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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ich mit Ben zusammen war, hatte ich immer das Gefühl, dass die Welt um uns herum verschwand. Wir hatten eben unseren Lunch aus kaltem Brathuhn und Kartoffelsalat vertilgt; jetzt lagen wir auf dem Rücken, schauten in einen sehr blauen Sommerhimmel hinauf und hielten uns bei der Hand, und plötzlich begann dieses ernsthafte, aber vorsichtige Gespräch über vergangene Lieben. Über die Menschen und Erfahrungen, die uns zu dem Augenblick geführt hatten, in dem wir jetzt lebten.
    Bis dahin waren nur beiläufige Bemerkungen über unsere jeweilige Vergangenheit gefallen, und mir war wohl bewusst, dass wir beide im Stillen diese unvermeidlichen Vergleiche anstellten und unsere Beziehung in einen Kontext setzten. Sie ist eher so und weniger so. Er ist in dieser oder jener Hinsicht besser oder schlechter . Das liegt in der menschlichen Natur – es sei denn, es ist die erste Beziehung deines Lebens, die einem vielleicht gerade deshalb immer als etwas Besonderes und für alle Zeit Heiliges erscheint. Aber je älter man wird, desto zynischer wird man und desto komplizierter und verschlungener wird diese Übung. Allmählich begreift man, dass nichts vollkommen ist, dass man immer Abstriche machen und Opfer bringen muss. Das Schlimmste ist, wenn ein Ex den Menschen in deiner Gegenwart aussticht und man denkt: Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn vielleicht nicht gehen lassen. Dieses Gefühl hatte ich lange Zeit in Bezug auf meinen College-Freund Paul gehabt. Meine Beziehung mit Paul war alles andere als makellos gewesen, und trotzdem hatte ich in zehn Jahren niemanden gefunden, der die Sehnsucht nach dem, was wir miteinander gehabt hatten, zum Verstummen gebracht hatte. Aber mit Ben war es anders. Ich war glücklicher als jemals zuvor. Das sagte ich ihm, und ich weiß noch, dass er mich fragte, warum es anders, warum ich glücklich sei. Ich dachte lange darüber nach, denn meine Antwort sollte genau und vollständig sein. In umständlichen Einzelheiten führte ich aus, warum meine Beziehung mit Paul gescheitert war, und ich zählte Pauls besondere Eigenschaften und Qualitäten auf und erklärte, in welcher Hinsicht Ben besser sei – und, was noch wichtiger war, warum er für mich besser sei.
    «Du küsst besser», sagte ich. «Du bist ausgeglichener. Du bist großzügiger. Du bist gescheiter. Du bist fairer.»
    Ben nickte so ernsthaft, dass ich hinzufügte: «Und du trennst deinen Müll», nur um komisch zu sein. (Obwohl es stimmte, dass Paul seinen Müll niemals trennte, und ich fand, das sagte eine Menge über ihn.) Während ich so redete, hatte ich das deutliche Gefühl, dass ich das Wesentliche meiner Empfindungen nicht in die richtigen Worte fasste. Es war frustrierend, denn Ben sollte wissen, inwiefern er wirklich etwas Besonderes für mich war.
    Ich gab vorläufig auf und stellte Ben die gleiche Frage über seine Exfreundin Nicole. Ich hatte mittlerweile aus allerlei Gesprächsfetzen ein halbwegs komplettes Bild von ihr zusammengefügt. Ich wusste, sie war zur Hälfte Vietnamesin und sah aus wie eine Porzellanpuppe. (Es kann sein, dass ich einmal in seinen Schubladen geschnüffelt und ein oder zwei Fotos gefunden habe.) Sie war Innenarchitektin und hatte Ben bei einem großen Museumsprojekt in Brooklyn kennengelernt. Ihr Lieblingsbuch war Hundert Jahre Einsamkeit , und das war auch Bens Lieblingsbuch (eine Tatsache, die mich irrational ärgerte). Sie rauchte – sie rauchten lange Zeit beide, bis er es sich abgewöhnte. Sie hatten drei Jahre zusammengewohnt und waren fast sechs Jahre ein Paar gewesen. Ihre Beziehung war intensiv gewesen – mit extremen Höhen und elenden Tiefen, und sie hatten sich erst im Winter zuvor getrennt. Den genauen Grund hatte ich immer noch nicht erfahren. Und natürlich spukte mir das Wort «Rebound-Effekt» durch den Kopf. War er nur aus Frust mit mir zusammen? Jedenfalls erfüllte der Name Nicole mich mit einer verrückten Eifersucht.
    «Warum ist unsere Beziehung anders?», fragte ich Ben und befürchtete sofort, ich könnte mir zu viel herausnehmen. «Oder ist sie überhaupt … anders?»
    Ich werde nie vergessen, wie er mich da ansah. Seine hellen Augen wurden groß und beinahe glasig. Er nagte an seiner Unterlippe – eine Angewohnheit, die ich besonders sexy fand – und sagte dann: «Das ist eigentlich überhaupt keine schwierige Frage. Ich liebe dich einfach mehr. Das ist alles. Und ich sage das nicht, weil sie passé ist und du aktuell. Es ist einfach so. Ich meine, ich habe

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