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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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flackerten.
    Sie war schon fast beim Palast der 1000 Gewürze gewesen, als sie die Explosion gehört hatte. Staub war durch das offene Seitenfenster in den Wagen gedrückt worden, und dann hatte sie im Rückspiegel die Feuerlanze in den Himmel schießen sehen, und das Einzige, was sie gedacht hatte, war Bruno . Plötzlich hatte sie Angst, die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren, und sie musste anhalten. Etwas ist schiefgelaufen , dachte sie, etwas mit dem Sprengstoff . Gleich darauf wurde ihr übel, und sie schaffte es gerade noch aus dem Wagen, bevor sie sich übergeben musste.
    Etwas ist schiefgelaufen, da hinten auf dem Schrottplatz. Da, wo ich Bruno abgesetzt habe. Was soll ich tun? Umkehren und nachsehen? Weiterfahren, wie mein Befehl lautet?
    Sie stieg wieder in den Wagen. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad. Was soll ich tun? Was würde Bruno tun? Vielleicht ist er schon tot, in Stücke gerissen von einem heimtückischen Sprengsatz. Oder Ton. Aber wenn es Ton erwischt hat, und Bruno ist nichts passiert, und ich kehre um, statt bei den Sharmas zu sein, wenn Henk Dekker bei ihnen auftaucht, was ist dann?
    Sie kuppelte, legte den Gang ein und fuhr los.
    Niemand achtete auf den Jungen. Der Junge hatte auf dem Hof gelegen, aber auf einmal war er fort, ohne dass jemand gesehen hatte, wie er aufgestanden war. Die Stelle, an der er gelegen hatte, war leer, und auch das fiel niemandem auf. Nicht einmal, als der Junge in der offenen Tür von Radschivs Wohnwagen erschien, nahm jemand ihn wahr, genauso wenig wie das winzige Messer in seiner rechten Hand.
    Und zuerst sah es so aus, als achtete auch niemand auf den Einsatzwagen, der leise, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, auf der Straße neben dem Firmenglände heranrollte und kurz vor dem Tor am Seitenstreifen hielt. Doch als Brigadier Julika Tambur aus dem Wagen stieg, um durch das aufgesprengte Tor auf den Platz vor der Lagerhalle zu treten, geschahen zwei Dinge fast gleichzeitig.
    Pamit ging langsam über den Hof auf die Halle zu. Sein Gesicht war schmutzig, und seine Lippen zitterten, aber die Hand mit dem Messer zitterte nicht, und als er das Tor zur Halle erreicht hatte, ging er einfach weiter, auf Henk Dekker zu, und stieß ihm die kurze Klinge in den Rücken. Er stieß zu, zog sie heraus und stieß noch einmal zu. »Da« , sagte er, oder etwas, das so ähnlich klang.
    Der Hoofdinspecteur griff schnell hinter sich, als verspürte er einen jähen Juckreiz. Sonst bewegte er sich nicht. Er fand die Stelle, wo die Klinge ihn getroffen hatte, dicht bei der rechten Niere. Er straffte sich, senkte den Kopf und betrachtete das Blut an seinen Fingerspitzen. Dann drehte er sich um, denn der Junge, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, redete plötzlich. Er redete mit einer kehligen, misstönenden, wutbebenden Stimme, und während er redete und während aus dem Reden allmählich ein Schreien wurde, trat er von einem Bein auf das andere, und das Messer in seiner Hand fuhr vor und zurück und auf und nieder, als hätte es ein eigenes Leben.
    Die Worte stürzten unverständlich aus dem Mund des Jungen, sprudelten hervor wie ein Wasserfall, und das Einzige, was Julika verstand, waren zwei immer wiederkehrende Worte, Amir und Shak . Ihr Herzschlag raste, und ihre Kehle schmerzte bei jedem Schlucken. Ihr Magen schien an Spinnweben dicht unter ihrem Zwerchfell zu hängen.
    Da geschah das Zweite, etwas, das direkt mit ihr zu tun hatte: Sie spürte einen heftigen Druck rechts von der Wirbelsäule, ein wenig unterhalb des Schulterblatts, und eine Männerstimme sagte: »Sie sollten sich nicht umdrehen.« Eine Hand griff nach der Dienstwaffe an ihrem Koppel, löste die Halteschlaufe und zog die Pistole aus der Halfter.
    Dann sagte die Stimme: »Jetzt gehen Sie los, langsam und leise.« Sie gehorchte. Der Mann, der sie mit seiner eigenen Waffe bedrohte, blieb dicht hinter ihr. Sie ging durch das Tor und auf den Hof.
     
    Kurz vor der Toreinfahrt von Sharma & Sons erblickte der Commissaris den verlassenen Dienstwagen im Licht der Scheinwerfer und sagte: »Halt mal an, Ton.« Hoofdinspecteur Gallo hielt an der Einfahrt. Van Leeuwen stieg aus. Er konnte den Hof sehen und den roten Mercedes vor der Lagerhalle und außerdem mehrere Menschen, aber vor allem sah er Julika Tambur und einen Mann in Lederjacke und Jeans, der sie auf den Hof dirigierte. Noch ehe er erkannte, was der Mann in der Hand hielt, sagte er: »Scheinwerfer aus!«
    In diesem Moment drehte der Mann sich um, und es

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