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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Niemals.«
    »Das weiß ich.«
    »Warum, zum Teufel, können wir uns dann nicht das nehmen, was wir wollen? Ich liebe dich. Ich will dich. Warum kannst du nicht einfach darauf vertrauen, dass das genug ist?«
    »Weil es vorher nicht genug war!«
    Er war wie vor den Kopf geschlagen. »Wovon redest du?«
    »Ich rede über den letzten Winter. Ich habe um deiner Ehe willen mit dir gebrochen. Hast du irgendeine Vorstellung, was das für ein Gefühl ist? Alles aufzugeben und wegzugehen?«
    »Selbstverständlich. Glaubst du, für mich wäre es einfacher gewesen?«
    »Ja, das tue ich! Du hattest zum Trost jemanden, den du geliebt hast. Ich hatte nichts! Als du dann erfahren hast, dass Linda ermordet wurde, bist du wieder angekrochen gekommen …«
    »Einen Moment mal …«
    »… und hast um Hilfe gebettelt und Verständnis und Mitgefühl und was nicht alles, hast mich wie einen emotionalen Sicherheitsgurt benutzt, und dir war scheißegal, was das bei mir ausgelöst hat …«
    »Dich benutzt? «
    »Ich habe immer nur gegeben und gegeben und gegeben, und was habe ich dafür bekommen? Als diese Ziege von der Staatspolizei mich des Mordes beschuldigt hat, hast du ihr geglaubt!«
    »Habe ich nicht!«
    »Hast du doch! Ich war dort! Ich habe dich gesehen!«
    »Himmel, Clare. Ich habe eine halbe Minute die Möglichkeit erwogen. Du willst mich wegen dreißig Sekunden zum Teufel schicken? Tut mir leid, dass ich nicht so perfekt und aufopferungsvoll bin wie du!«
    »Siehst du? Und wieder geht es nur um dich! Wann wird es um mich gehen, Russ? Wann geht es mal um meine Bedürfnisse?« Ihre Augen standen voller Tränen, aber die Worte strömten weiter, als hätte sie einen Säurebehälter angezapft und müsste ihn nun auslaufen lassen. »Ich habe für dich getötet. Ich habe einen Menschen getötet, um dich zu retten. Und dann musste ich mich umdrehen und dich wieder gehen lassen, und weißt du was? Ich weiß, dass deine Frau gestorben ist. Ich weiß, dass es der schlimmste Moment deines Lebens war. Aber es war auch der schlimmste Moment meines Lebens, und du hast mir einfach den Rücken zugewandt. Du hast mich zurückgewiesen, alles, was ich zu geben hatte, und alles, was ich brauchte. Wir haben immer gesagt, wir halten aneinander fest, aber du hast losgelassen. Du … hast … mich … fallen … lassen.« Jetzt weinte sie unverhüllt, wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. Sie öffnete den Mund und hörte sich sagen. »Dafür hasse ich dich.«
    Sie war am Ende. Ihr Kopf war leer bis auf das Echo von Diakon Aberforths Worten. Sind Sie wütend auf Ihren Polizeichef?
    Und ihrer Antwort. Natürlich nicht.
    Russ war unter seiner Bräune fahl geworden. Er öffnete den Mund. Schloss ihn. Rieb sich die Augen. Er wandte sich von ihr ab, drehte sich ruckartig zurück und wirbelte wieder herum, und sie wusste mit kranker Gewissheit, dass ihre Worte du hast mir den Rücken zugewandt wie ein Pfahl in sein Ohr gedrungen waren.
    Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte er. Seine Stimme war heiser.
    Sein Handy klingelte. Niedergeschlagen klopfte er gegen seine Tasche. Sie winkte ab. »Geh ruhig dran«, sagte sie. Er kontrollierte die Nummer. Klappte das Handy auf.
    »Van Alstyne« – er hustete –, »Van Alstyne am Apparat.« Sie musterte ihn, während er lauschte. Wer hatte gesagt, dass vollkommene Aufrichtigkeit eine gute Idee war? Sie fühlte sich weder besser noch gesünder oder aufrichtiger. Sie fühlte sich einfach schmutzig. Und leer.
    »Oh, Scheiße«, fluchte er. Er schloss einen Moment die Augen. »Wo?« Er nickte. »Ich komme sofort.« Er hörte wieder zu. »Ja. Das ist gut.« Er sah sie flüchtig an. »Nein, ich sage es ihr.«
    Angst stieg in ihr auf.
    »Ja«, sagte Russ wieder, »bis gleich.« Er klappte das Handy zu. Sah sie an. »Das war Lyle. Ein paar Kids waren auf dem Muster Field in Cossayuharie. Sie haben Amados Leiche gefunden.«
    VIII
    Sie folgte ihm mit ihrem eigenen Wagen. Er konnte die Scheinwerfer hinter sich sehen, hell leuchtend in dem von Bäumen abgeschirmten Zwielicht der Bergstraße. Während ihm in St. Alban’s seine Eingeweide auf einem Tablett serviert wurden, war die Sonne untergegangen. Das schien ihm angemessen. Aus der Stereoanlage erklang Bill Deasy. Is it my curse to always make the good things worse? Er hatte sich die CD letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt, weil ihn die Songs an Clare erinnerten.
    Wann hatte er wieder begonnen, Musik zu hören?
    Er wusste es nicht. Er

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