Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
Vom Netzwerk:
als wäre er Donald Christies bester Kumpel. »Ich weiß, wie Frauen sein können.« Er tippte Kevin an und zeigte, ohne hinzusehen, auf die offene Tür.
    Kevin setzte sich in Bewegung. Der nächste Raum war tatsächlich ein Esszimmer – dunkel, deprimierend, mit einem Riesentisch, auf dem man mühelos Operationen hätte durchführen können. An der Wand stand ein sarggroßes Büfett, mit einem deprimierenden Gemälde toter Tiere darüber, das zwei weitere Durchgänge voneinander trennte. Einer schien in einen schmalen Flur zu führen. Durch den anderen sah man einen Linoleumfußboden. Er entschied sich für das Linoleum.
     
    Die Küche war ein Durcheinander alter Holzschränke, zusammengewürfelter Regale und Geräten aus den siebziger Jahren. Hier fanden sich zwei weitere Türen, eine vor ihm, eine links. Er schüttelte den Kopf. Alte Häuser. Drei Türen in jedem Zimmer, aber keine Wandschränke. Er ging durch die Küche zur gegenüberliegenden Tür, die zwischen einem Regal und einem dünn laminierten Schrank klemmte. Sie führte auf eine schmale, überdachte Veranda; Waschmaschine und Trockner an einem Ende und eine Wäscheleine, die von einer Trommel in die Dunkelheit vor ihm führte. Stirnrunzelnd musterte er die in den Hof führenden Stufen. Er ging zurück in die Küche und auf die andere Tür zwischen der Spüle und einer altmodischen Kühltruhe zu. Er konnte eine Frau aus vollem Hals schimpfen hören. Musste Kathy sein, die ihre Empfindsamkeit auslebte. Kevin grinste in sich hinein, als er die nächste Tür öffnete.
    Eine Frau sah von dem kuschligen Bett auf, auf dem sie lag und las.
    »Oh! Himmel.« Kevin spürte, wie er errötete. »Entschuldigung. Ich habe nicht gewusst, dass hier jemand ist, sonst hätte ich geklopft.«
    Die Frau klappte ein schmales Taschenbuch zu und glitt vom Bett. »Das macht nichts«, sagte sie. »Ich habe den ersten Teil von der Show heute Abend mitbekommen. Sie haben die Hunde doch nicht getötet, oder?«
    »Nein!«
    »Schade.« Sie klang nicht sarkastisch, nur traurig.
    »Äh.« Er sah sich im Zimmer um. Es war wie ein französisches Boudoir für Sechsjährige eingerichtet, obwohl die Frau vor ihm mindestens so alt war wie er, wahrscheinlich sogar älter. Blond, mit braunen Augen, gebaut wie eine ehemalige Milchkönigin. »Sind Sie die Schwester?«
    »Das bin ich«, sagte sie. Wenn Bruce den Verstand der Familie besaß, hatte sie das gute Aussehen.
    »Ich muss … äh, haben Sie was dagegen, wenn ich mich mal umsehe?«
    Sie machte eine weit ausholende Geste. »Nur zu. Was suchen Sie?«
    »Tja.« Was, wenn der Bruder sich irrte und sie mit ihrem Latinofreund gar nicht Schluss gemacht hatte? Er hatte keine Lust auf eine weitere Kathy, die mittlerweile laut kreischte. »Der Hausmeister der Episkopalkirche ist verschwunden.«
    Sie sah ihn an, als wäre er irre. »Suchen Sie den hier?« Dann klappte ihr der Mund auf. »Ach so. Ist das der Typ, hinter dem meine Brüder her waren?« Ihr Mund verzog sich zu einem seltsamen Lächeln. »Der Mexikaner von der Kirche?«
    »Ja. Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn noch nie gesehen.« Sie malte Anführungszeichen um das Wort ›gesehen‹. »Sie sind einfach … Neil ist …« Sie lächelte erneut auf diese seltsame Weise. »Es gibt nichts, worüber sie sich Gedanken machen müssten.«
    »Haben Sie ihnen das gesagt? Dass er nicht Ihr Freund war?«
    Sie schnaubte. »Nein. Warum auch? Sie würden trotzdem …« Sie rammte die Hände in die Hosentaschen. »Das ist vorbei. Ich will nicht mehr darüber reden.« Ihr Ärmel war hochgerutscht, und Kevin konnte den Rand eines blaugrünen Blutergusses erkennen, der bis zu ihrer Schulter reichen musste.
    »Hm«, sagte er. »Aber Ihre Brüder. Falls die nach wie vor den Eindruck haben, dass Sie eine Beziehung hatten, wollen die vielleicht darüber reden.«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein, würden sie nicht …« Sie verstummte. »Ich glaube, sie würden das nicht.« Sie sprach jetzt mit sich selbst. »Oder doch?«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich weitermache?«
    Sie bedeutete ihm, fortzufahren. Er machte es kurz – kein Schrank, ein Bett, keine Falltür in den Keller. Es wäre schwierig, hier jemanden zu verstecken, zumal, wie er bemerkte, am Türknauf nur noch Schraubenlöcher zu sehen waren, wo ein Schloss oder ein Riegel hätte sitzen müssen. Am anderen Ende des Raumes war noch eine Tür, aber als er sie öffnete, stand er im Waschmaschinen-und

Weitere Kostenlose Bücher