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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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würde. Vor allem aber, um Nick wiederzusehen. Er hatte exakt meine Größe (ein Meter zweiundachtzig), dunkelblondes Haar, entsprechend der Dienstvorschrift kurz geschnitten, hellblaue Augen, den Body eines Schwimmers und Grübchen! Er sah aus, wie einem Kalender mit Männer-Akten entsprungen. Ich habe gegen das Gesetz verstoßen, Officer, bitte nehmen Sie mich fest!
    Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal Sex gehabt hatte. Aber Nick mit den Augen zu vernaschen kam Sex sehr, sehr nahe. Dass wir uns richtig verstehen: Ich bin nicht prüde. Nur wählerisch. Sehr, sehr wählerisch. Ich verdiene die gleiche Behandlung wie die schönsten und teuersten Schuhe, die ich mir jemals würde leisten können. Was viel heißen will bei meinem mickrigen Sekretärinnengehalt. Ganz egal, wie viel Geld mein Vater mir hinterherwirft, ich würde niemals Schuhe davon kaufen. Es wären nicht meine. Es wären seine. Und so spare ich eben monatelang für die verdammten Dinger, denn sie sollen ja schließlich an meine Füße.
    Und das bin ich, in wenigen Worten: Elizabeth Taylor (lassen Sie stecken! Ich habe jeden Witz über meinen Namen mehr als einmal gehört), Single, einen Job ohne Zukunft (genau genommen nicht mal das), eine Katze als Mitbewohner.
    Ich bin so langweilig, dass sogar meine Katze jeden Monat dreimal abhaut, auf der Suche nach ein wenig Abenteuer.
    Wenn man vom Teufel spricht: Kam da nicht ihr verräterisches Miiiiauuuuu von der Straße herüber? Na, toll.
    Giselle hasste Schnee. Sie hatte sich wahrscheinlich nach 6

    einer kleinen Frühlingsliebelei umgeschaut und war in den Schneesturm geraten. Jetzt war sie da draußen und wartete darauf, dass ich sie rettete. Und wenn ich mich ihrer dann endlich erbarmte, wäre sie schrecklich beleidigt und würde mich den Rest des Tages keines Blickes mehr würdigen.
    Ich schlüpfte also in meine Stiefel und lief in den Hof.
    Es schneite immer noch, und ich konnte Giselles kleinen Schatten mitten auf der Straße ausmachen. Ich rief zehn Sekunden lang nach ihr, ohne Erfolg (warum rufe ich nach Katzen?), und stapfte dann über den Hof auf sie zu. Normalerweise war das kein Problem, denn ich lebte am Ende einer ruhigen Straße. Aber bei dem Schneetreiben auf der vereisten Straße sah der Fahrer mich nicht rechtzeitig. Und als er mich endlich bemerkte, tat er genau das Falsche.
    Er trat mit voller Kraft auf die Bremse. Damit war mein Schicksal besiegelt.
    Sterben tut nicht weh. Das klingt vielleicht wie eine Phrase. Oder wie dummes Geschwafel, um den Menschen die Angst vorm Abkratzen zu nehmen. Aber glauben Sie mir, wenn so etwas passiert, ist Ihr Körper derart traumatisiert, dass er alle Nervenleitungen dicht macht. Ich hatte keine Schmerzen, fühlte noch nicht einmal die eisige Kälte, obgleich es an diesem Abend minus zwölf Grad waren.
    Ich muss gestehen, dass ich nicht gut reagierte. Der Wagen kam auf mich zugefahren, und ich starrte in die Schein-werfer wie ein erschrockenes Reh. Ein großes, doofes, blondes Reh, das gerade ein Vermögen für Strähnchen ausge-geben hatte. Ich rührte mich keinen Zentimeter, obwohl es doch um mein Leben ging.
    7

    Giselle dagegen rührte sich. Das undankbare, kleine Biest machte, dass es wegkam. Ich dagegen wurde durch die Luft geschleudert. Der Wagen traf mich mit einer Geschwindigkeit von sechzig Stundenkilometern, was nicht zwangs-läufig lebensbedrohlich war, und schleuderte mich gegen einen Baum, was totsicher lebensbedrohlich war.
    Wie gesagt, es tat nicht weh. Aber ich fühlte einen ent-setzlichen Druck auf meinem ganzen Körper. Ich hörte, wie etwas brach. Ich hörte, wie mein eigener Schädel zersprang.
    Es hörte sich an, als würde jemand in meinem Ohr Eis kauen. Ich fühlte, wie ich blutete, fühlte Flüssigkeit aus mir herausrinnen. Meine Blase entleerte sich ungewollt –
    zum ersten Mal seit sechsundzwanzig Jahren. Mein Blut im Schnee sah in der Dämmerung schwarz aus.
    Das Letzte, was ich sah, war Giselle, die auf meiner Veranda saß und darauf wartete, dass ich sie hineinließ.
    Das Letzte, was ich hörte, waren die Hilferufe des Fahrers.
    Na ja, nicht wirklich das Letzte. Aber Sie wissen, was ich meine.
    8

    2
    Tot zu sein bringt einen ins Grübeln. Man denkt darüber nach, was man in seinem Leben alles vermasselt hat. Oder ganz einfach verpasst hat.
    Zugegeben, mein Leben war nicht besonders aufregend gewesen, aber ich hätte es trotzdem gerne länger als lum-pige dreißig Jahre gelebt. Und bei dem

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