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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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ihren kirchenputzenden Untermieter kannte. Der Gedanke nagte an ihr, doch dann begann Emma wieder mit ihrer Tirade wegen des Modemzugangs zum Internet, und ihr fiel ein, das Russ noch wartete, und sie dachte: Wie kann ich meine Arbeiter vor meinem Bruder verstecken?, und der Gedanke war weg.
    XI
Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit!
    Der Chor endete. Die Orgel donnerte zum Abschluss. Ein Moment des Schweigens, als die letzten triumphierenden Klänge von Parrys »I Was Glad When They Said Unto Me« widerhallten. Dann klatschte jemand, und innerhalb einer Sekunde dröhnte ohrenbetäubender Applaus in den Mauern von St. Alban’s. Clare, deren offizielle Pflichten mit der Begrüßung der Gäste in der Kirche und der Vorstellung des Chors erledigt waren, klatschte mit, wie immer verblüfft, dass dieselben Menschen, denen sie beim Üben zugehört hatte, wo sie schimpften und schmollten und dieselbe Phrase wieder und wieder und wieder wiederholten, solch einen Klang unaussprechlicher Schönheit produzieren konnten.
    Der Chor verbeugte sich, und dann kam hinter der Orgel die musikalische Leiterin Betsy Young hervor, mit leuchtenden Wangen und aufgelöster Frisur. Einer der Tenöre überreichte ihr einen riesigen Strauß Rosen, und sie verfärbte sich in einem noch spektakuläreren Rot.
    Clare fing Doug Youngs Blick auf und glitt aus ihrer Bank im Hintergrund der Kirche. Betsys Mann war zum Dienst verpflichtet worden. Seine Aufgabe bestand im Sammeln der Spenden, und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, festzustellen, wie sie sich geschlagen hatte. Er ergriff die Metallkassette, und Clare fischte den Sakristeischlüssel aus ihrer Rocktasche. »Sie waren wunderbar«, sagte sie, während sie sich ihren Weg durch die Menge zur vorderen Seite der Kirche bahnte.
    »Stimmt«, sagte er. »Und ich bin so froh, dass es vorbei ist.« Er grinste sie an.
    Tja. Betsy war während der Vorbereitung auf das Konzert eine echte Heimsuchung gewesen.
    Doug schaute sich um. »Ist Ihr Freund aus New York auch hier?«
    »Hugh? Nein, er hatte zu arbeiten. Irgendein Geschäft, das seine Bank betreut. Er musste nach Las Vegas.«
    »Wie schade. Für Sie, meine ich, nicht für ihn. Vegas ist nicht gerade eine Zumutung.«
    »Schon okay. Wir finden das nicht schlimm. Außerdem kommt er nächsten Monat zum St. Alban’s-Festival.«
    »Hoffentlich hat er nach dem Trip noch Geld übrig.«
    Clare lachte.
    »Reverend Fergusson«, rief jemand. »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    Sie gab Doug den Schlüssel und versprach, so schnell wie möglich wiederzukommen, was letztendlich eine Dreiviertelstunde später bedeutete. Sie beantwortete Fragen zum bevorstehenden Gemeindepicknick, unterhielt sich mit einer Frau, die bei dem kirchlichen Hilfeprogramm für minderjährige Mütter mitarbeiten wollte, lobte jedes Chormitglied, das ihr unter die Augen kam, und sprach, wie erfreulich, mit nicht weniger als drei verschiedenen Personen, die Interesse an einer Teilnahme an der Sonntagsmesse bekundeten.
    »Ich habe immer das Gefühl, dass wir sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einfangen«, gestand sie Betsy. Die Kirche hatte sich bis auf wenige Chormitglieder geleert, die noch im Hauptschiff ein wenig Klatsch austauschten. »Sie wissen doch gar nicht, dass der Chor erst im Herbst wieder zusammenkommen wird.«
    »Dann müssen wir eben auf Ihre Predigten vertrauen, um sie bis Trinitatis zu fesseln, oder?«
    »Oh, klar, dafür fahren sie meilenweit.« Clare ließ der Chorleiterin den Vortritt zur Sakristei. »Alles, was sich die Menschen im Sommer von einer Predigt wünschen, ist, dass sie nicht länger als fünf Minuten dauert.« Sie entdeckte Amado, der vom Pfarrbüro aus um die Ecke spähte. Sein leuchtend gelber Gips schimmerte in den Schatten. »Alles in Ordnung, Señor Esfuentes. Sie können anfangen, sauber zu machen. Äh, Limpiar la iglesia, por favor. «
    »Ich wette, Sie können es kaum erwarten, dass Glenn Hadley wieder zur Arbeit kommt«, bemerkte Doug auf seinem Platz neben der Geldkassette. »Man kann leichter mit ihm reden«, gab Clare zu. »Andererseits fühlt Señor Esfuentes sich nicht genötigt, mich Father zu nennen.«
    »Wie haben wir uns geschlagen?«, fragte Betsy. Der Chor plante, im August zu einem Festival nach England zu reisen – falls sie genug einnehmen konnten, um einen Teil ihrer Ausgaben zu decken. Seit dem letzten Herbst waren sie bemüht, mit Konzerten und Kuchenverkäufen Spenden zu

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