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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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genug, um ihn zu lähmen.
    »Du verdammte Nutte!« Er sprang vor, die Arme ausgestreckt, wehrte ihre Schläge mit den Unterarmen ab, links, rechts, links.
    Sie wurde gegen die Mauer neben der Tür gedrängt, unfähig, einen guten Treffer zu landen. Er bekam das Prozessionskreuz in die Hände und riss heftig daran. Clare gab nicht nach, riss es wieder zurück, in dem Wissen, dass er sie damit bewusstlos schlagen würde, wenn sie losließ. Schlechter Atem, Speichel und ein monotoner Strom aus Flüchen trafen sie mitten ins Gesicht. Sie riss den Kopf zurück und stieß ihn wieder nach vorn; ihre Stirn prallte mit einem Knirschen gegen seine Nase, das ihr das Wasser in die Augen treten ließ.
    Er heulte auf. Warf sich auf sie, die Eichenstange, alles, während das Blut aus seiner Nase über sie spritzte und ihr die Luft wegblieb. Sie trat um sich, versuchte, seinen Schritt zu erwischen, seinen Fuß, irgendetwas.
    Sie hörte ein lautes Klicken.
    »Lass sie los, oder ich blas dir das Hirn raus«, sagte Russ.
    Der bärtige Mann gab sie frei. Hob die Hände. Trat zurück. Clare sackte an der Wand zusammen, klammerte sich an das Kreuz.
    »Auf den Boden«, kommandierte Russ.
    Der Bärtige sah ihn mürrisch an. »Sie hat mich angegriffen! Ich wollte nur …«
    Russ steckte seine Glock ins Halfter, holte aus und ließ seine Faust gegen den Kopf des Mannes krachen. Clare kreischte auf. Der Bärtige taumelte, und Russ schlug zu, einmal, zweimal, Schultern und Rücken in stetem Rhythmus, bis der Angreifer in die Knie ging. Russ griff nach ihm, krallte die Fäuste in sein Sweatshirt, bereit, ihn hochzuzerren und erneut zu schlagen. Clare ließ das Prozessionskreuz fallen und packte Russ’ Arm, versuchte ohne viel Erfolg, ihn von dem Verletzten wegzuziehen.
    »Aufhören!«, flehte sie, ihre Stimme ein ersticktes Flüstern. »Aufhören!«
    Er sah sie mit einem Blick an, den sie nicht kannte. »Du blutest.«
    »Das ist nicht mein Blut. Er war hinter Amado her, nicht hinter mir. Das ist nicht mein Blut. Es geht mir gut.«
    Er schüttelte sich. Musterte Clares Angreifer, der heftig in seinen Bart blutete. Ließ dessen Sweatshirt los. »Auf den Boden!«, befahl Russ. Der Mann ließ sich nach vorn fallen, ohne Protest diesmal, und legte sich mit ausgebreiteten Armen auf das gebohnerte Holz.
    Von draußen hörte sie eine Sirene. Russ zerrte die Handschellen aus seinem Gürtel. Er kniete sich hin und ließ sie um die fleischigen Handgelenke des bärtigen Mannes zuschnappen. »Sie haben das Recht, zu schweigen«, begann er.
    Mit zitternden Händen hob sie das Kreuz vom Boden auf.
    »Sie haben das Recht auf einen Anwalt.«
    Die komplizierte Bronzearbeit war makellos.
    »Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird er Ihnen gestellt werden.«
    Sie fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund, wischte Blut und Speichel ab und küsste es.
    »Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
    Voller Dankbarkeit. In der Bitte um Vergebung.
    Die Sirene verstummte, und einen Moment später flogen die Innentüren auf. Kevin stürmte mit gezogener Waffe ins Kirchenschiff, gefolgt von Amado, der sich sorgfältig in seinem Rücken hielt und seinen Gips umklammerte.
    »Ruf einen Krankenwagen, Kevin«, sagte Russ, während er sich erhob. Der jüngere Officer kam schliddernd zum Stehen, mit weit aufgerissenen Augen auf die hingestreckten Körper und den blutbespritzten Boden starrend.
    »Was zum …?« Er sah Russ an. »Was ist hier los?«
    Russ warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer am Boden. Dann auf Clare. »Sie waren dumm genug, sich mit Reverend Fergusson anzulegen.«
    XII
    In ihrer Küche brannte Licht. Er hatte nicht gewusst, ob es so sein würde. Es war mindestens zwei Stunden her, seit er aus St. Alban’s hinausmarschiert war, die Arme vor unterdrückter Wut zitternd, sein Verstand eine schwarze dröhnende Masse hinter seinen Augen. Er war gelaufen – über die Straße, durch den Park, um den Kreisverkehr –, während Paul Urquhart eintraf und Kevin Clares Aussage aufnahm und die beiden Sanitäter die Christies in den Krankenwagen verfrachteten. Schließlich hatte er sich so weit abgeregt, dass er sicher sein konnte, sich nicht den Schädel zu brechen, weil er den Kopf gegen eine Mauer schlug, und ging zurück, um den jungen Küster zu befragen, den das Interesse der Christies an ihm gleichermaßen ängstigte wie verblüffte.
    Aus den Christies hatten sie natürlich nichts herausgebracht – nun ja, aus

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