Undercover
blickt.
»Ich muss etwas trinken«, sagt Lamont. »Und Sie?« Ein knappes Lächeln, kaum Augenkontakt.
Das kann für sie nicht leicht sein. Lamont sucht den Kellner, findet, es wäre schön, eine Flasche Wein zu trinken. Weiß oder rot? Es ist Win egal.
»Warum haben Sie das getan?« Sie glättet die Leinenserviette auf ihrem Schoß, greift nach dem Wasser. »Uns beiden ist klar - und nur zur Erinnerung -, dieses Gespräch wird nie stattgefunden haben.«
»Warum machen Sie sich dann die Mühe?«, fragt Win. »Warum laden Sie mich zum Essen ein, wenn Sie sowieso nur darüber sprechen wollen, dass es nichts zu reden gibt, und von mir nur das Versprechen wollen, dass wir uns nie wieder darüber unterhalten? Oder was auch immer Sie gerade meinten.«
»Ich bin nicht in der Stimmung für Ihre Spitzfindigkeiten.«
»Dann erzählen Sie einfach. Ich bin ganz Ohr.«
»Foundation of International Law«, sagt sie. »Die Stiftung meines Vaters.«
»Ich glaube, wir wissen inzwischen alle, was FOIL ist. Oder was Sie daraus gemacht haben. Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine Deckorganisation, um die Person zu schützen und abzuschirmen, die für Millionen Dollar eine Viktorianische Ruine gekauft hat, die zu renovieren Jahre dauern wird. Schade, dass Sie sich keine andere Firmenbezeichnung zugelegt haben. Muss mich schon wundern über das schlechte Karma, einen Namen zu wählen, der mit einem Vater verbunden ist, der Sie immer behandelt hat, als wären Sie …«
»Ich glaube, Sie können es sich wirklich nicht erlauben, so über meinen Vater zu sprechen.«
Der Kellner kommt mit einem silbernen Flaschenkühler und einer teuren Flasche Montrachet. Er entkorkt den Wein. Lamont probiert. Als zwei Gläser gefüllt sind und der Kellner fort ist, liest Lamont die Speisekarte.
»Ich weiß nicht mehr, was Sie hier sonst immer nehmen.« Themenwechsel.
»Ich kann es mir mehr als jeder andere leisten, über Ihren Vater zu sprechen. Denn letzten Endes, Monique, liegt es an ihm, dass Sie sich in ein derartiges Schlamassel hineingeritten haben …«
»Ich will mir nicht Ihre Version dessen anhören, was ich getan haben könnte.« Sie nippt an ihrem Wein. »Wundert es Sie wirklich, dass ich noch ein Haus gekauft habe? Vielleicht wollte ich in dem anderen nicht mehr wohnen? Vielleicht verbringe ich dort nur noch sehr wenig Zeit? Fast gar keine? Ich habe mir sogar eine Suite im Ritz gemietet, aber die Fahrerei nach Boston und zurück ist ziemlich anstrengend.«
»Ich kann verstehen, warum Sie sich ein Haus gekauft haben. Ich verstehe, warum Sie das andere loswerden wollen - hab eigentlich nie verstanden, dass Sie noch eine Nacht länger dort schlafen konnten nach dem, was passiert ist.« Win spricht sehr vorsichtig. »Aber sehen Sie sich doch die Verkettung der Ereignisse an und wie die Emotionen, die ihnen zugrunde liegen, Sie in etwas geführt haben, was Sie nicht noch einmal erleben wollten. Nie wieder.«
Lamont schaut sich um, vergewissert sich, dass niemand lauscht, sieht nach draußen in den Regen, in die Gaslaternen und auf das glatte Kopfsteinpflaster. Kurz huscht Traurigkeit über ihr Gesicht.
»Ihr Vater starb letztes Jahr«, fährt Win mit leiser Stimme fort, beugt sich vor, die Ellbogen auf dem weißen Tischtuch. »Hinterließ Ihnen die Hälfte seines Besitzes. Nicht dass Sie vorher am Hungertuch nagten, aber jetzt haben Sie so viel, dass andere von einem Vermögen sprechen würden. Immer noch kein Grund für Ihr Verhalten. Sie waren noch nie ein Habenichts. Aber wenn Sie das Geld plötzlich mit vollen Händen zum Fenster rauswerfen, muss etwas anderes dahinterstecken. Hunderttausend Dollar für Klamotten, Auto und wer weiß, was sonst noch, alles in bar. Millionen für ein Haus, obwohl sie bereits eines haben, das mehrere Millionen wert ist, und dann mieten Sie ein Zimmer im Ritz. Immer mehr Geld, Cash, das von einer französischen Bank zu einer Bostoner Bank transferiert wird und von da zu wer weiß wie vielen anderen Banken.«
»Mein Vater hatte Konten in London, Los Angeles, New York, Paris, in der Schweiz. Wie sonst soll man große Geldsummen bewegen, wenn nicht über telegraphische Überweisung? Die meisten Leute laufen nicht gern mit einem Koffer voller Geld herum. Und ich habe meine Kleidung und meine Autos schon immer bar bezahlt. Zahle grundsätzlich nie etwas mit Kreditkarte, das schon in dem Moment an Wert verliert, wenn ich den Laden verlasse. Was das Haus in der Brattie Street angeht: Ich habe es
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