Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall
es uns, wenn die Polizei es neben dem Messer und dem Rohopium im Kofferraum des angeblich gestohlenen Tatfahrzeugs findet, nicht nur ganz unzweifelhaft mit den Morden an Amir Singh und seiner Freundin Carien Dijkstra in Verbindung bringt, sondern auch –«
»Wer ist diese Carien Dijkstra?«, rief Shak empört. »Ich kenne keine Carien Dijkstra!«
»Carien Dijkstra«, erklärte Dekker geduldig, »ist eine junge Frau, die sterben musste, weil sie mein Gesicht gesehen hat. Weil sie wusste, dass ich es war, der Amir zu euch geschickt hat; weil sie meinen ganzen Plan in Gefahr bringen konnte. Aber getötet wurde sie mit demselben Messer wie Amir, offenbar von demselben Täter, der auch – und das ist schlimmer als alles andere –«, er hob das kleine Paket und ließ es wieder sinken, »für den Tod eines hohen Polizeibeamten verantwortlich ist. Es handelt sich, meine lieben indischen Freunde, um Sprengstoff, genau gesagt, um Semtex H, mit dem –«
Zuerst kam der Luftstoß. Es war ein Luftstoß ohne Wind. Er fuhr aus der Nacht heran, trocken und mit einem Geruch von Schwefel, und er wirbelte Staub über den Hof und zerrte an den Kleidern und nahm einen Moment lang jedem den Atem. Dann folgte das Krachen einer Detonation, flacher und metallischer als ein Gewitterdonner. Mit einer winzigen Verzögerung schoss in der Ferne eine Stichflamme in den Himmel, da, wo der Schrottplatz lag. Alle sahen zu der Flamme hin, zu dem plötzlichen weißen Licht, das aufstieg und wieder in sich zusammenfiel, als das Krachen längst verklungen war und nur das Scheppern und Klirren herabregnenden Eisens noch einige Herzschläge lang nachbebte.
»– Sprengstoff, mit dem«, nahm Dekker ungerührt den Faden wieder auf, »soeben ein Polizeioffizier mit Namen Anton Gallo umgebracht worden ist, von Terroristen, die nicht nur Gewürzeund Rauschgift in unser Land gebracht haben, sondern auch Mord und Totschlag. Die geglaubt haben, die tatsächlich geglaubt haben , einen Polizisten, der ihnen auf die Spur gekommen war, mit diesem Sprengstoff hier zu töten sei die Lösung für ihre Probleme! Dumm, nicht wahr? Und damit kommen wir auch schon zum Ende unserer kleinen Vorstellung, denn nun haben wir alles das hier«, er deutete auf den Kofferraum, »und dann noch das hier«, er legte das Semtexpäckchen zu den anderen Beweisen, »und jeden Moment wird die Polizei hier erscheinen. Tja, und ich – Hoofdinspecteur Henk Dekker, Zollbeamter ihrer Majestät – kann den eifrigen Beamten zeigen, wo sie alle Beweise finden, die sie brauchen. Hört ihr mir überhaupt zu?«
Radschiv Sharma, Mira, Shak und Pamit starrten noch immer auf die Stelle über den Dächern, wo die Explosionsflamme in den Himmel geschossen war. Nur zögernd lösten sie ihre Blicke vom Horizont. Dekker schlug den Kofferraumdeckel zu. »Alle diese Beweise werde ich der Polizei gern und umgehend zeigen«, wiederholte er, diesmal der Aufmerksamkeit seines Publikums sicher, »es sei denn, ihr unterzeichnet das kleine Stück Papier, über das wir ja schon gesprochen haben.«
Er steckte den Zündschlüssel in die Seitentasche seiner dunklen Armeejacke, während er aus der Innentasche ein zusammengefaltetes Blatt Papier zog. Damit wedelte er wie mit einem Fächer vor seinem Gesicht, während er langsam auf Radschiv Sharma zuging. »Alles, was ich will«, erklärte er, »sind einundfünfzig Prozent von Sharma & Sons und eine Handlungsvollmacht für den bald sehr wahrscheinlichen Fall, dass keiner von euch mehr geschäftsfähig ist.« Er hob die Stimme. » Radschiv Sharma als allein handlungsberechtigter Inhaber der Firma Sharma & Sons sowie allen genannten und nicht genannten Tochterfirmen überträgt der Target Real Estate Corporation mit Sitz auf den Cayman Islands –«
»Nein«, unterbrach Radschiv ihn mit der hellen, scharfen Stimme, die seinen Zorn verriet, »das unterschreibe ich nicht! Ich unterschreibe nichts! Wenn ich unterschreibe, werden Sie uns erst recht der Polizei ausliefern, das weiß ich, ich kenne Sie!« Er wandte sichabrupt ab und ging mit entschlossenen Schritten auf die Lagerhalle zu. » Stattdessen ... Wissen Sie, was ich stattdessen tue!? Was ich tue, bevor ich Ihnen auch nur eine Unze, ein einziges Gramm von meinen Waren oder einen Quadratmillimeter meines Grund und Bodens überlasse?!«
Seine Schritte waren entschlossen und wütend, sodass Shak und Mira zur Seite wichen, als er bei ihnen war und das Tor weiter aufschob. Er stürmte in die Halle. Erfüllt von
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