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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Bescherung, dachte sie.
    Michaela öffnete Tanja die Tür, schlurfte müde ins Wohnzimmer und legte sich auf die Couch, um glaubhaft krank zu wirken. Tanja setzte sich zu ihr, platzierte sich so, dass sie Michaelas Kopf in ihren Schoß legen konnte. Tanja strich sanft durch Michaelas Haar, massierte vorsichtig ihre Schläfen.
    »Und? Wie war’s?« fragte Michaela schicksalsergeben.
    Tanja zögerte. »Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht . . .«
    Michaela hob kurz den Kopf. »Nachgedacht? Du musst doch wissen, ob es dir gefallen hat.«
    Tanja sah geradeaus, spielte abwesend mit Michaelas Haar. »Seine Küsse waren leidenschaftlich, sein Körper – nicht so weich wie deiner. Die Sache selbst, ich weiß nicht. Ich habe ja auch keine Vergleichsmöglichkeiten«, beschwerte sie sich fast ein wenig.
    Michaela beherrschte sich, nicht loszuprusten. Manchmal haute Tanja Dinger heraus . . . Und überhaupt: »Woher willst du wissen, dass mein Körper weicher ist?«
    »Schon vergessen, dass du bei mir übernachtet hast?«
    Natürlich nicht. Nur ging Michaela nicht davon aus, dass Tanja noch in Erinnerung war, wie sich ihr Körper anfühlte. Tanja hatte zwar ihren Arm um sie geschlungen –  was ausreichte, dass du fast kein Auge zubekamst – aber dass sie das als Vergleich heranzog . . .
    »Ich weiß auch nicht«, meinte Tanja. »Ich habe mehr erwartet. Deshalb habe ich ja den ganzen Tag darüber nachgedacht.«
    »In welcher Hinsicht? Hast du es bereut?«
    »Nein.« Tanja tat sich schwer. »Ich frage mich nur, ob das alles ist. Ich hatte nicht das Gefühl, ohne das nicht leben zu können. Oder ohne Christian. Du hast gesagt, Vertrauen, Toleranz, dass man den anderen mag, und Sex: Das ist Liebe. Nun, die Voraussetzungen sind gegeben, – und trotzdem . . .« Tanja gestikulierte hilflos mit der Hand in der Luft herum. »Da muss doch noch mehr sein! Weil, wenn nicht, dann ist es den ganzen Aufstand, den man um die Sache macht, nicht wert.«
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass du meine Worte als Definition für deine . . .«, Michaela suchte nach dem richtigen Wort, ». . . Forschungen zugrundelegst. Natürlich war das nur eine grobe Kurzfassung.« Tanja ist nicht in Christian verliebt!
    »Toll!« rief Tanja aus. »Das sagst du mir jetzt! Und wie ist die genaue Beschreibung?«
    Michaela sann nach. Nun sehr viel leichteren Herzens. »Du fühlst ein Kribbeln im Bauch, sobald die Person, die du liebst, in deiner Nähe ist. Du denkst, es wäre genug, wenn nur du und dieser Mensch auf der Erde leben würden. Du setzt all deine Hoffnungen in diese Person, verbindest alle deine Zukunftspläne mit ihr. Von diesem Menschen enttäuscht zu werden bricht dir das Herz.«
    Tanja hörte still zu. »Trifft all das auf Vanessa und dich zu?«
    »Nun ja.« Michaela räusperte sich. Anfangs schon. Mittlerweile . . . »Im großen und ganzen.«
    Das Kribbeln war weg. Vanessa zog lieber mit ihren Freundinnen um die Häuser als mit ihr. Aber sie wohnten zusammen, stritten eigentlich nie. Sie hatten ungefähr die gleichen Vorstellungen von dem, was sie im Leben erreichen wollten. Sie kamen gut miteinander aus. Die Leidenschaft war ohne Frage abgeebbt, aber das war doch normal. Kein Paar, dass drei Jahre zusammenlebt, hat jeden Tag Sex. Die das behaupten, lügen ganz sicher.
    »Weißt du, die Liebe verändert sich im Laufe der Zeit«, versuchte Michaela zu erklären. »Der Alltag kriegt einen irgendwann wieder ein. Nur von Luft und Liebe kann man nicht leben.«
    »Wann hast du das letzte Mal mit Vanessa geschlafen? Und wie war es?« wollte Tanja wissen.
    Darüber wollte Michaela nun wirklich nicht mit Tanja reden. »Die Frage ist mir zu intim. Entschuldige.«
    »Aber du hast mich eben doch auch gefragt, wie es mit Christian war, und ich habe geantwortet.«
    Du hast ja auch nur auf meine Frage gewartet! Michaela seufzte. »Vor vier Wochen«, ergab sie sich dennoch. »Und es war – eben mal wieder an der Zeit.«
    Im Grunde genommen war es nur dazu gekommen, weil sie Vanessa daran erinnert hatte, dass ihre Hormone in Aufruhr waren. Vanessa hatte die Nachricht sachlich entgegengenommen. Michaela erinnerte sich, dass sie befürchtet hatte, Vanessa würde ihren Terminkalender holen und nachsehen, welchen Abend es am besten passen würde. Als sie sich dann geliebt hatten, hatte es sich angefühlt wie eine lästige Sache, die es hinter sich zu bringen galt. Komisch. Erst jetzt, da Tanja fragte, wurde Michaela das richtig

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