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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Hand verschmiert mit seinem eigenen Blut, beugte er sich schließlich bedächtig vor und sagte: »Es ist genug, hörst du? Es ist genug.«
    In der Ferne ertönte die Sirene eines Polizeiwagens. Erst jetzt verstummte Pamit und drehte den Kopf, als könnte er dann besser hören. Mit halb offenem Mund lauschte er, während der Klang der Sirene rasch lauter wurde.
    Ein Lächeln trat auf Dekkers Züge, aber es war ein Lächeln der Erschöpfung. »Was für ein Durcheinander!«, sagte er. Er bemerkte den Commissaris in der Dunkelheit, dann Julika, Gallo und De Vries. »Ich dachte, ihr wärt tot«, sagte er, »oder wenigstens einer von euch«, und es wurde nicht ganz klar, wen genau er meinte. »De Vries, was machst du hier? Ich habe dir doch gesagt –«
    »Ich habe dir nicht geglaubt«, sagte De Vries.
    »Geben Sie mir die Pistolen«, sagte Gallo zu De Vries. »So können Sie wenigstens das bisschen Haut retten, das Ihnen noch geblieben ist. Wir haben Verstärkung angefordert.«
    Henk Dekker wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Sharmas zu. »Seht ihr«, sagte er, als könnte er mit bloßen Worten eine andere Wirklichkeit herstellen, »da kommen sie schon. Sie kommen, um euch zu holen.«
    Plötzlich sprang Pamit vor, riss Dekker den zusammengefalteten Vertrag aus der Hand und stürmte an ihm vorbei in die Halle.
    Trotz der Stichwunde in seinem Rücken brauchte Dekker nur wenige Sekunden, um seine Dienstpistole aus dem Gürtelholster zu reißen. Der Lauf der Waffe folgte Pamit, und dann schoss er. Er rief nicht Stehen bleiben !, auch nicht Halt oder ich schieße ! Er schoss sofort.
    Ehe Van Leeuwen reagieren konnte, presste De Vries ihm die Mündung in den Rücken. »Nicht, Commissaris! Bitte!«
    Van Leeuwen sah Pamit davonrennen, und er kam ihm vor wie von einem Zauber umgeben. Mit eingezogenem Kopf und vorgewölbten Schultern rannte er im Zickzack auf die Eisentreppe der Balustrade zu. Geschmeidig wich er Fässern und Kisten aus, kletterte über Säcke, stieß Türme aus Glasgefäßen und Dosen beiseite und war immer schneller als die Kugeln, die hinter ihm einschlugen. Am Ende des Regals erschien er wieder im Halbdunkel der Halle und hetzte die Treppe hinauf. Die Stufen erbebten unter seinen Schritten, und seine hellblaue Schlafanzugjacke bauschte sich im Luftzug, sodass es aussah, als verwandelten sich seine Schulterblätter in Flügel.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, Dekker!«, brüllte Van Leeuwen. Erspürte, wie ihm wieder das Adrenalin ins Blut schoss, und seine Haut glühte. Einen Moment lang drehte sich der ganze Hof um ihn, als Dekker zu ihm herumfuhr und nicht mehr zu wissen schien, wer er war, denn er richtete die Pistole auf ihn und drückte ab, ohne Pause, ohne Zögern. Das Klicken des Hammers auf der leeren Kammer klang so laut, dass er nichts anderes hörte.
    Alles geschah so schnell.
    Dekker ließ das Magazin aus dem Pistolengriff springen, schob es in die linke Jackentasche und holte aus der rechten ein neues. Das war der Augenblick, in dem Shak ihn ansprang wie ein Tiger. Mit einem einzigen Satz war er bei Dekker und rannte ihn um, und Dekker stürzte, aber noch im Fallen stieß er das neue Magazin in den Pistolengriff, und als er auf dem Boden lag und Shak sich auf ihn stürzen wollte, schoss er Shak in die Brust.
    Es war, als wäre Dekker nie verwundet worden. Er stand auf und ließ Shak liegen und ging mit großen Schritten auf die Eisentreppe der Balustrade zu. Der Rücken seiner Jacke war rot von Blut, aber trotzdem schien er nichts zu spüren, keinen Schmerz, keine Schwäche.
    Alles geschah so schnell.
    Shak krümmte sich mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden, und Pamit erreichte die Balustrade, und die Sirene kam näher, und Mira lief zu Shak, und auf einmal erwachte auch Radschiv aus seiner Erstarrung und lief los. Er lief zu der Stelle, an der die ausgeworfenen Patronenhülsen lagen. Dort bückte er sich und hob etwas auf, das Dekker aus der Jackentasche gefallen war, als er das zweite Magazin hervorgeholt hatte, und während der Zollfahnder langsam die Treppe zur Balustrade hinaufstieg und Pamit auf das kleine Fenster in der Rückwand der Halle zurannte und Mira sich um den verletzten Shak kümmerte, lief Radschiv mit dem Etwas in der Hand aus der Halle zu dem roten Mercedes, dessen Scheinwerfer den Hof in schimmerndes Licht tauchten.
    Alles geschah so schnell.
    Die Sirene kam immer näher, und Dekker stieg noch immer zur Balustrade hinauf, und Pamit verharrte auf halber Strecke zwischender

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