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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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alte, reiche weiße Mann, der du nun einmal bist.« Verärgert schwang ich mein Bein vor und hätte mir fast an einem der Bettpfosten einen Zeh gebrochen. Die Superkräfte und -schnelligkeit einer Untoten zu besitzen bedeutet noch lange nicht, dass auch die Zehen unverwundbar sind.
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Wie solltest du auch! Du bist eben ein Mann, und ein reicher, weißer Mann dazu, falls du das noch nicht kapiert haben solltest. Deine einzigen Aufgaben zu Thanksgiving bestanden darin, Massenmord zu begehen, Fußball zu sehen und Truthahn-Hosen zu tragen.«
    Sinclair blinzelte mich verständnislos an. Wie eine Eule. Wie eine große, blasse, hinreißende, gut gebaute Eule. »Truthahn-Hosen?«
    Ich winkte ab. »Du weißt schon. Jogginghosen. Hosen, die so elastisch sind, dass du Truthahnbraten in dich hineinstopfen kannst, bis du platzt.«
    »Bei mir zu Hause war Thanksgiving ein wenig anders«, sagte er erstaunt und ein wenig gekränkt.
    »Das ist ja wohl eine fette Lüge, mein Alter.«
    »Außerdem kann ich es nicht ausstehen, wenn du mich Alter nennst.«
    »Als ob mich das kümmern würde, mein Alter! Hör zu: Vom allerersten Thanksgiving bis zu dem in drei Wochen ist Thanksgiving ein Feiertag, der Frauen stresst. Haben wir etwa Zeit, nach dem ganzen Ausnehmen und Stopfen und Braten den Truthahn zu genießen? Wohl nicht. Wir sind ja vollauf damit beschäftigt, frische Braten- und Cranberrysauce aus der Küche zu holen … bevor wir putzen, auf die Knie fallen und um Kraft beten, damit wir bis Weihnachten durchhalten. Dann wird gespült, und der Kreislauf beginnt von vorn. Das ist unmenschlich. Da ich kein Mensch mehr bin, muss ich es wissen. Außerdem ist Thanksgiving eine Verschwörung, um uns an unsere Besen zu ketten.«
    »Haben wir denn einen Besen?«
    »Aber bestimmt.« Die Küche war so groß wie ein Fußballfeld, die Arbeitsflächen stets sauber und glänzend, der Boden eine schimmernde, saubere Fläche. Und es roch nach Zitronen und altem Holz. Wahrscheinlich besaßen wir ein Dutzend Besen. Eine Batterie von Besen. Und diskretes, überbezahltes Hauspersonal.
    »Aber, mein Herz, du musst doch gar nichts davon tun. Du musst nicht ausnehmen, stopfen und braten – du weißt hoffentlich noch, was du alles hergebetet hast. Ehrlich gesagt bin ich sicher, dass du so etwas noch nie getan hast.«
    »Darum geht es doch gar nicht … ich versuche gerade, einen Lanze für den Feminismus zu brechen.«
    »Feminismus?«
    »Ja, du weißt doch, diese lästige Idee, dass Frauen den Männern gleichwertig sind. Und sag nicht Feminismus in einem Ton, als ob du das Wort noch nie gehört hättest, du chauvinistischer Mistkerl.«
    Mein Ehemann trug einen Ausdruck zur Schau, den ich nur zu gut kannte: Er war belustigt und verärgert zugleich und sah aus, als bekäme er im nächsten Moment Migräne. »Natürlich habe ich dieses Wort schon einmal gehört, mein Liebes, und … «
    Zu spät! Nichts würde ihn mehr vor meinem Vortrag retten. »Wir Feministinnen mussten den Feminismus erfinden, um die zügellose Unterdrückung und all das zu stoppen.«
    »Wie wirst du denn unterdrückt?«
    Ich starrte ihn offenen Mundes an. »Wie ich unterdr… – siehst du etwa meine Möpse nicht, die mich doch ganz offensichtlich als Mitglied der Unterdrückten ausweisen?«
    »Aber du wirst nicht unterdrückt. Du bist reich … «
    »Es ist dein Geld.« Ich überlegte kurz. »Und vor dir hat es Jessica gehört.«
    »Na gut. Aber du hast Zugang zu Geld, können wir es dabei belassen? Dein Vater hat großartig verdient, und du hattest immer Zugang zu seinem Vermögen. Ich habe dich niemals ein Fenster putzen oder einen Truthahn stopfen sehen.«
    »Ach so. Weil Sinclair der Große es nie gesehen hat, ist es auch niemals geschehen?«
    »Mein Liebes, ich werde dir ewige Huldigung erweisen und diesen Streit sogleich fallen lassen, vorausgesetzt … «
    »Huldigung, toll, der Klang gefällt mir. Ich hätte gern Huldigung in rauen Mengen, aber es ist schon seltsam, dass du so früh aufgibst … «
    »Vorausgesetzt, du verrätst mir, wo die Besen sind.«
    Ich brach mitten im Satz ab. Ich blinzelte. (War Blinzeln überhaupt nötig? Ich musste nicht mehr aufs Klo, ich menstruierte nicht mehr, ich schwitzte nicht und ich rülpste nicht. Musste ich blinzeln, oder konnte mein toter Augapfel sich von selbst befeuchten … und warum zum Henker dachte ich in diesem Moment überhaupt an Tränenflüssigkeit?!)
    »Obwohl mich dein momentanes Schweigen freut,

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