Und trotzdem ist es Liebe
Baby zu begrüßen!»
«Ja! Kommt endlich rein!», ruft Daphne aus dem Wohnzimmer.
Wir gehen hinein, und da ist meine Schwester im sanften Licht des Feuers und hält ihren neugeborenen Sohn auf dem Arm.
«Ben, Claudia – das ist euer Neffe Lucas», sagt Daphne. «Lucas – Tante Claudia und Onkel Ben … So soll er euch nennen. Nicht wahr, Ben?»
Ben nimmt meine Hand. «Ja, Daph. So soll er uns nennen.»
«Na, dann kommt her und seht ihn euch an», sagt Daphne stolz und schlägt die blaue Decke vor Lucas’ Gesicht zur Seite.
Über diesen Augenblick habe ich seit Thanksgiving nachgedacht. Werde ich etwas anderes empfinden als bei Maura und ihren drei Kindern? Ich befürchte es. Aber kaum schaue ich Lucas an, erkenne ich erleichtert, dass es mir haargenauso geht. Ich empfinde Stolz und Staunen und Dankbarkeit und die freudige Erwartung all dessen, was kommen wird.
«Er ist wundervoll», sage ich.
Zu gut, um wahr zu sein. Aber er ist da. Es ist wahr.
«Ich weiß», sagt Daphne. «Ich kann’s noch gar nicht glauben.»
«Tante Daphne, darf ich Baby Lucas auf den Arm nehmen?», fragt Zoe – und sofort krähen auch Patrick und William los und wollen das Baby halten.
«Nicht jetzt», ermahnt Maura ihre Kinder sanft. «Jetzt braucht Lucas seine Mommy.»
Daphne wirft ihr einen dankbaren Blick zu. Ich sehe ihr an, dass sie noch nicht bereit ist, ihr Kind herumzureichen. Sie hat zu lange auf diesen Moment gewartet.
Wie wir alle.
Sehr viel später an diesem Abend sind Ben und ich wieder in unserer alten Wohnung. Allmählich fühlt es sich für mich endlich wieder an wie ein Zuhause – und das ist gut so, denn Michael wird im Januar bei Jess einziehen. Sie nennen es einen «Probelauf», aber das weiß ich besser. Trotzdem ist es manchmal leichter, in kleinen Schritten voranzugehen.
Wie Ben und ich es jetzt tun. Ich habe ungefähr die Hälfte meiner Garderobe wieder zu Ben geschafft, und jetzt wühle ich in den Schubladen unserer Kommode und suche meinen roten Flanellpyjama.
Ben lacht, und ich frage: «Was ist?»
«Ich wusste, dass die Dessous-Phase der Versöhnung nicht ewig dauern würde», sagt er.
«Wir haben Heiligabend!», sage ich. «Da ist man gemütlich. Nicht sexy.»
«Na, dann habe ich Neuigkeiten für dich», sagt Ben.
«Nämlich?» Ich lächle.
«Du bist beides.»
Immer noch lächelnd verschwinde ich im Bad, um mir die Zähne zu putzen. Ich zögere eine ganze Weile, bevor ich meine Pille nehme. Als ich ins Schlafzimmer komme, erwartet Ben mich in seiner grünen Flanellpyjamahose. Wir knipsen das Licht aus und schlüpfen unter die Decke. Zuerst sind unsere Küsse behaglich wie unsere Pyjamas, aber rasch werden sie drängend und begierig.
«Wie kann ich dich nur so sehr lieben?», fragt Ben irgendwann.
Das ist eine dieser Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Genauso gut könnte man versuchen, Zauberei oder Wunder oder Glauben zu erklären.
«Ich weiß es nicht», flüstere ich und denke, es gibt so vieles, was ich nicht weiß. Ich weiß nicht, ob ich jemals meine Angst vor der Mutterschaft überwinden werde. Ob ich eines Tages Mutter sein werde. Ob ich fähig bin, eine gute Mutter zu sein.
Aber jetzt ist Weihnachten, und ich bin bei Ben, und alles andere ist unwichtig. Ich halte ihn fest umschlungen und flüstere seinen Namen. Es ist ein Wunsch und eine Verheißung kommender Dinge.
Informationen zum Buch
Was, wenn dein Traummann andere Träume hat als du?
Claudia ist selig, als sie Ben findet. Endlich jemand, der auch keine Kinder will! Das Paar startet in eine glückliche Ehe … bis Ben plötzlich seine Meinung über Babys ändert. Für Claudia ein Vertrauensbruch – und für beide ein Scheidungsgrund. Schon bald beginnt Claudia eine Affäre mit einem Kollegen – garantiert ohne Kinderwünsche, aber dafür mit viel gutem Sex und romantischen Wochenendtrips. Dann erfährt sie von Bens neuer Freundin: jung, schön, klug und offenbar nur allzu bereit, ihm ein Kind zu schenken!
Informationen zur Autorin
Emily Giffin wuchs an der Ostküste der USA und in der Nähe von Chicago auf. Nach dem Studium arbeitete sie als Anwältin in New York, bevor sie mit ihrem Ehemann nach London zog. Ihr Durchbruch als Schriftstellerin gelang ihr gleich mit ihrem Debüt «Fremd fischen».
Weitere Veröffentlichungen:
Fremd fischen
Shoppen und fischen
Männer fürs Leben
Impressum
Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel «Baby Proof» bei St. Martin’s Press, New York
Rowohlt
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