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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Ahnung hatten, dass sie ihr Geld einem Psychopathen anvertraut hatten.
    Aber er bezahlte mich gut. Darüber hinaus hatte ich einen Tag in der Woche frei, weil ich an den anderen vier Tagen zehn Stunden arbeitete. So einen Job kündigte man nicht so einfach. Woanders hätte ich sehr viel länger für meine Schuhe sparen müssen. War ich darum nun käuflich?
    An diesem Tag blieb ich als Einzige bis fünf Uhr nachmittags. Die Empfangsdame war um halb fünf gegangen, alle anderen bereits eine Stunde vorher, nach Schließung der Börse. Aber Tom lebte in der ständigen Angst, einen lebenswichtigen Anruf zu verpassen, also musste ich jeden Tag bis fünf bleiben. Auf diese Weise konnte ich meinen Lektürerückstand aufholen.
    Am Abend sollte ich ausgerechnet Todds Neffen treffen.
    Der hatte mir versichert, sein Neffe und ich würden ganz toll zusammenpassen. Normalerweise ließ ich mich auf keine Blind Dates ein. Sie führten einfach zu nichts. Aber ich war einsam und seit mehr als einem Jahr mit niemandem mehr ausgegangen. Für Clubs war ich zu alt, für Bingo zu jung. Also traf ich Todds Neffen.
    Großer Fehler. Er war einen Kopf kleiner als ich. Mich störte das nicht. Die meisten Männer waren kleiner als ich. Aber es gab Typen, die nahmen das persönlich. Als 15

    wäre ich aus reiner Boshaftigkeit so groß geworden, als wäre es Teil meines ganz persönlichen diabolischen Plans.
    Gerry, der Neffe, war einer dieser Typen. Er sah zu mir hoch, dann schnell weg, um dann erneut hilflos zu mir aufzuschauen, wie geblendet (oder war das etwa Entsetzen in seinen Augen?) von meinen langen Beinen.
    Erst riss er ein paar schmutzige Witze. Dann ergötzte er mich mit Storys darüber, wie er die geizigen, gierigen Juden in seinem Wirtschaftsprüfungsunternehmen mit Witz und Verstand ausstach. Anschließend klärte er mich darüber auf, dass die USA alle Dritte-Welt-Länder in die Luft jagen und den Terrorismus mit einem Schlag beenden sollten (mit Terror, nehme ich an). Dann hatte ich genug. Seelen-verwandte waren wir nicht. Mir war es recht. Ich hasse Datings.
    Ich stimmte einem Gutenachtkuss nur zu, um zu erleben, wie er sich nach mir strecken musste. Er stand auf Zehenspitzen, während ich mich zu ihm hinunterbeugte. Weiche, feuchte Lippen trafen die Gegend zwischen meinem Kinn und meinem Mund, und ich erschnupperte einen Hauch von Bier und Knoblauch. Der Knoblauch störte mich nicht, aber Bier hasste ich wirklich. Als ich den Schlüssel ins Schloss rammte, um endlich ins Haus zu gelangen, brach ich mir fast das Handgelenk.
    Das also war ein Tag in meinem Leben. Was für eine Verschwendung. Und jetzt war ich tot. Und ich hatte doch noch gar nichts erlebt. Absolut nichts.
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    3
    Als ich die Augen aufschlug, war um mich herum pech-schwarze Dunkelheit. Als Kind habe ich einmal eine Kurz-geschichte gelesen, in der ein Priester in die Hölle kam und dort entdeckte, dass die Toten keine Augenlider hatten. Sie konnten also die Augen vor den Schrecken der Hölle nicht verschließen. Ich hingegen konnte nichts sehen. Also war ich nicht in der Hölle.
    Ich reckte mich versuchsweise ein wenig und stellte fest, dass ich mich in einem kleinen, geschlossenen Raum befand. Ich lag auf hartem Untergrund, aber die Seiten meines kleinen Käfigs waren weich gepolstert. Ein merkwürdiges Krankenhauszimmer. Und die Medikamente waren offenbar phänomenal: Mir tat überhaupt nichts weh. Wo waren denn die anderen? Warum war es so ruhig?
    Ich bewegte mich ein bisschen heftiger. Dann hatte ich einen Geistesblitz und setzte mich auf. Mein Kopf knallte gegen etwas Festes, das aber nachgab und nach einem Schubs den Weg freigab. Ich setzte mich auf und blinzelte in die Dunkelheit.
    Zuerst dachte ich, in einer großen Industrieküche gelandet zu sein. Dann merkte ich, dass ich in einem Sarg saß.
    Einem weißen Sarg mit goldenen Schnörkeln an den Seiten und vornehmem pinkfarbenem Satinfutter. Igitt! Er stand auf einem breiten Tisch aus Edelstahl. Der Tisch stand 17

    mitten im Raum, an dessen Längswänden sich mehrere Waschbecken in einer Reihe befanden. Einen Herd sah ich nirgendwo. Nur ein paar merkwürdig aussehende Instru-mente und eine Make-up-Tasche in Industriegröße. Es war also keine Großküche . . . es war . . .
    Ich machte solch einen Satz, dass ich mir fast etwas brach.
    Voller Panik sprang ich aus dem Sarg, wobei er mit mir vom Tisch rutschte und wir gemeinsam auf den Boden knallten. Ich fühlte den Schmerz in meinen Knien, aber er war mir

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