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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ärgerte sich. »Warum soll es ihm nicht recht sein? Schließlich haben wir beide vor fünfzig Jahren gemeinsam auf einer Zitrusplantage gearbeitet. Meine Baracke war die dritte links um die Ecke von seiner. Ich sage euch, er wird außer sich sein vor Freude, wenn er mich sieht!«
    Da meldete sich ein anderer Siedlungsveteran namens Jubal.
    »Wenn Rokotowsky ihn küßt«, drohte er, »dann küß ich ihn auch!«

    *

    Auf der Sitzung des Gemeinderates wurde Rokotowsky mit einer Majorität von vier Stimmen zum offiziellen Mi-nisterpräsidentenküsser bestellt. Um jedes Risiko auszuschließen, informierte man die Kanzlei des Ministerpräsidenten.
    »Werte Genossen! Wir haben die Ehre, Euch mitzuteilen, daß Munik Rokotowsky, ein Mitglied unserer Siedlung, den Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister anläßlich seines Besuchs der Siedlung Sichin küssen will. Der Gemeinderat machte jedoch den Genossen darauf aufmerksam, daß auch die Kanzlei des Ministerpräsidenten zustimmen müßte. Wir bitten Euch deshalb, werte Genossen, um die nötigen Instruktionen.«
    »Der Ministerpräsident«, lautete die Antwort, »kann sich zwar an einen Genossen namens Rokotowsky nicht oder nur sehr dunkel erinnern, möchte aber angesichts der besonderen Umstände den emotionalen Aspekten der Angelegenheit Rechnung tragen.« Der Kuß solle allerdings in würdiger Form gegeben werden, am besten, wenn der Ministerpräsident seinem Wagen entsteige. Roko-towsky solle aus dem Spalier der jubelnden Dorfbewohner hervortreten und den geplanten Kuß auf die Wange des Ministerpräsidenten und Verteidigungsministers drücken, wobei er ihn auch kameradschaftlich umarmen könne, doch sollte diese Umarmung keinesfalls länger als 30 Sekunden dauern. Aus Sicherheitsgründen erbitte man ferner die Übersendung von vier Aufnahmen Roko-towskys in Paßformat sowie die Paßnummer.
    Alle waren mit der Lösung zufrieden, nur Rokotowsky murrte: »Was heißt das: 30 Sekunden? Wofür halten die mich? Und was, wenn David mich nicht losläßt und mich vor lauter Freude immer aufs neue umarmt?«
    »Es sind offizielle Maßnahmen«, erklärte man ihm. »Die Zeiten haben sich geändert, Genosse Rokotowsky. Wir leben in einem modernen Staat, nicht mehr unter türkischer Herrschaft wie damals.«
    »Gut«, antwortete Rokotowsky. »Dann eben nicht.«
    »Was nicht?«
    »Dann werde ich David eben nicht küssen. Wir haben auf derselben Zitrusplantage gearbeitet, meine Baracke lag um die Ecke von seiner, die dritte von links, vielleicht sogar die zweite. Wenn ich einen alten Freund nicht umarmen kann, wie ich will, dann eben nicht.«
    »Nicht? Was heißt nicht? Wieso nicht?« bestürmte man den starrköpfigen Alten. »Wie wird das jetzt aussehen? Der Ministerpräsident steigt aus, will geküßt sein, und niemand ist da, der ihn küßt? Wenn du ihn nicht küßt, dann lassen wir ihn von jemand anderem küssen, du wirst
    »Gut«, sagte Munik Rokotowsky. »Dann küßt ihn eben ein anderer.«
    Es war nichts zu machen mit Rokotowsky. Er schloß sich in seine Wohnung ein, er kam auch nicht zu der ad hoc einberufenen Sondersitzung.
    Genosse Jubal beanspruchte den freigewordenen Jubiläumskuß für sich. Andere Ratsmitglieder schlugen vor, einen erfahrenen Küsser von auswärts kommen zu lassen. Nach langen Debatten einigte man sich auf einen weiteren Brief an die Präsidialkanzlei.
    »Werte Genossen! Aus technischen Gründen müssen wir auf die für den Besuch des Ministerpräsidenten vorgesehenen Kußdienste des Genossen Rokotowsky verzichten. Da jedoch unsere Vorbereitungen schon sehr weit gediehen sind, bitten wir Euch, uns bei der Wahl eines neuen Kußkandidaten behilflich zu sein.«
    Wenige Tage später erschien ein offizieller Delegierter der Präsidialkanzlei, der sofort eine Sichtungs- und Siebungstätigkeit aufnahm und sich schließlich für einen freundlichen, gedrungenen, glattrasierten Mann mittleren Alters entschied, der zufällig mit dem Sekretär der örtlichen Parteileitung identisch war. Auf einer Generalkarte der Siedlung Sichin wurde dann der Weg, den das Auto des Ministerpräsidenten und anschließend er selbst nehmen würde, genau eingezeichnet. Eine gestrichelte Linie markierte den Weg, den der begeistert aus dem Spalier Vortretende bis zur Wange des MinisterPräsidenten zurücklegen würde. Sowohl der Austrittspunkt als auch der Punkt der tatsächlichen Kußszene wurden rot eingekreist. Das Problem der Zeitdauer wurde dadurch gelöst, daß der Küsser leise

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