte, habe ich die Tür geschlossen und mich in der Garderobe versteckt. Ich habe jedes Wort mitgehört, und ich wußte, daß die Pistole und Munition bereitlagen. Als Sie nach oben torkelten, war mir klar, daß Sie jeden Moment das Bewußtsein verlieren würden.« Mit einem bösartigen Lächeln auf den Lippen hielt sie inne. »Meine Schlaftabletten wirken viel besser als die, die Sie sonst nehmen. Sie enthalten spezielle Zutaten.« Wieder lächelte sie. »Und außerdem einige interessante Viren. Warum, glauben Sie, ist Ihre Erkältung seitdem so viel besser geworden? Weil Sie mich nicht hereingelassen haben, und ich Ihnen Ihre Tabletten nicht geben konnte. Andernfalls hätten Sie inzwischen bestimmt eine Lungenentzündung.«
    »Sie haben Tommy vergiftet!« entsetzte sich Sunday.
    Lillian sah die junge Frau empört an. »Ich habe ihn bestraft«, antwortete sie im Brustton der Überzeugung. Dann wandte sie sich wieder an Shipman. »Als Sie oben angekommen waren, ging ich wieder in die Bibliothek. Arabella wühlte in Ihrem

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