Und verfluche ihre Sünden
ansprach. »Worauf hast du dich nur eingelassen?«
III
Er wünschte, er hätte die Waffe behalten. Ihr Gewicht im Bund seiner Jeans, wo es blaue Flecken erzeugte, während er auf dem Weg zur Farm der Christies bergauf und bergab wanderte, wäre ein gutes Gefühl gewesen. Es war eine Form der Konversation, die diese hijos de putas verstehen konnten.
Amado blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Luft war klebrig vom Geruch der Kiefern. Nur eine Stunde nach Sonnenaufgang, und unter dem Walddach herrschte drückende Hitze. Raul hielt ihn wegen seiner Geschichten über kühle Morgen in den Bergen und Abende, an denen man eine Jacke tragen musste, für einen Lügner. Aber so war es in den letzten Jahren gewesen. Dieses Jahr war anders.
Er wünschte, er wäre niemals hierher zurückgekehrt.
Er wusste nicht genau, wie er sie dazu bringen sollte, zuzugeben, was sie mit Octavio gemacht hatten. Er wusste nicht einmal, ob sie da waren. Die Polizistin, die ihnen gestern Abend Fragen gestellt hatte, während ihr Partner die Baracke, die Scheune und die Nebengebäude durchsuchte, hatte gesagt, dass andere Polizisten zur selben Zeit die Christies befragten. Sie hatte gesagt, sie sollten sich melden, falls Amado auftauchte. Alle sahen stur geradeaus und taten so, als wüssten sie nicht, dass der echte Amado Namen und Papiere mit seinem Bruder getauscht hatte. Sie hatte ihnen gesagt, sie sollten auf alles Verdächtige achten und sich stets zu zweit bewegen. Sie wusste nicht viel über ihre tägliche Arbeit.
In seiner Tasche trug er zwei Taschenmesser. Das Werkzeug des Farmers. Scharf genug, um damit verheddertes Zaumzeug zu durchtrennen, stabil genug, um Steine aus einem Huf zu kratzen. Er war Farmer, kein Kämpfer, aber er wusste, dass er den Christies so üble Schmerzen zufügen konnte, dass sie den Mund aufmachten. Wenn sie ihn nicht vorher umbrachten.
Er marschierte die letzte Anhöhe hinauf – derselbe Streifen Wald, durch den er vor einem Monat auf der Flucht getaumelt war, die Waffe in der Hand und Isobels Kuss auf den Lippen, das Geräusch der Schläge, die sie erlitt, in den Ohren. Er fragte sich zum hundertsten Mal, ob er ihren Bruder hätte aufhalten und sie mitnehmen sollen. Um sie zu retten. Um Octavio aus dem dummen Durcheinander zu retten, das er angerichtet hatte. Eine einzige Lüge, um Octavio vor der Abschiebung zu bewahren. Und jetzt mochte sie das Todesurteil für den Jungen bedeuten.
Hatten sie ihn verfolgt, weil sie glaubten, er wäre der dunkelhäutige Mann, der ihre Schwester küsste? Oder war Isobel zusammengebrochen und hatte ihnen verraten, dass ein Mann namens Amado die Waffe und das Geld hatte? Eine dumme, tödliche Verwechslung, die Octavio in Gefahr brachte. So oder so, es war seine Schuld. Weil er den Verstand verloren und geglaubt hatte, er könnte mit einer Amerikanerin zusammen sein. Weil er versprochen hatte, ihre Geheimnisse zu bewahren, obwohl er sie nicht einmal kannte. Weil er Amado einen Rucksack anvertraut hatte. Er hatte das Geld gezählt. Es war mehr als genug, um jemanden zum Mörder zu machen. Und er hatte es dem Jungen übergeben, ohne ihn zu warnen, ohne ihn zu mehr als Verschwiegenheit zu ermahnen. Was konnte sicherer sein als eine Kirche?
Was hatte er sich nur dabei gedacht?
Vor sich hörte er ein Geräusch. Er erstarrte. Ein klingeling wie Glöckchen. Das Scharren von Eichhörnchen, die einen Baum hinaufsausten. Blöken. Er entspannte sich, bis ihm wieder einfiel, dass Isobels Familie Schafe züchtete. Falls sie auf der alten Waldlichtung grasten, wäre dann einer der Brüder dort? Er griff in seine Tasche und umklammerte den Griff des Taschenmessers. Mit einem Mann konnte er es aufnehmen und hatte eine Chance, zu gewinnen. Natürlich nur, wenn kein Hund dabei war.
Wie ein Wolf schlich er zum Rand der Lichtung. Vielleicht zehn oder zwanzig Schafe weideten dort; ihre Wolle war nach der Frühjahrsschur halb nachgewachsen, und sie trugen Glocken, damit man sie leichter wiederfand. Kein Schäfer. Kein Hund, so weit er sehen konnte, obwohl das nichts hieß, der konnte auch im Schatten der Scheune ein Nickerchen halten.
Neben der Heuluke hing ein Fuchsschädel. Starrte ihn an. Er wäre fast umgedreht, aber er war ein Mann, und kein Mann floh vor einer Frau. Er löste sich aus dem Unterholz und lief zur Scheune.
Vielleicht wusste sie etwas über Octavio. Vielleicht wollte sie die Waffe und das Geld zurückhaben. Vielleicht brauchte sie erneut seine Hilfe.
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