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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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frohe Kunde unseres Herrn Jesus Christus verbreiten.« Und mich, verdammt noch mal, in Frieden lassen.
    Clare kauerte an dem unschätzbaren antiken Tisch und kochte vor sich hin, als Lois den Kopf durch die Tür steckte. »Soll ich abräumen?«, fragte sie mit einer Geste auf die übriggebliebenen Sandwiches und Chips.
    »Danke, Lois. Gehen Sie und machen Sie Mittagspause. Ich bringe das hier gleich runter und stell es in den Kühlschrank. Die Sandwiches kann ich auch nachher zur Tafel bringen.«
    In ihrem Büro fand sie eine Plastiktüte und kippte die Chips hinein. Sie hängte sie über den Arm, hob die Sandwichplatte auf und lief nach unten in die Pfarrküche. Die Lampen im Korridor brannten. Gütiger Himmel, hatte sie vergessen, sie abzuschalten, nachdem sie und Lyle MacAuley am Sonntag hier gewesen waren?
    Wunderbar. Eine weitere Kollekte für die Stromrechnung.
    Dann hörte sie hinter sich Schritte.
    Sie wirbelte herum, sah den Schatten eines Mannes aus der Küsterkammer auftauchen und schrie. Sie riss die Platte zur Verteidigung hoch und traf sich selbst mit der Tüte an der Brust, als der Mann sagte: »Father? Ich bin’s nur.«
    Sie ließ das Essen sinken. Die Sandwiches glitten ihr entgegen, stießen gegen ihren Bauch, und Thunfisch und Mayonnaise landeten auf der schwarzen Baumwolle. »Mr. Hadley«, sagte sie. Sie räusperte sich, um gelassener zu klingen. »Sie haben mich zu Tode erschreckt.«
    »Grampa? Was war das?« Am anderen Ende des Korridors tauchte Hadley Knox’ kleine Tochter aus dem Spielzimmer auf. »Alles in Ordnung?«
    Ihr großer Bruder folgte ihr in den Flur. »Soll ich Mom anrufen?«
    »Nein! Zurück mit euch, ihr zwei. Ich hab nur den Father ein bisschen erschreckt.« Er fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Als wir gekommen sind, waren Sie schon bei dem Treffen mit dem Gemeinderat. Ich wollte nicht stören.«
    »Nein, nein.« Sie betrachte die Schweinerei auf ihrer Pastorenbluse. »Ich wollte die hier in den Kühlschrank stellen.« Sie musterte den Küster. Er trug seine übliche Arbeitskleidung: ausgebeulte, fleckige Drillichhose und kariertes Hemd. In einer Hand hielt er einen Rucksack, und selbst aus ein paar Metern Entfernung konnte sie den Zigarettenrauch riechen. »Was machen Sie hier?«
    »Honey hat erzählt, dass der mexikanische Junge verschwunden ist. Ich hab mir gedacht, es wär an der Zeit, wieder zur Arbeit zu gehen.«
    »Mit den Kindern im Schlepptau?« Ihr kam ein weiterer Gedanke. »Hat Ihr Arzt …« Die Tüte mit den Chips begann in ihr Handgelenk zu schneiden. »Lassen Sie mich das erst mal loswerden, ja?«
    Er folgte ihr den Korridor hinunter in die Souterrainküche.
    Sie stellte die Platte mit Sandwiches und die Chips auf die große Kücheninsel. »Im Konferenzraum steht noch Limo. Würden die Kinder gern zu Mittag essen?«
    »Wir wollen nicht stören.« Er zeigte mit der Hand in die ungefähre Richtung ihres Oberkörpers. »Sie sollten sich lieber um das Zeug auf Ihrem Hemd kümmern. Das macht Flecken.«
    Sie griff nach einem Geschirrtuch und drehte den Kaltwasserhahn auf. »Hat Ihr Arzt Ihnen die Erlaubnis gegeben, wieder zu arbeiten?«
    Er grunzte. »Jemand muss es ja tun. Die Räume putzen sich nicht von selber, wissen Sie.«
    Sie sah auf. »Weiß Ihre Enkelin, dass Sie hier sind?«
    Mr. Hadley trat von einem Fuß auf den anderen. »Solang ich auf die Kinder aufpass und sie nicht vor den Fernseher setz, weil das hat sie gestrichen, weiß ich nicht, wieso das wichtig ist, wo wir sind.«
    »Mr. Hadley …«
    Er hob den Rucksack hoch und stellte ihn neben die Spüle. »Den hab ich in meiner Kammer gefunden. Ich schätze, der gehört dem Mexikaner.«
    Jetzt erkannte sie ihn. Amado hatte den Rucksack getragen, als sie ihn von der Farm der McGeochs abgeholt hatte. Vor dem Chorabend. Bevor die Christies in ihre Kirche eingedrungen waren. Ehe Russ …
    Sie warf das Geschirrtuch in die Spüle. Die Mayo war weg, aber nun zierte ein riesiger Fettfleck ihre Brust. »Ich nehme an, dass die Polizei ihn gern sehen würde.«
    »Das denk ich mir auch.« Mr. Hadley zog den Reißverschluss auf und hielt ihr den weit geöffneten Rucksack entgegen.
    »Heilige …« Sie atmete tief durch. Darin lag ein monströser 357er Revolver zwischen dicken Geldbündeln.
    »Ach du lieber Gott.« Sie erinnerte sich an den nervösen Blick des jungen Latino. Die Art, wie er an seinem schütteren Schnurrbart gezupft hatte, wenn sie ihn direkt

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