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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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gewesen wären, würden wir heute vermutlich in der Gegenrichtung schreiben.

Philologisches Abenteuer
    Mein Neffe Aladar ist auch ein Neueinwanderer, stammt ebenso wie ich aus Magyarorszag und hat sein Leben lang nur Ungarisch gesprochen. Diesem Doppelschlag versuchte er dadurch zu entgehen, daß er sofort nach seiner Ankunft Hebräisch lernte.
    Als die einzige Bratpfanne in seiner bescheidenen Küche einen Sprung bekam, begab er sich zu Landesmann & Abramski, Metallwaren und Haushaltsgegenstände, um einen Lötkolben zu kaufen. Zuvor schlug er in seinem ungarisch-hebräischen Taschenwörterbuch nach: »Paka = Malchem« erfuhr er da, denn »Lötkolben« heißt auf ungarisch »Paka« und auf hebräisch »Malchem«.
    So gerüstet wandte sich Aladar in bestem singenden Akzent an den Verkäufer.
    »Ich möchte einen großen Malchem.«
    Der in Israel geborene Verkäufer kannte - fast möchte man sagen: eben deshalb - so ausgefallene Vokabeln wie Malchem nicht. Er lächelte freundlich und sprach betont langsam.
    »Sprechen Sie noch eine andere Sprache? Vielleicht Jiddisch?«
    Da erwachte in Aladars Brust der Patriotismus.
    »Ich spreche nur Hebräisch«, brüllte er. »Und wenn Sie mich nicht verstehen, rufen Sie Ihren Chef.«
    Vom Gebrüll ohnehin herbeigeholt, erschien Herr Landesmann.
    »Sie wünschen?«
    »Einen Malchem. Einen großen Malchem.«
    »Sprechen Sie Deutsch?«
    »Malchem«, wiederholte Aladar beharrlich. »Malchem!«
    »Was ist das?«
    Aladar stürzte sich in die Arme seiner Muttersprache.
    »Einen Paka«, rief er zornbebend. »Paka! Verstehen Sie jetzt? Pa-ka!«
    Herr Landesmann, durch seinen eigenen deutschen Akzent verunsichert, kapitulierte. Er stotterte etwas Undeutliches, trat an seine Regale, glitt mit der Hand an ihnen entlang und hielt bei jedem Stück mit einem fragenden Blick an. Als er zum Lötkolben kam, nickte Aladar.
    »Ach so«, murmelte Herr Landesmann. »Sie wollen einen ... hm ... einen ...«
    »Einen Paka«, ergänzte Aladar höhnisch. »So heißt das nämlich. Paka.«
    Und er verließ triumphierend den Laden.
    Herr Landesmann winkte den Verkäufer zu sich.
    »Ich möchte wissen, Jossi, wozu ich mir einen Sabre im Geschäft halte, wenn er von der Kundschaft Hebräisch lernen muß. Schämen Sie sich. Nicht einmal ein so einfaches Wort wie >Paka< kennen Sie.«
    »Doch, ich kenne es«, widersprach der im Land Geborene. »Aber bei uns zu Hause haben wir es >Lotkolban< genannt. >Paka< ist, wie soll ich sagen, ein mehr literarischer Ausdruck.«

    *

    Ungeduldig wartete Herr Landesmann auf seinen Kompagnon Abramski, einen Schüler des großen Rabbi von Podgoretz und profunden Kenner der hebräischen Sprache.
    »Während Ihrer Abwesenheit«, ließ er beiläufig fallen »haben wir einen Paka verkauft.«
    »Einen was?«
    »Einen Paka. Sogar einen großen.«
    Herr Abramski wackelte mit dem Kopf und sagte nichts. Im Geiste schlug er das Buch der Bücher auf ... Kapitel 4, Leviticus: »Und ging zu Tubal, welcher umzugehen wußte mit Stahl und Eisen und ...«, nein, mit Paka nicht. Vielleicht Samuel, Kapitel 15: »Da schärfte ein jeder von den Israeliten Sichel und Pflugschar«, und keiner seinen Paka. Ezechiel 33? Auch nichts. Im Talmud? Wie kommt ein Paka in den Talmud? Und wieso weiß dieser Ignorant Landesmann etwas von Paka, wenn ich es nicht weiß?
    »Jossi«, ließ er dem Verkäufer gegenüber beiläufig fallen, »wie ich höre, haben Sie heute vormittag einen Paka verkauft?«
    »Ja, Herr Abramski. Einen großen Paka. So wie dieser hier.«
    Herr Abramski betrachtete den Paka. Seit wann heißt das »Paka«? fragte er sich. Das heißt doch »Malchem«? Aber wenn einer mit hebräischer Muttersprache »Paka« sagt, wird’s schon stimmen. Na ja, ich werde alt ...
    Und Jossi sagte sich: Wenn ein gelehrter Mann wie der alte Abramski das Wort »Paka« gebraucht, dann kann man Gift drauf nehmen, daß es dieses Wort auch wirklich gibt.
    »Herr Landesmann«, sagte Jossi ein wenig später, »im Regal ist nur noch ein einziger Paka. Ich glaube, wir sollten ein paar Pakas bestellen.«

    *

    Die Sitzung der Metallwarenhändler wurde vom Präsidenten Abramski eröffnet.
    »Meine Herren«, begann er, »die Lage ist kritisch. Man verweigert uns die Einfuhrgenehmigung für ein so wichtiges Gerät wie den Paka. Wohin soll das führen .«
    Er sagte nicht »Malchem«, sondern »Paka« und war nicht sicher, ob auch die anderen Metallwarenhändler diesen neuhebräischen Ausdruck verstehen würden. Seine Zweifel

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