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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Irrer.
    Vom ersten Tag an hatte mein Stiefmonster mich als Rivalin um die Gunst meines Vaters betrachtet. Schlimmer noch: Wann immer mir etwas wirklich wichtig gewesen war, hatte sie die Depressionskarte ausgespielt, um sich zu drücken. Doch schon eine Woche nach unserem ersten Kennenlernen hatte mir das nichts mehr ausgemacht und war mir eigentlich auch ganz recht gewesen.
    Ich ging in die Küche, um meine Katze zu füttern, und stellte fest, dass sie schon wieder abgehauen war. Sie war sehr abenteuerlustig, mein kleiner Mitbewohner Giselle, obwohl ich manchmal den Eindruck hatte, ich wäre ihr Mitbewohner. Ein Blick auf die Uhr – oje, noch nicht einmal Mittag. Genug Zeit, um die Schmutzwäsche zu versorgen und sich die Augen aus dem Kopf zu heulen. Ein perfekter Tag.
    Alles Gute zum Geburtstag.
    Wie das Leben so spielt: Ein Schneesturm kam auf (eher ungewöhnlich für April), und meine Party fiel aus. Auch gut. Ich hatte ohnehin keine Lust gehabt, auszugehen, ein gut gelauntes Gesicht aufzusetzen und zu viele Daiquiris zu trinken. Das Einkaufszentrum ist toll, aber für überteuertes Zeug, streitlustige Wochenendbesucher und Sechs-Dollar-Drinks muss ich in der richtigen Stimmung sein.
    3

    Mein einziger Lichtblick an diesem Tag war Nicks Anruf um acht Uhr. Nick Berry war ein super Detective drüben in St. Pauls. Vor einigen Monaten war ich Opfer eines Überfalls geworden und . . .
    Na ja, »Überfall« war vielleicht untertrieben. Etwa so, als fände man den Zweiten Weltkrieg »bedauerlich«. Ich möchte nicht gerne darüber sprechen – noch nicht einmal daran denken. Eines Tages hatte sich nämlich ein Haufen Irrer auf mich gestürzt, als ich gerade aus Khans Mongoli-schem Grill gekommen war. Dort gab es ein »All you can eat«-Buffet für elf Dollar fünfundneunzig, Salat, Dessert und Getränke inklusive – kein schlechter Deal, wenn es einen nicht störte, dass die Klamotten anschließend für einige Stunden nach Knoblauch rochen. Ich habe immer noch keine Ahnung, was meine Angreifer eigentlich von mir wollten. Kein Raub, kein Vergewaltigungsversuch, kein wirres Gequatsche von irgendwelchen Verschwörungen auf höchster Ebene.
    Sie waren buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht, als ich noch gähnend nach meinen Schlüsseln gesucht hatte.
    Sie umzingelten mich, kratzten und bissen wie ein Haufen tollwütiger Eichhörnchen, während ich sie mit den Absätzen meiner Manolo Blahniks zurücktrieb und so laut ich konnte um Hilfe schrie. Danach hatte ich drei Tage lang nur noch flüstern können. Zu allem Überfluss stanken sie furchtbar, etwa so wie meine Küche, wenn ich vor der Ur-laubsfahrt nach Cape Cod vergessen hatte, den Müll zu entsorgen. Alle hatten lange Haare und unheimliche, farbi-ge Augen. Und die ganze Zeit über sprachen sie kein Wort mit mir.
    4

    Hilfe war nicht aufgetaucht, aber die Typen hatten schließlich trotzdem den Rückzug angetreten. Vielleicht hatte sie meine Stimme nervös gemacht. Wenn ich schreie, heulen die Hunde. Oder sie mochten den Knoblauchge-ruch nicht. Was immer es war – sie flohen, Hals über Kopf.
    Als ich an meinem Auto lehnte und versuchte, nicht in Ohnmacht zu fallen, sah ich, dass einige sogar auf allen vieren krabbelten. Ich kämpfte tapfer darum, das Buffet, den Ingwertee und das Sesambrot bei mir zu behalten. Zu schade, wenn auch noch die elf fünfundneunzig zum Teufel gewesen wären! Dann nahm ich mein Handy und rief die 911.
    Detective Nick übernahm den Fall und verhörte mich im Krankenhaus, während die Bisswunden desinfiziert wurden. Alle fünfzehn. Der Assistenzarzt, der sich an mir zu schaffen machte, roch nach Koriander und summte die ganze Zeit über die Titelmelodie von Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Und zwar falsch. Was mir tatsächlich mehr auf die Nerven ging als das Brennen des Antisepti-kums.
    Das war im Herbst gewesen. Seitdem waren immer mehr Leute überfallen worden, Männer ebenso wie Frauen, ohne Unterschied. Die beiden Letzten hat man tot aufgefunden.
    Ich hatte also allen Grund zur Angst – einer Scheißangst sogar –, und schwor, nicht wieder zu Khans zu gehen, bis die schrecklichen Typen gefasst wären. Aber vor allem war ich dankbar, dass mir nicht mehr passiert war.
    Detective Nick hat dann noch einmal angerufen. Wir quatschten ein bisschen und – lange Rede, kurzer Sinn –
    ich versprach, noch einmal das Große Buch der Bösen 5

    Jungs durchzublättern. Zum einen, weil ich mich dann nicht mehr ganz so hilflos fühlen

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